Klima-Diskussion
Abfahrts-Star: "Der Skisport wird diskriminiert"
Am Freitag starten die Speed-Läufer endlich in die Ski-Saison. Nach den Klima-Debatten der letzten Wochen hat ein Abfahrts-Ass eine klare Meinung.
Ein dünnes Schneeband auf einem felsigen Hang, von Wintersport-Stimmung keine Spur – so präsentierte sich der Rettenbachferner in Sölden Mitte Oktober, also kurz vor dem Riesentorlauf-Saisonauftakt im Tiroler Skiort. Damals kam heftige Kritik auf, der viel zu frühe Saisonstart wurde angeprangert, die Bilder, die um die Welt gingen, taten ihr Übriges. Dass es letztendlich zwei Tage vor den Rennen in Tirol schneite, sich Sölden am Tag des Weltcup-Auftakts mit dem Damen-Riesentorlauf schließlich winterlich präsentierte, ließ die kritischen Stimmen kaum verstummen.
Den bisherigen Höhepunkt der Proteste gab es während des Männer-Slaloms in Gurgl, als der zweite Durchgang unterbrochen werden musste, weil Aktivisten der "Letzten Generation" ins Ziel stürmten. Ein Vorgehen, das der Österreichische Verband Ski Austria, genauso wie die Veranstalter, nicht nachvollziehen konnten.
"Skisport wird diskriminiert"
Am Rande des Speed-Wochenendes in Beaver Creek, wo zwei Abfahrten (Freitag, Samstag) und ein Super-G (Sonntag) auf dem Programm stehen, äußerte sich im "Blick" auch der Schweizer Abfahrer Niels Hintermann zur Klima-Kritik, die den Ski-Weltcup seit einigen Wochen umgibt. Und schoss mit Blick auf andere Sportarten zurück.
"In den letzten Monaten konnte man aufgrund der Berichterstattung in den Medien den Eindruck gewinnen, dass der Skisport die größte Belastung für die Umwelt darstellt", kritisierte Hintermann, der meinte, dass es gerade in den USA "genügen Beispiele" gebe, die zeigen würden, "dass der Ski-Zirkus sicher nicht das größte Problem darstellt. Der Skirennsport wird derzeit durch einige Medien diskriminiert. Unserem Sport wird im Vergleich zu anderen Sportarten unrecht getan", meinte der 28-Jährige, der mit dem "Diskriminierungs-Konter" eine Floskel von Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel aufgriff.
Hintermann erklärte weiter: Die Teams der NHL oder der NBA fliegen jeden zweiten Tag quer durch Amerika. Der Formel-1-Zirkus umrundet die Welt mehrmals im Jahr. Deshalb wehre ich mich dagegen, dass wir Alpine als Hauptschuldige dargestellt werden."
"Blöcke" in den USA?
Gleichzeitig hob der Schweizer Speed-Star und Sieger von zwei Weltcuprennen auch mahnend den Finger. Auch der Skisport könne sich verbessern. "Im letzten Winter sind gewisse Riesentorlauf- oder Slalom-Spezialisten für ein einziges Weltcuprennen von Europa nach Nordamerika geflogen", sprach Hintermann die heftig diskutierten Übersee-Trips der Alpinen an. Der Männer-Zirkus fliegt auch in diesem Winter zweimal in die USA. Rennen sollen laut dem 28-Jährigen "auf der ganzen Welt ausgetragen werden. Aber nicht mit einzelnen Rennen, sondern in längeren Blöcken", betonte Hintermann.
Ein gutes Beispiel ist auch der Trip nach Beaver Creek, wo nach der endgültigen Streichung von Lake Louise aus dem Weltcup-Kalender nur drei Speed-Läufe gefahren werden, bevor es wieder zurück nach Europa geht. Ende Februar reisen dann die Techniker für zwei Weltcup-Wochenenden in die USA.