Scheibbs ist top
Am wenigsten Arbeitslose, aber auch Top-Bezirk kämpft
Dank seiner Unternehmen in der Metallindustrie kann der Bezirk Scheibbs auf niedrige Arbeitslosenzahlen bauen - die Abwanderung setzt jedoch zu.
2,5 Prozent Arbeitslose im Juni - voraussichtlich. "Das ist erneut der niedrigste Wert in ganz Niederösterreich", sagt Peter Müllner, der AMS-Geschäftsstellenleiter von Scheibbs. Beruhigende Zahlen angesichts steigender Arbeitslosigkeit im ganzen Bundesland - oder nicht?
Mehr offene Stellen als vorgemerkte arbeitslose Menschen - das ist derzeit eine Situation, die in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wünschenswert ist. Auch wenn die Zahl der arbeitslosen Menschen im Scheibbser Bezirk mit 444 Personen per Ende Juni um 75 mehr Arbeitssuchende als im Vergleichszeitraum 2023 aufweist.
"Metallindustrie funktioniert gut"
Warum es zu den niedrigeren Arbeitslosenzahlen kommt, erklärt Müllner auch mit dem Standort Scheibbs. "Wir haben historisch gesehen eine gut funktionierende Metallindustrie". Da wären die ZKW Gruppe in Wieselburg, die weltweit die Automobilindustrie beliefert. "Das Unternehmen legte in den letzten 15 Jahren eine beispiellose Expansion hin", weiß Müllner. Dazu gebe es noch die bekannte Welser Profile Austria GmbH, die ihre Produktion in Gresten hat.
"Dennoch auf der Hut"
Neben anderen, lokalen und kleineren "Motoren" am Industriesektor sind die beiden großen Unternehmen der Grund für niedrigere Arbeitslosenzahlen. Dennoch ist Grund zur Vorsicht und nicht zu Übermut gegeben. Auch, weil die Zahl der gemeldeten offenen Stellen zurückgehen würde. 485 wären im Bezirk noch frei, das sind aber um 15 Prozent weniger als im Juni 2023.
"Hauptproblem Abwanderung"
Das große Thema in Scheibbs sei die große Abwanderung. Das "einzig Positive" daran: Weniger Menschen im Bezirk rufen auch weniger Arbeitslose hervor - statistisch und kurzfristig gesehen. Mittel- bis langfristig fehlen diese Menschen jedoch am Arbeitsmarkt. "Den Fachkräftemangel haben wir praktisch seit 2009, dem Zeitpunkt der weltweiten Finanzkrise", sagt Müllner. Genauso wie die Wirtschaft auf Wachstum beruhe, tut das auch eine funktionierende Gesellschaft. "Auch bei uns haben sich die Firmen in den letzten Jahren Arbeitskräfte aus Ungarn und Rumänien importiert", meinte der AMS-Geschäftsstellenleiter.
Also Menschen vom Wegzug in urbane Räume abhalten? Berufliche Anreize vor Ort finden? "Wie das geht, das beschäftigt den kompletten ländlichen Raum", schloss Müllner ab.