In Aktien angelegt
97.000 € "Gewinn" für Wienerin, doch dann passierte das
Corinna (52) nahm zwei Kredite auf und investierte online vermeintlich erfolgreich in Aktien. Doch das Unternehmen war Fake.
Es war zu schön, um wahr zu sein: Innerhalb von drei Wochen machte Wienerin Corinna (52) einen Gewinn mit Aktien in Höhe von 97.000 Euro. Als sie sich den Gewinn auszahlen lassen wollte, verlangte das "Unternehmen" immer mehr Geld von ihr. Da wurde die 52-Jährige stutzig und erkannte, dass die E-Mail-Adresse des Unternehmens fake war – genau wie die Firma selbst.
In "Reingelegt!" (heute, 21.20 Uhr, ATV) erzählt Corinna, wie es den Betrügern gelungen ist, sie abzuzocken: "Diese Leute sind psychologisch geschult. Die sind skrupellos und haben keine Gefühle. Und, wenn man Geldprobleme hat, ist man besonders empfänglich, auf so etwas reinzufallen."
Beraterin schlug höhere Investition vor
Die 52-Jährige stieß auf Facebook auf die Anzeige einer Online-Anlage-Plattform, daraufhin googelte sie deren Bewertungen, die alle sehr positiv ausfielen. Corinna eröffnete daher ein Anleger-Konto und investierte erst einmal 250 Euro in Aktien: "Man konnte selbst eingreifen, wenn der Kurs fiel oder stieg. In wenigen Tagen hatte ich so 50 Euro Gewinn gemacht", erzählt sie.
Doch das war nur der Köder: Eine Beraterin schlug ihr daraufhin weitere Investitionsmöglichkeiten vor: "Es gab vier verschiedene Modelle mit verschiedenen Summen. Die Dame wusste, dass ich das Geld nicht zur Verfügung habe und mir einen Kredit aufnehmen muss."
Die Gen Z ist anfälliger für Online-Betrug als ihre Großeltern
„Ich habe gedacht: Ich kann jetzt alle meine Schulden bezahlen. Ich kann von null beginnen“
Obwohl die ehemalige Selbstständige nach einer überstandenen Krebserkrankung 15.000 Euro Schulden bei Freunden hatte, lieh sie sich 19.000 Euro von der Bank: "Ich habe gedacht: Ich kann jetzt alle meine Schulden bezahlen. Ich kann von null beginnen und habe keine Sorgen mehr."
Und scheinbar lief alles perfekt: Denn innerhalb von drei Wochen stieg der Gewinn auf 97.000 Euro. Als sich Corinna das Geld auszahlen lassen wollte, forderte das Unternehmen 19.600 Euro für eine angebliche Vorsteuer. Weil sie nur dadurch an den Gewinn kommen konnte, nahm sie erneut einen Kredit auf.
Unternehmen forderte immer mehr Geld
Schließlich erhielt sie ein E-Mail mit der Aufforderung, nochmals 10.000 Euro für die Validierung zu zahlen. Da wurde die 52-Jährige misstrauisch und entdeckte, dass die E-Mail-Adresse falsch war. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei, doch die insgesamt 38.600 Euro sind weg. Corinna steht nun vor einem Scherbenhaufen: "Ich habe nicht gewusst, was ich machen soll – ich muss ja die Raten zahlen. Das Ganze wird mich jetzt die nächsten sieben Jahre begleiten. Das tut sehr weh und macht große Angst."
Wie Corinna geht es vielen Österreichern: Fast täglich gibt es eine (Polizei-)Meldung zu einem Betrugsfall, allein im Jahr 2022 machte der Schaden der angezeigten Fälle über 60 Millionen Euro aus, wie in "Reingelegt!" berichtet wird. Doch die Dunkelziffer ist weit höher.
„Da gibt es Schicksale, wo Haus und Hof verloren gehen oder wo Geschädigte in die Psychiatrie eingeliefert werden müssen“
Doch die Folgen für die Opfer sind nicht nur finanziell oft fatal: "Es ist ganz schlimm. Da gibt es Schicksale, wo Haus und Hof verloren gehen oder wo Geschädigte in die Psychiatrie eingeliefert werden müssen oder sich selbst einweisen. Das Schlimme ist, es geht in ganz kurzer Zeit", meint Patrick Schreiner vom Bundeskriminalamt.
Viele Opfer schämen sich – zu Unrecht, wie Profilerin Patrica Staniek in der Sendung erklärt. Neben der Scham hindert Betroffene auch die Angst vor Freunden und Verwandten als dumm dazustehen davor, eine Anzeige zu machen.
Sextortion und Betrug auf "Vinted"
Dass nicht immer alles verloren sein muss, zeigt der Fall von Thomas. Er fiel auf Krypto-Anlagebetrüger herein, doch aufgrund seiner Anzeige und des schnellen Handelns der Staatsanwaltschaft konnte sein Geld gesichert und zurückgeholt werden. Wie das gelingen kann, berichtet Online-Scam-Experte und Rechtsanwalt Roman Taudes.
Weitere Themen in der Sendung: Sextortion (Epressung mit Nacktbildern) und Abzocke bei der Second-Hand-Plattform "Vinted". So berichtet Jung-Schlagerstar Felix Muhr (19), wie Kriminelle (erfolglos) von ihm Geld für gefälschte Nacktbilder forderten. Und Julia (25) erzählt, wie sie auf die "Vinted"-Masche hereingefallen ist.
Auf den Punkt gebracht
- Eine Wienerin investierte 38.600 € in Aktien, die sich als Fake herausstellten, nachdem sie zwei Kredite aufgenommen hatte
- Trotz positiver Bewertungen und anfänglichem Gewinn verlangte das Unternehmen immer mehr Geld, was die 52-Jährige stutzig machte
- Der Fall verdeutlicht die weit verbreiteten Betrugsfälle in Österreich, die oft zu finanziellen und emotionalen Folgen führen