Glattauer-Kolumne
8-jährige Kinder betteln im Netz um eine neue Lehrerin
Kolumnist Niki Glattauer berichtet von einer tollen Aktion: Volksschüler haben keinen Klassenvorstand und machen sich nun selbst auf die Suche…
Viral geht gerade im Netz eine ganz besondere Kleinanzeige. Dort, wo sonst Hunderln nach Frauerln oder einsame Herzen Zweisamkeit suchen, heißt es unter der Überschrift: "Wer will uns unterrichten?"
8-jährige Kinder betteln im Netz um Lehrerin
In ergreifenden Worten: "Wir sind die 2. Klasse von der VS Dürrnberg und wir suchen ab Anfang Dezember einen neuen Klassenvorstand für 17 bis 22 Stunden pro Woche. Wir sind 13 Schülerinnen und unser Integrations-Kind Maxi mit seiner Begleiterin. Wir sind lustig, fleißig, begabt. Haben die beste Klassengemeinschaft überhaupt in einer tollen kleinen Schule an einem der schönsten Plätze Salzburgs."
Herzerwärmend und traurig zugleich, wie 8-jährige Kinder (mit Hilfe ihrer Eltern) um eine Lehrerin betteln und damit das schulpolitische Versagen im Land demaskieren. Hintergrund am Dürrnberg: Die Lehrerin geht in Karenz, Nachfolgerin ist keine in Sicht. Und wie ich höre, hat die kleine Volksschule nahe Hallein seit den Herbstferien nicht einmal mehr einen eigenen Direktor...
Note: Sehr gut, Kinder!
"Matura uralt" gehört wirklich gekübelt
JA! (großgeschrieben). Natürlich ist der Vorstoß der Wiener Roten, die Matura zu kübeln, richtig – und zeigt, dass in Sachen Bildung endlich wieder jemand einen Salto vorwärts wagt. Zur Einordung: Maturanten soll es ja weiterhin geben, auch eine "Reifeprüfung" – z.B. (seit Jahren plädiere ich dafür) als fächerübergreifende, ganzjährige Abschlussarbeit, die vor einer Kommission präsentiert werden muss. Lernen & Leisten soll also nicht kleingeschrieben, sondern nur zeitgemäß werden. Sahen in einer repräsentativen Befragung im April 65 Prozent der LehrerInnen(!) übrigens genauso. Dass die aktuelle Form der Matura Käse ist, zeigt, dass heuer fast 20 Prozent der Maturaberechtigten den Ersttermin nicht erfolgreich passieren konnten (nicht zugelassen, nicht angetreten, die Schriftliche vergurkt, etc. und das nach 12 Jahren erfolgreicher Schullaufbahn), um jetzt im Herbst mehrheitlich "plötzlich" doch reif zu werden. Betraf heuer 8.000 junge Frauen und Männer. Jede eine zu viel.
Note: Sehr gut
Lanze für Lehrlinge: "Wir kämpfen für sie!"
Mehrere Salti vorwärts finden sich übrigens im Bundes-Parteiprogramm der Roten, Kapitel 5, Bildung, wo z.B. (endlich!) auch die Lehrlinge ihren Stellenwert bekommen. "Wir kämpfen für die Lehrlinge", heißt es dort, "denn unsere Lehrlinge sind die Fachkräfte von morgen, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern tragen sie die Zukunft unseres Landes." Konkret: "Das Niveau der Ausbildnerinnen und Ausbildner muss inhaltlich und didaktisch besser werden. Kein Lehrling darf für fachfremde Dienste ausgenutzt werden. Wir bestehen darauf, dass die Jugendlichen im Rahmen ihrer Lehre finanziell abgesichert sind. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit gilt auch in der Lehrausbildung." Finanzierung? "Alle Betriebe sollen in einen Topf einzahlen, aus dem jene, die ausbilden, die Kosten erstattet bekommen." Leise Töne mit großer Wirkung. Wetten?
Note: Sehr gut
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