Bei Wien-Marathon
Aktivistin festgenommen? Schwere Vorwürfe gegen Polizei
Eine Klimaaktivistin beschuldigt die Wiener Exekutive, ohne Provokation aus der Zuschauermenge herausgepickt und festgenommen worden zu sein.
"Ich glaub', ich bin im falschen Film", ist Laila Fuisz (23) entsetzt. Die Sprecherin der Letzten Generation war heute beim Vienna City Marathon zugegen – aber, so sagt sie, eigentlich nur als Zuseherin. Dennoch wurde sie noch vor Beginn des Laufes von Polizisten aus der Menge geholt und festgenommen. Angeblich als einzige!
Kurios: Ihre Gesinnungsgenossen, die den Marathon kurz nach dem Start auf der Reichsbrücke gestört und Farbe verteilt hatten, – "Heute" berichtete – wurden hingegen nicht festgenommen. Der schwerwiegende Verdacht: Behördenwillkür.
"Das ist die, die alles macht, immer. Die behalten wir", zitiert Fuisz einen Polizisten im Anhaltezentrum. Sie habe eben ihren Anruf gemacht und bestätigt, dass es ihr gut gehe, als diese Worte fielen.
Am Telefon erklärte sie laut Presseaussendung der Letzten Generation: "Die Welt brennt oder steht unter Wasser. Menschen leiden oder sterben schon jetzt an den katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise. Aber der Staat nimmt uns, die friedlich darauf hinweisen, lieber fest. Das ist offenbar leichter, als endlich die allereinfachsten Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen".
"Störung der öffentlichen Ordnung"
Wann die 23-Jährige ihre Zelle wieder verlassen darf, ist ungewiss. Offiziell wurde sie wegen "Störung der öffentlichen Ordnung" festgenommen.
"Das Problem ist nur, dass Laila die öffentliche Ordnung gar nicht gestört hat. Sie war nur da. Offenbar war das heute Grund genug für eine Festnahme", kommentierte Sprecherin Marina Hagen-Canaval (27) die Festnahme.
"Ich frage mich, wann die Behörden endlich so rigoros gegen Politiker:innen vorgehen, die tatsächlich das Gesetz brechen und damit Menschenleben leichtfertig aufs Spiel setzen."
Das sagt die Polizei
Die Wiener Polizei wollte sich gegenüber "Heute" mit Verweis auf den Datenschutz anfänglich nicht zu der Causa äußern. Gegen 13 Uhr folgte dann doch eine schriftliche Stellungnahme:
"Die Personen, die sich an dem Aktionismus beteiligten, wurden einer Personenkontrolle unterzogen und angezeigt. Eine Person musste, da sie in der strafbaren Handlung verharrte, vorläufig, nach verwaltungsrechtlichen Bestimmungen, festgenommen werden. Bei der Durchsuchung wurden bei dieser Person Gegenstände wie Farbe, Kleber und eine Warnweste vorgefunden. Diese Person befindet sich derzeit in polizeilicher Anhaltung."
Polizeisprecherin Barbara Gass betont: "Durch das professionelle und rasche Einschreiten der Wiener Polizei musste der Marathon aufgrund dieser Aktionen zu keiner Zeit unterbrochen werden und konnte planungsgemäß abgehalten werden."
Früherer Zwischenfall
Es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass Laila Fuisz schwere Vorwürfe gegenüber der Polizei erhebt. Nach einem Farbprotest vor der Universität Innsbruck soll die Polizei "mit fragwürdiger Taktik und unter Vorschieben fadenscheiniger Erklärungen" versucht haben, das Handy der 23-Jährigen zu beschlagnahmen.
"Der Polizist, ein älterer Mann, drohte an, dass er mich nackt durchsuchen wolle. Das war für mich ein wirklich schrecklicher Moment. Ich hatte Angst, dass er es wirklich machen würde. Zum Glück hat er die Drohung nicht wahr gemacht", erzählte Fuisz von der Festnahme. "Heute" berichtete: