Deutsch-türkische Spannungen
"Absurd!" – Scholz zerlegt Erdogan vor großem Treffen
Kurz vor ihrem gemeinsam Treffen erhebt der Türkei-Präsident schwere Vorwürfe gegen den deutschen Kanzler. Dieser schießt in scharfen Tönen zurück.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich im Israel-Krieg klar auf die Seite der Hamas-Terroristen positioniert. Bei einer Gedenkveranstaltung sagte er, Israel versuche seit 75 Jahren "einen Staat auf Land zu errichten, das dem palästinensischen Volk geraubt wurde". Aufgrund seines "eigenen Faschismus" werde die Legitimität Israels "infrage gestellt".
"Vorwürfe sind absurd"
Wenige Tage vor dem geplanten Erdogan-Besuch in Deutschland bezog sich Bundeskanzler Olaf Scholz auf die Aussagen des türkischen Präsidenten. Israel sei ein Land, "das sich den Menschenrechte, das sich dem Völkerrecht verpflichtet fühlt und in seinen Aktionen auch dementsprechend handelt", sagte der deutsche Kanzler am Dienstag. "Und deshalb sind die Vorwürfe, die gegen Israel da erhoben werden, absurd. Und daran kann es gar keinen Zweifel geben".
Hamas-Terroristen als "Befreier"
Seit Wochen fließen aus Ankara Anti-Israel-Parolen, der türkische Präsident deklarierte klar seine Unterstützung für die Hamas. Seine Islam-Behörde verschickte sogar radikale Predigten in die ganze Welt, in der sie zur Auslöschung Israels aufruft. Erdogan bezeichnete die Hamas-Terroristen, die am 7. Oktober über 1.200 Menschen ermordeten als "Befreier". Vor Anhängern seiner AKP-Partei sagte er: "Hamas ist keine Terrororganisation, sondern eine Befreiungs- und Mudschaheddin-Gruppe, die für den Schutz ihres Landes und ihrer Bürger kämpft".
Spannung vor Treffen
Die Position des deutschen Kanzlers ist diametral anders – der Krieg in Israel wird wohl der große Streitpunkt ihres Treffens am Freitag in Deutschland. Scholz steht fest an der Seite des jüdischen Staates und unterstützt den Kampf gegen die Hamas-Terroristen. Anders als der französische Präsident Emmanuel Macron fordert Scholz keinen Waffenstillstand in Gaza.
Humanitäre Pausen wären sinnvoll, um etwa Verwundete aus dem Gazastreifen herauszuholen aber: "Ich gebe gerne zu, dass ich die Forderungen, die einige aufstellen, nach einem sofortigen Waffenstillstand oder einer langen Pause – was ja quasi das Gleiche ist – nicht richtig finde", sagte der Kanzler. Solche Forderungen würden bedeuten, "dass Israel die Hamas sich erholen lassen soll und wieder neue Raketen anschaffen soll, damit die dann wieder schießen können. Das wird man nicht akzeptieren können".