Opfer eingeäschert
Abschied von Carla – "etwas gefiel ihr nicht an ihm"
Am Mittwoch (26.6.) nahmen Freunde und Familie Abschied von Carla in der Feuerhalle Simmering. Die Chilenin war von ihrem Mitbewohner getötet worden.
In aller Stille nahmen Familie und Freunde Mittwoch (26.6.) um 13 Uhr Abschied von Carla S. (22). Die junge Chilenin wurde zuerst im Raum 2 der Feuerhalle Simmering aufgebahrt, ihre Überreste dann nach einer feierlichen Zeremonie dem Feuer übergeben. "Ihre geliebte Familie schätzt die Unterstützung und die Beileidsbekundungen, die sie in diesen dunklen Tagen erhalten hat, von ganzem Herzen", so die Chilenische Gemeinschaft in Wien auf Facebook.
Familie bringt Asche nach Chile
Die Urne mit der Asche von Carla soll in ihrer südamerikanischen Heimat zur letzten Ruhe gebettet werden. "Sie war eine fleißige, liebenswürdige und fröhliche Person", beschreiben Angehörige die viel zu früh ums Leben gekommene 22-Jährige.
Mutter erzählt Geschichtte
Mutter Laura war sofort nach der schrecklichen Tat nach Wien gereist, sprach nun über den Verlust ihrer geliebten Tochter Carla, von allen nur Carlita genannt. Für Wien habe sich ihre Tochter entschieden, weil sie hier bereits Leute kannte. "Das war einfacher für sie", so die Mutter. Zuerst sei es schwierig gewesen, ein Arbeitsvisum für Österreich zu bekommen. Als Carla im November in Wien landete, gab es dann bei der Wohnungssuche Probleme.
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"Er sagte nur Hallo"
Nach zwei Übergangslösungen sei Carla dann in einer WG in Wien-Floridsdorf untergekommen. Sie teilte sich die Wohnung mit Eduard (26), einem Rumänen mit psychischen Problemen. "Er sprach nie etwas, außer aus Höflichkeit Hallo zu sagen", so die Mutter zum chilenischen Portal "La Tercera".
"Ihr gefiel etwas nicht an ihm"
Die Mutter erinnert sich, dass ihr Carla nach einem Monat in der Wohnung sagte, dass "ihr etwas an ihm nicht gefiel, sie aber nicht wusste, was es war." Wahrscheinlich waren der Chilenin Anzeichen für die psychischen Probleme ihres Mitbewohners aufgefallen.
Carla sei mit der Hygiene in der WG nicht zufrieden gewesen. "Es ist irgendwie schmutzig, aber ich habe keine Lust, ihm etwas zu sagen, weil ich keinen Ärger mit ihm will", soll Carla ihrer Mutter am Telefon erzählt haben. Zu einem Auszug aus der Wohnung kam es leider nicht mehr.
Angreifer erschossen
Am 11. Juni stürmte der 26-Jährige mit einer Axt in das Zimmer der 22-Jährigen, die gerade in einem Video-Call mit Kollegen war. Carla hatte keine Chance, verstarb noch am Tatort. Der Angreifer ging mit der Axt auch auf einschreitende Polizisten los. Der Verdächtige konnte nur mit einem Schuss gestoppt werden, er verstarb auf der Straße vor dem Haus. Carlas Mutter Laura fordert einen besseren Schutz für Jugendliche mit Arbeitsvisum bei der Wohnungssuche.