Unterirdische Becken
500 Mio. Liter! So viel Regenwasser kann Wien speichern
Regen ohne Ende! Das Kanalnetz sorgt dafür, dass Wiens Straßen trotzdem nicht untergehen. "Heute" hat die Details zu den Mega-Becken.
Der aktuelle Dauerregen schlägt nicht nur aufs Gemüt, er stellt auch die Wiener Kanalisation vor eine große Herausforderung. Die Wetterdienste sprechen von 150 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter in den kommenden Tagen. Das ist innerhalb weniger Tage dreimal so viel, wie es in der Stadt sonst in einem ganzen Monat regnet.
Wien Kanal in Dauerbereitschaft
"Leider lassen sich Unwetter wie aktuell erwartet nicht immer so lange vorhersagen. Sie treten kurzfristig und heftig auf. Wir sind deshalb so organisiert, dass wir das ganze Jahr rund um die Uhr Mitarbeiter, Fahrzeuge und Geräte in Bereitschaft haben. Außerdem sind wir immer auf Regen eingestellt, egal wie intensiv er ausfällt", so Josef Gottschall, Sprecher von Wien Kanal, zu "Heute". Das Ziel sei es dabei, das Wasser möglichst rasch aus der Stadt zu bekommen, indem es entweder unterirdisch zwischengespeichert oder durch das Röhrensystem geleitet wird, um es rasch in die Donau, den Donaukanal oder den Wienfluss abzuleiten. "Dafür haben wir neben riesigen unterirdischen Speicherbecken und Transportkanälen ein digitales System entwickelt, mit der wir das gesamte Kanalnetz der Stadt überwachen und steuern", so Gottschall.
„Wenn der Verkehr fließt, scheint bei uns die Sonne. Was dort Stau bedeutet, heißt bei uns Regen“
"Unsere Leitwarte funktioniert ähnlich wie eine Verkehrsleitzentrale. Wenn der Verkehr fließt, scheint bei uns die Sonne. Was dort Stau bedeutet, heißt bei uns Regen. Dann ist höchste Konzentration gefordert, dann verarbeiten wir 40.000 Datenpunkte von über 700 Abwassermessstellen, 450 Regelbauwerken (das sind Schieber, Schleusen und Wehre) sowie 35 Wetterstationen. Dazu haben wir ein rd. 100 Kilometer langes Glasfasernetz in den Röhren, wodurch wir die Pegelstände und die Durchflussmengen von diesen Stationen und Bauwerken in Echtzeit zur Leitwarte übertragen können", so Gottschall.
Wien Kanal
Bei heftigen Regenereignissen, wie sie aktuell vorkommen, dienen die riesigen unterirdischen Speicherbecken und Transportkanäle als Versicherung dafür, dass Wien nicht untergeht: Gottschall nennt als Beispiele das Speicherbecken Simmering mit 28 Millionen Liter sowie die Speicherbecken in Inzersdorf mit 10 Millionen und das in Favoriten mit 4 Millionen Liter Speichervolumen.
Von den Speicherkanälen sind die größten der Wiental-Kanal mit zukünftig 170 Millionen Liter (derzeit 110) der Asperner Sammelkanal mit 3 Millionen Liter und der Liesingtal-Kanal mit ca. 17 Millionen Liter Stauraum. "Damit und mit unserer Kanalnetzsteuerung kann das gesamte Speichervolumen von einer halben Milliarde Liter (500.000 m³) voll ausgeschöpft werden", erklärt der "Wien Kanal"-Sprecher.
„Was das Kanalnetz betrifft, sind wir vorbereitet: Alle Speicher sind leer, alle Pumpen und Anlagen sind betriebsbereit und wir sind mit unseren Teams auf dieses Wetter so gut wie möglich vorbereitet“
"Was das Kanalnetz betrifft sind wir vorbereitet: Alle Speicher sind leer, alle Pumpen und Anlagen sind betriebsbereit und wir sind mit unseren Teams auf dieses Wetter so gut wie möglich vorbereitet", versichert Gottschall. Er betont aber, dass ein Abwasserkanal keine Hochwasserschutzanlage ist. "Kein Kanalsystem der Welt kann derartig große Regenmengen wie z.B. am 17. August in Döbling aufnehmen. Dazu wurde die Kanalisation nicht errichtet."
Auf den Punkt gebracht
- Wien kann bis zu 500 Millionen Liter Regenwasser in unterirdischen Becken speichern, um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen
- Trotz des aktuellen Dauerregens und der erwarteten 150 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter in den kommenden Tagen ist das Kanalnetz mit digitalen Überwachungssystemen und riesigen Speicherbecken gut vorbereitet, um das Wasser effizient abzuleiten