Durch nur eine Unterschrift

Am Karfreitag wird auf diesen Autobahnen alles anders

Die FPÖ will den Luft-100er im Großraum Graz endgültig kippen. Schon zu Ostern sollen Autofahrer wieder Vollgas geben können – aber nicht überall.
Newsdesk Heute
14.04.2025, 20:45

Bei Autofahrern sorgte der temporäre 100er auf den Autobahnen im Großraum Graz schon lange für dicke Luft, bei den Anwohnern hingegen für das Gegenteil. Eine Evaluierung der Maßnahme durch die Technischen Universität Graz hatte erst im Herbst 2024 bestätigt, dass der "Luft-100er" eine deutliche Reduzierung der Schadstoffbelastung und eine besseren Luftqualität bringt. Das vielen "lästige" Tempolimit erkauft für geringen Einsatz große Wirkung. Ebenso wurde aber klar, dass der IG-L 100er alleine nicht ausreicht, um die Immissionsgrenzwerte einzuhalten.

Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) sprach sich deshalb bei der Präsentation der Ergebnisse im September noch deutlich für eine Fortführung der immissionsgesteuerten Verkehrsbeeinflussungsanlagen (VBA) aus: Der "Luft-100er" sei gekommen, um zu bleiben, hieß es. Lackner: "Es ist keine politische, sondern eine faktenbasierte Entscheidung".

„Im Evaluierungszeitraum wurden durch die VBA Anlage circa 800 kg verbrennungsbedingter Feinstaub der Partikelgröße PM­10 (10,6 % der Pkw-Emissionen) und 54 Tonnen NOX-Emissionen (9,5 %) eingespart. Der Kraftstoffverbrauch wurde um circa 2.800 Tonnen (4,6 %) und die CO2-Emissionen um circa 11.200 Tonnen reduziert.“
TU GrazEvaluierung der VBA-Umwelt Steiermark für den Betriebszeitraum 2023

FPÖ schafft Luft-100er (teilweise) ab

Das war vor der Wahl in der Steiermark am 24. November 2024 – und jetzt ist alles anders. Inzwischen regiert Mario Kunasek mit seiner FPÖ im Land. Und er trifft eine politische Entscheidung: Der von den Blauen so gehasste Luft-100er soll weg. Schon am Karfreitag (18. April) soll das Tempolimit, das die Schadstoffwolken entlang der Autobahnen im Zaum halten soll, gestrichen werden. Im Osterverkehr sollen alle wieder Vollgas geben dürfen.

"Wir entlasten nun täglich Tausende Pendler auf den Teilstrecken der Südautobahn A2 und Pyhrnautobahn A9", erklärt Landeshauptmann Kunasek der "Kronen Zeitung".

Hier fällt der VBA-gesteuerte Luft-100er:

  • A2 zwischen Graz-Ost und Sinabelkirchen
  • A2 zwischen Graz-West und Lieboch
  • A9 zwischen Gratkorntunnel und Knoten Peggau-Deutschfeistritz
  • A9 zwischen Graz-West und Leibnitz

Zwischen den Knoten Graz-Ost und Graz-West (Bereich Feldkirchen) bleibt der dort auf der A2 permanente "Luft-100er" hingegen bestehen.

"Mit Unterschrift wird IG-L-Symbol erlöschen"

Die entsprechende Verordnung ist bereits ausformuliert, schon ab 18. April – und damit früher als zuvor angekündigt – soll sie gelten. Der inzwischen blau gefärbte Umweltlandesrat Hannes Amesbauer will am Dienstag seine Unterschrift daruntersetzen: "Mit der unterschriebenen Verordnung wird das IG-L-Symbol erlöschen. So können die steirischen Pendler und alle Autofahrer wieder die auf Autobahnen vorgesehenen 130 km/h rund um Graz fahren, sofern keine geringeren Geschwindigkeiten aus anderen Gründen gelten."

Kunsaek begründet die Entscheidung mit dem ebenfalls durch die TU Graz im März veröffentlichten VBA-Ergänzungsbericht. Darauf basierend verlautbart das Land Steiermark seither: "Auf Basis der Ergebnisse der langjährigen Messreihen [...] kann hinsichtlich der flächendeckenden Belastung [...] davon ausgegangen werden, dass die aktuell geltenden Grenzwerte zum Schutz der menschlichen Gesundheit gemäß Immissionsschutzgesetz-Luft überwiegend eingehalten werden." Die Situation würde durch die technische Entwicklung der Fahrzeuge immer besser, meint er.

Belasteter Blick in die Zukunft

Dahinter steht jedoch ein großes ABER. Selbst das Land muss in seiner Veröffentlichung eingestehen: "Die Modellierungen zeigen, [...] dass eine durchgehende straßennahe Einhaltung des aktuell gültigen NO2 Jahresmittelgrenzwerts nicht gegeben war."

Auch der Blick in die Zukunft ist belastet. In dem TU-Ergänzungsbericht steht klipp und klar: Bei einem statischen Tempolimit von 130 km/h wird es mit den ab 2030 gültigen Grenzwerten eine "deutlich größere Anzahl an von Grenzwertüberschreitungen betroffenen Anrainern" geben.

Und was bringt es den Autofahrern? Sie kommen, im günstigsten Fall (!), dreieinhalb Minuten früher ans Ziel.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 14.04.2025, 20:58, 14.04.2025, 20:45
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