Szene
"Alles gemacht": ORF-Star arbeitete als Bestatter
Sein Verleger hat ihm davon abgeraten, aber ORF-Moderator Patrick Budgen (40) hat jetzt seinen ersten Krimi geschrieben.
"Ich bin eigentlich überhaupt kein esoterischer Mensch", erzählt Patrick Budgen ("Wien Heute") im "Heute"-Talk, aber ich bin eines Tages in der Früh aufgewacht und habe mir gedacht, ich möchte einen Krimi schreiben." Und Budgen wusste auch gleich, wo dieser Krimi spielen sollte: Am Wiener Zentralfriedhof. "Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass ich so viel über den Zentralfriedhof für mein letztes Buch recherchiert habe", meint Budgen. Im letzten Jahr hatte Budgen das überraschend amüsante Sachbuch "Schluss – mit lustig! Wahre Wiener Begräbnisgeschichten" veröffentlicht.
„"Es gibt schon genug schlechte Krimis…"“
"Ich habe meinem Verleger von der Idee erzählt, dieser war aber nicht wirklich begeistert und hat gesagt: 'Es gibt schon zu viele schlechte Krimis', ich habe aber nicht lockergelassen", berichtet Budgen von seiner Hartnäckigkeit. Die Grundidee für "Die Holzpyjama-Affäre" (ab 21. Oktober) war auch schnell da: "Ein ehemaliger Journalist, der in seinem alten Job extrem gestresst war und die richtige Work–Life–Balance sucht, will am Zentralfriedhof als Bestatter neu durchstarten und einen ruhigen Arbeitsalltag genießen. Stattdessen wird er in eine Mörder-Jagd mit vielen Wendungen verwickelt, es ist sehr unterhaltsam."
Der ehemalige und seither nicht mehr so stressgeplagte Journalist Alexander Toth im Buch ist natürlich an Budgen selbst angelehnt und streckenweise kommt das auch immer wieder im Buch durch, aber Budgen meint auch: "Ich bin ganz gerne Journalist und ich möchte nicht am Zentralfriedhof arbeiten und auch nicht Bestatter werden." Recherchieren musste er - wie alle guten Krimiautoren - natürlich schon: "Ich war einen ganzen Tag bei der Bestattung als Praktikant tätig. Also von 7 Uhr in der Früh bis 16 Uhr und habe alles mitgemacht: Vom Umziehen bis hin zur Leichenabholung aus der Kühlkammer, wie die Bestatter die Trauersäle herrichten, wie sie ihre Mittagspause verbringen, was sie miteinander reden, was ihren trockenen Humor ausmacht, aber auch wie würdevoll und respektvoll sie dort mit den Toten und den Angehörigen umgehen."
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Beim Schreiben hat Patrick Budgen übrigens das Pferd von hinten aufgezäumt: "Man weiß sozusagen, wer der Mörder ist, was das Motiv ist und wie er es gemacht hat. Dann entwirft man den Plot von hinten bis nach vorne und schaut, wo kann man falsche Verdächtige hochziehen kann und wie kann man den Verdacht des Lesers wohin lenken kann." Das Täuschen der Leser hat Budgen sichtlich Spaß gemacht. Soviel Spaß, dass er jetzt schon über eine Fortsetzung nachdenkt: "Wenn es den Lesern gefällt, dann hätte ich schon Lust und hätte auch schon viele Ideen im Kopf…"
"Die Holzpyjama-Affäre" erscheint am Samstag, 21. Oktober bei edition a.