Nun droht die Räumung
Aktivisten besetzen leeres Haus in Wien-Alsergrund
Junge Aktivisten stürmten nun ein Haus in der Harmoniegasse, besetzten mehrere Wohnungen. Die Besetzer wollen das Gebäude renovieren und dort wohnen.
Schon seit längerer Zeit steht ein Zinshaus in der Harmoniegasse 10 fast leer. Nur zwei Mieter wohnen noch in dem schönen Altbau, beide sind schon seit über 30 Jahren hier. Seit Jahrzehnten gibt es keine neuen Mieter. 16 der 18 Wohnungen stehen leer. "Es wird gewartet, dass die Leute sterben oder ausziehen", berichtet ein Hausbewohner. Vor ein paar Tagen kam Leben in die kalten Mauern: Etwa 20 junge Leute besetzten das Gebäude, wollen es selbst sanieren und nicht länger beim Verfall zusehen.
Besetzer richten Wohnung ein
Eine Gruppe richtete sich bereits in einer der leeren Wohnungen ein, brachte Couchen und Matratzen in das Gebäude. Sie wollen länger in dem Haus bleiben und auf die Wohnraumpolitik hinweisen. Denn Konzerne würden Wohnungen als Kapitalanlage nutzen und so den Mietpreis in die Höhe treiben.
Bleirohre und WC am Gang
"Ich finde es super, dass das Haus besetzt ist. Alleine kann ich nichts ausrichten", so der Hausbewohner. "Wir haben hier noch Bleirohre was sehr gesundheitsschädlich ist. Wenn ich nicht 204 Euro zahlen würde, dann wäre ich schon längst weg. Ich kann mir einfach keine andere Wohnung leisten." Das Klo ist am Gang, geputzt wird fast nie. Nun sind wenigstens die Tauben weg und der größte Dreck ist entfernt worden.
"Weil die Stadt nichts macht, machen wir etwas mit dem Haus", so zwei der neuen Bewohner. Der Altbau mit den 18 Wohnungen soll wieder belebt und bewohnbar gemacht werden.
Besuch in besetzten Haus in Wien-Alsergrund
Haus bewohnbar machen
In einigen Fenstern fehlt das Glas, der Wind pfeift durch die Gänge. Die Wände sind feucht und im Innenhof bröckelt die Fassade ab. Seit knapp zwei Jahrzehnten wird das Haus, das 1907 als Armenhaus gestiftet wurde, von der Stadt Wien verwaltet. Diesem Zweck wird das Haus derzeit nicht gerecht– aus finanziellen Gründen, heißt es dazu aus dem Rathaus.
Wohnungen für soziale Zwecke reservieren
Die Stadt erwägt laut "Falter"-Bericht, das Baurecht für das Haus zu verkaufen – dann könnte renoviert und vermietet werden. Die Hälfte der dann wieder nutzbaren Wohnungen werde für soziale Zwecke reserviert und die Einnahmen kämen dem Stiftungszweck zugute, hieß es aus dem Büro von Sozialstadtrat Peter Hacker (SP).
Stadt droht mit Räumung
Die Besetzer sind offen, stellen sich den Nachbarn vor und haben am Montag, 21. April, Vertreter aus Stadt und Politik zum runden Tisch geladen. Die Stadt will einer längeren Besetzung nicht zusehen, eine erste Frist, bis Montag (22.4.) 12 Uhr das Haus zu verlassen, lief aber bisher ohne Folgen ab.