Wiedersehen nach 24 Jahren

Als Baby weggelegt  – jetzt traf er seinen Retter

Polizist Gene Eyster fragte sich immer, was wohl aus dem Säugling wurde, den er im Jahr 2000 gerettet hatte - nun gab es ein emotionales Wiedersehen.

Nick Wolfinger
Als Baby weggelegt  – jetzt traf er seinen Retter
Fröhliches Wiedersehen nach 24 Jahren: Matthew Hegedus-Stewart (l.), mittlerweile selber Polizist, und der pensionierte Gene Eyster
South Bend Police Departement

Am 22. Dezember 2000 wurde der Polizeibeamte Gene Eyster zu einem Wohnblock in South Bend (US-Bundesstaat Indiana) gerufen: Ein Mann hörte Babygeschrei aus einer Schachtel am Gang. Es waren jene des damals zwei Tage alten Matthew Hegedus-Stewart, von Eyster aufgrund der Weihnachtszeit kurzerhand "Baby Jesus" getauft. Er war eingewickelt in eine Decke und ein Flanell-Hemd. Eyster brachte den Säugling in ein Krankenhaus – und gab ihm einen Teddybären mit, den er kurzerhand auftrieb. "Ich wollte, dass er weiß, dass sich jemand um ihn kümmert", erinnert sich Eyster zurück.

Mutter konnte das Kind nicht behalten

Eyster startete eine öffentliche Suchaktion nach der Mutter des Babys mit einem Foto des Säuglings. Die Mutter konnte dann auch tatsächlich gefunden werden, jedoch wollte oder konnte sie das Kind nicht behalten. Sie wurde wegen Vernachlässigung eines Kleinkindes angezeigt. "Baby Jesus" wurde zur Adoption freigegeben. Zu Eysters Erleichterung, der sich immer wieder nach "seinem" Findelkind erkundigte, fand er bald ein neues Zuhause bei einer liebevollen Familie in der Kleinstadt östlich von Chicago.

"Baby Jesus" nach seiner Ankunft im Krankenhaus - noch hat er keinen Namen
"Baby Jesus" nach seiner Ankunft im Krankenhaus - noch hat er keinen Namen
South Bend Police Departement

Die Jahre vergingen und immer wieder fragte sich Eyster: "Was wurde wohl aus ihm? Und, Gott behüte, habe ich ihn jemals verhaftet? Lebt er noch?", wie er dem US-Onlinemagazin Today.com jetzt erzählte. 2019 ging Eyster nach 47 Dienstjahren schließlich in Pension.

Ein unerwarteter Anruf

Währenddessen war aus "Baby Jesus" ein Erwachsener geworden, der sich, wie das Schicksal so will, ausgerechnet für den Polizeiberuf interessierte. Und so trat er eines Tages zum Dienst an der selben Wache an, aus der damals die Polizisten zu seiner Rettung ausrückten. Zunächst bemerkte niemand diesen Zufall, bis eines Tages ein Kollege die Verbindung zwischen dem Findelkind und dem mittlerweile pensionierten Eyster herstellte.

Eines Tages läutete das Telefon bei Eyster, ein ehemaliger Kollege am Apparat: "Du wirst es nicht glauben, aber 'Baby Jesus' sitzt gerade direkt neben mir! Er ist mein Rekrut." Hegedus-Stewart wusste, dass als Baby in den Park Jefferson Appartements weggelegt wurde - das selbe Appartement und im selben Jahr, in dem Eyster ein Baby gerettet hatte.

Der Kreis schließt sich

Am 22. März trafen sich die beiden nun erstmals persönlich. "Du bist jetzt ein bisschen größer", scherzte der mittlerweile 70-jährige Eyster. Ihm bedeutete das Treffen mit dem nun erwachsenen Matthew, an den er so viele Jahre gedacht hatte, besonders viel, da er im Jänner seinen eigenen Sohn im Alter von 36 Jahren unerwartet verloren hatte. "Das Timing hätte nicht besser sein können, um die Leere, mit der ich gerade zu kämpfen habe, auszfüllen", sieht Eyster einen Kreis sich schließen.

"Danke für alles, was du für mich getan hast", entgegnete Hegedus-Stewart bei ihrem Wiedersehen. Mittlerweile ist er verlobt. Er und Jillian haben einen 14 Monate alten Sohn namens Aspen. Er wurde am selben Tag geboren, als Matthew dereinst adoptiert wurde. Im Juni erwarten die beiden ihr zweites Kind. "Da sind so viele Zufälle", kann es auch Eyster kaum glauben. "Ich habe mit einigen seiner Vorgesetzten gesprochen und alle sagten das Gleiche: Er ist ein gutherziger Beamter, ein guter Bursche. Seine Eltern haben einen großartigen Job geleistet bei seiner Erziehung."

Matthew Hegedus-Stewart mit seiner Verlobten und ihrem ersten Kind
Matthew Hegedus-Stewart mit seiner Verlobten und ihrem ersten Kind
South Bend Police Departement

Auch Hegedus-Stewart ist sichtlich berührt. "Als ich aufwuchs, war ich wütend. 'Warum ich?' Aber jetzt verstehe ich, dass meine Mutter überwältigt war und nicht wusste, was sie tun soll." Seinen Adoptiv-Eltern steht er nach wie vor sehr nahe: "Ich hatte wirklich Glück!".

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