Wien

Ferien, Baustellen, Stau: "Besser auf Öffis umsteigen"

In Wien treffen Autofahrer auf gegenwärtig über 70 Baustellen, die laut Baustellenmanagement der Stadt "größere Auswirkungen auf den Verkehr haben".

Heute Redaktion
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Hier kommt man nicht drumherum. Autofahrer in Wien brauchen Geduld und Ortskenntnis.
Hier kommt man nicht drumherum. Autofahrer in Wien brauchen Geduld und Ortskenntnis.
Bild: zVg

Wer mit dem Auto in Wien unterwegs ist, benötigt viel Geduld. Einen Parkplatz zu finden, dauert bisweilen länger, als die gefahrene Strecke zu Fuß zu gehen. Und an jeder Ecke wird gebaut.

Elf Baustellen haben allein im Juni begonnen, zwei weitere kamen Ende des Monats noch hinzu. Das sind eine Rohrlegung in der Obere Donaustraße Kreuzung Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz und Salztorbrücke – die bis 2. September andauert. Und ein Straßenbau ab heute auf der Fasangartengasse von Himmelbaurgasse bis Lainzer Straße bis 16. November.

Eine der stauträchtigsten Baustellen des Sommers liegt in der Wiener Innenstadt: Seit 1. Juli sind außerdem jeweils zwei Fahrstreifen am Franz-Josefs-Kai wechselseitig gesperrt.

Die Sperren der Fahrstreifen am Franz-Josefs-Kai in der Wiener City im Detail (siehe auch Graphik)

3.7. – 25.7. & 20.9. bis 3.10.: zwei rechte Spuren gesperrt

26.7. – 15.8. beide äußeren Spuren zu

16.8. – 19.9. beide linken Spuren zu

Sperrungen am Franz-Josefs-Kai während der Bauphase
Sperrungen am Franz-Josefs-Kai während der Bauphase
Stadt Wien

Allein im ersten Bezirk gibt auf nur 2,88 Quadratkilometern sechs verkehrsbeeinträchtigende Baustellen. Drei davon dauern bis Ende des Jahres an. Spitzenreiter sind außerdem der Bezirk Simmering mit acht Baustellen sowie die Bezirke Donaustadt und Döbling mit aktuell jeweils sieben Baustellen im Verkehrsbereich.

▶ Am Franz-Josefs-Kai „wandert“ die aus dem Vorjahr bekannte Baustelle zur Sanierung der Tunneldecken in den Abschnitt zwischen Salztorbrücke bis Marienbrücke. Analog zu vergangenem Sommer wird für die Vorarbeiten im Juni ein Fahrstreifen gesperrt, ab 1. Juli und im August werden wechselweise jeweils zwei Fahrstreifen für die Arbeiten in Anspruch genommen. Ab 3. Oktober sind sämtliche Einschränkungen aufgehoben.
▶ Die Instandsetzung der Heiligenstädter Brücke geht mit Ende Mai in die nächste Phase. Von 29. Juni bis 22. August wird die stromabwärts gelegene Brückenseite saniert und die verfügbaren Fahrstreifen – einer in Richtung 19. Bezirk, zwei in Richtung 20. Bezirk – werden wieder über die Brücke selbst geführt. Für den Verkehr wird in dieser Zeit je ein Fahrstreifen pro Fahrtrichtung aufrechterhalten, in der Sommerferienzeit kommt es zusätzlich zu lokalen Umleitungen.

Hier gibt es Antworten

Es gibt eine Infohotline (955 59), bei der Autofahrer Informationen einholen können. Die Hotline ist täglich besetzt von neun bis achtzehn Uhr. Außerdem gibt es auf der Seite der Stadt Wien eine aktuelle Auflistung aller Baustellen, geordnet nach Bezirken mit Angabe der Dauer und des konkreten Baugrundes. Für jede größere Baustelle gibt es ferner eine Ansprechperson.

Bei der Hotline würden pro Jahr circa 600 Anfragen und Beschwerden zu Baustellen eingebracht. Diese beträfen die unterschiedlichsten Anliegen wie die Baustellenabsicherung, Beschwerden über Baulärm oder Fragen über die Bauzeit, so Peter Lenz, Baustellenmanager der Stadt Wien.

▶ Die Kagraner Brücke wird die Brücke von Juni bid Dezember einer Gesamtinstandsetzung unterzogen. Es kommt zu Fahrstreifeneinengungen und wechselweisem Umlegen, in den Spitzenzeiten stehen je Fahrtrichtung immer zwei Fahrstreifen zur Verfügung.

Sind die Anrufer an der Hotline genervt? Eher nicht. "Die meisten Personen sind einsichtig und durchaus auch verständig, wenn man ihnen die Hintergründe und Notwendigkeiten von Baustellen erklärt", so die angenehme Erfahrung von Peter Lenz.

Dass es mit den Baustellen diesen Sommer besonders haarig ist, kann Peter Lenz nicht bestätigen. Er sagt: "Das Baustellenaufkommen ist in den Sommermonaten im Laufe der Jahre immer relativ gleich". Um sicher zu gehen, dass eine Baustelle kein Verkehrsfiasko anrichtet, simulieren die Baustellenmanager vorab sogar den Verlauf. Es wird an alles gedacht.

Wie genau werden vor Beginn einer Baustelle die Auswirkungen auf den Verkehr festgestellt? Peter Lenz erklärt: "Für die größten Baustellen („Highlights“) wird ein Verkehrsumlagerungsmodell in Auftrag gegeben. Dieses simuliert Zu- beziehungsweise Abnahmen im Verkehr auf Grund dieser „Highlights“. Diese Verkehrsumlagerungen sind Basis der jährlichen Baustellenkoordination."

Bauarbeiten optimieren Rad- und öffentlichen Nahverkehr

Hervorzuheben ist, die aktuellen Baustellen in Wien optimieren nicht in erster Linie den Auto Verkehr. "Wien investiert beim Verkehr in den Umweltverbund und in die Sicherheit. Im Sommer 2022 werden Schwerpunkte auf den Erhalt und weiteren Ausbau der schienengebundenen Öffis und die Verbesserung der Radfahrinfrastruktur gelegt", vermeldete das Baustellenmanagement Wien im Mai.

▶ Die Radverbindung Westausfahrt wird weiter verbessert: zwischen der Winckelmannstraße und der Anschützgasse wird ein baulicher Zweirichtungsradweg im Bereich des linken Fahrstreifens der Linken Wienzeile errichtet. Zwischen 12. Juli und 15. August – in der verkehrsärmsten Zeit des Sommers – ist eine Einengung auf einen Fahrstreifen vorübergehend erforderlich.

Es gebe einen unbedingt notwendigen Individualverkehr wie den Lieferverkehr, Wirtschaftsverkehr oder einfach Privatpersonen, die das Auto unbedingt benötigen. Die Koordination des Verkehrs rund um die Baustellen ziele vor allem auf diese Gruppe ab, erklärt Peter Lenz.

Umsteigen auf die Öffis täte auch der Baustellenkoordination gut

Wäre es dann nicht sinnvoll, wenn wir Übrigen auf Rad und Öffis umsteigen? "Natürlich gebe ich Ihnen recht, dass ein Umsteigen auf die Öffis eine positive Verschiebung innerhalb des Mobilitätsmosaiks mit sich bringt und sich somit auch sehr positiv auf die Baustellenkoordination auswirkt", so Peter Lenz.

▶ Komplettsperre der Franzensbrücke: Seit 6. Juni ist die Franzensbrücke für drei Monate komplett für den Verkehr gesperrt, nur der Fuß- und Radverkehr wird über den neu hergestellten Steg geführt.

Gefühlt ist die Pkw-Nutzung in den letzten Jahren in Wien durch Baustellen unattraktiver geworden. Ist die Wahrnehmung realistisch? Dazu Peter Lenz: "Das ist nicht mit Zahlen zu bemessen. Auf Grund der gemachten Beobachtungen dürften aber eine Reihe von Autofahrer*innen zur Baustellenhochsaison auf alternative Verkehrsmittel (Öffis, Rad) umsteigen oder aber auch die Zeiten ihrer Fahrten von der Verkehrsspitze hin zu weniger stark frequentierten Zeiten verlagert haben."

Sommer-Baustellen in Wien 2022
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Stadt Wien
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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com