Wirtschaft
Amazon-Zusteller in Wien sorgen für Ärger
Das Amazon-Packerl wird vom Zusteller ohne Benachrichtigung vor der Tür hinterlassen? Passiert derzeit öfter, berichten verärgerte Kunden.
Seit Oktober verlässt sich der Online-Verkaufsriese Amazon nicht mehr auf die österreichische Post, sondern stellt die Pakete auch mit einem eigenen Lieferdienst zu. Dabei läuft aber offenbar nicht alles rund, wie mehrere Kunden mittlerweile berichten.
Dass das schon mal für erhitzte Gemüter sorgen kann, hat ein Wiener bewiesen, der im April mit seinem Wutrede auf einen "Post-Beidl" viral gegangen ist.
In Internet-Foren und gegenüber dem "Standard" machen die Wiener auch im aktuellen Fall ihrem Ärger Luft. Aber, worum geht's?
Ohne Nachricht
Die Packerl - derzeit oft mit kostbaren und teilweise teuren Weihnachtsgeschenken gefüllt - werden in vielen Fällen nicht korrekt zugestellt.
Betroffene beklagen sich über folgende Praktiken:
- Pakete werden einfach vor die Wohnungstür gestellt,
- manchmal fehlt sogar der Benachrichtigungszettel.
- Sendungen landen bei Nachbarn, die man oft gar nicht kennt.
Diese Vorgangsweise ärgert nicht nur, sie bewegt sich auch in einem rechtlichen Graubereich.
Genehmigung und Feuerpolizei
Eigentlich müsste der Amazon-Lieferdienst, bevor er Pakete einfach beim Nachbarn abgibt oder vor die Tür stellt, eine Genehmigung des Kunden einholen.
Abstellgenehmigung nennt sich sowas und laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) wäre eine solche notwendig. Die Österreichische Post hält sich an diese Regelung.
Gegen das Abstellen von Paketen am Gang vor der Wohnungstür hat auch die Wiener Feuerpolizei etwas einzuwenden. Laut geltendem Gesetz müssen die Gänge nämlich frei bleiben. Es dürfen keine brandgefährlichen Gegenstände abgestellt werden. Die Aufgabe, das zu kontrollieren, liegt bei der Hausverwaltung.
Zeit ist Geld
Und was sagt Amazon dazu? Der Kunde habe "die Möglichkeit einen konkreten Nachbarn als Empfänger oder einen bestimmten sicheren Ablageort anzulegen. (...) Wir legen Wert auf schnelle und zuverlässige Zustellung", sagte das Unternehmen dem "Standard".
"Schnell" scheint hier das wichtigste Wort zu sein. Dem Vernehmen nach haben Amazon-Zusteller nur wenige Minuten Zeit, um eine jede Lieferung abzuwickeln. Besonders in der Weihnachtszeit ist Zeit schließlich Geld. Aus Sicht von Amazon ist das Vor-die-Tür-Stellen also sinnvoll.
Amazon schickt einfach Ersatz
Verärgerten Kunden, die sich direkt an Amazon wenden, begegnet das Unternehmen unkompliziert großzügig. Geht ein Paket verloren, bekommt der Kunde eine kostenlose Ersatzlieferung oder Erstattung.
Das ist auch im Sinne des Konsumentenschutzes, denn ein einfach abgestelltes Paket (ohne Unterschrift des Emfpängers) - gilt als nicht ordentlich geliefert, das Diebstahlrisiko bleibt beim Lieferanten.
Eine rechtliche Verpflichtung, das Vor-die-Tür-Stellen zu unterbinden, gibt es aber nicht. Solange Amazon nur brav Ersatz leistet, wenn das Paket verschwindet, kann es so weitermachen wie bisher.
Keine Abholstation in Wien
Viele fragen sich dennoch: Warum macht Amazon das? Ein Grund könnte sein, dass es derzeit noch keine eigenen Amazon-Abholstationen in Wien gibt, vermutet der "Standard".
Die Packerl können für den Kunden also nirgends in Wien hinterlegt werden. Ist jemand nicht zuhause, würde das Paket zurück in das Verteilzentrum in Niederösterreich wandern. (red)