Wegen Personalmangels
38-Jährige muss nach Schlaganfall 2 Mal Spital wechseln
Eine Steirerin erlitt einen Hirnschlag und kam ins Krankenhaus Feldbach (Stmk.). Dort konnte sie nicht bleiben, weil es zu wenige Pflegekräfte gibt.
Ohne sie sind wir im Krankheitsfall aufgeschmissen, doch die schwierigen Arbeitsbedingungen für heimische Pflegekräfte machen den Beruf immer unattraktiver. In vielen Krankenhäusern fehlt es inzwischen massiv an Personal, wie ein Pflege-Gipfel im SPÖ-Parlamentsklub nun deutlich machte. Weil die Belastung groß und das Gehalt dafür zu klein ist, kündigen immer mehr Mitarbeiter, Interessierte ergreifen den Job erst gar nicht.
Durch den Mangel an Fachkräften kommt es für immer mehr Patienten zu gesundheitsbedrohlichen Situationen. Eine steirische Pflegerin schildert einen besonders eindrücklichen Fall: Eine 38-Jährige wurde nach einem Schlaganfall ins Spital eingeliefert, doch sie blieb trotz der Schwere des Falls nicht lange. "Sie wurde aus dem Krankenhaus Feldbach (Stmk.) wegen Personalmangels nach Graz transferiert. Dort wurde sie weiterversorgt, man konnte sie aber auch dort nicht halten – ebenfalls aus Personalmangel."
42 Prozent mehr Patienten bei weniger Personal
Die Steirerin konnte nach ihrem Hirnschlag nicht in ihrem Bundesland weiterbehandelt werden. Das stellte auch ihre Familie vor große Herausforderungen. "Die Mitarbeiter telefonierten in halb Österreich herum, um die Patientin schließlich mit der Rettung nach Klagenfurt zu bringen, wo sie endlich aufgenommen wurde", schildert die Pflegerin weiter.
Eine andere Pflegerin aus Wien bestätigt die angespannte Situation im Krankenhaus: "Andere Spitäler schicken Rettungen einfach zu uns. Auch dadurch hat sich bei uns in der Ambulanz im Vorjahr das Patientenaufkommen um 42 Prozent gesteigert – bei gleichbleibender Personalzahl." Die Folge: Pflegekräfte sind häufig überlastet, Operationen müssen verschoben werden, Betten fehlen in Spitälern und Pflegeheimen.
"Wir fahren uns an die Wand"
SPÖ-Chef Andreas Babler fordert deshalb nun dringend eine Pflege-Offensive: "Den Pflegemangel zu bekämpfen und das Personal zu entlasten, muss höchste Priorität haben. Dafür braucht es eine Ausbildungsoffensive, gute Arbeitsbedingungen und mehr Personal. Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, muss er aufgewertet werden." So sollen schon Pflegeschüler während der Ausbildung 2.300 Euro brutto und ein Klima-Ticket als Anreiz bekommen und die Ausbildungskosten wegfallen. Eine Online-Petition "für sichere Pflege" soll den Druck auf die Regierung ebenfalls erhöhen.
"Der Pflegeberuf ist familien- und altersfeindlich. In unserem Krankenhaus haben wir im Intensivbereich ein Team mit 35 Personen. Es gibt viele junge Kollegen, in der Altersgruppe ab 40 haben wir aber nur noch sieben Krankenschwestern und Pflegekräfte, und in der Altersgruppe ab 50 nur noch zwei – beides kinderlose, unverheiratete Männer", schildert eine andere Pflegerin ihren Alltag.
Oft werden Kollegen krank, dann ist noch mehr für die anderen zu tun. "Im vergangenen Monat mussten wir 30 Zusatzdienste besetzen. Wir durften keine Betten sperren und haben keine Zusatzkräfte bekommen. Wir haben diese Dienste aus unserem Team besetzt. Wir fahren uns selbst an die Wand", warnt eine Sprecherin des Pflege-Gipfels.
Auf den Punkt gebracht
- Der Personalmangel in Krankenhäusern führt dazu, dass eine 38-jährige Frau nach einem Schlaganfall zweimal das Krankenhaus wechseln musste, da es zu wenig Pflegekräfte gab
- Dies verdeutlicht die gesundheitsbedrohliche Situation, die durch den Mangel an Fachkräften entsteht und den Pflegeberuf immer unattraktiver macht
- Angesichts dieser Probleme fordert SPÖ-Chef Andreas Babler dringend eine Pflege-Offensive, die eine bessere Ausbildung, Arbeitsbedingungen und mehr Personal beinhaltet