Schmuggelte Kokain in die USA
33 Jahre im Häfn: Pablo Escobar-Vertrauter packt aus
Nach seinen glamourösen Jahren als enger Vertrauter des Kartellchefs saß Lehder 33 Jahre in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Pablo Escobar gehört zu den schillerndsten Figuren, die der organisierte Drogenhandel je hervorgebracht hat: Die Netflix-Serie "Narcos", die sein Leben und den Aufstieg des Medellín-Kartells behandelt, wurde nach ihrer Veröffentlichung zum Hit, und noch heute wird der Kokain-Boss in Teilen der kolumbianischen Bevölkerung für seine Wohltätigkeit verehrt.
Einer, der direkt zum Erfolg des Drogenkartells beigetragen hat, ist Carlos Lehder. Der 1949 geborene Sohn eines deutschen Ingenieurs und einer kolumbianischen Lehrerin schmuggelte für Escobar im großen Stil Kokain in die Vereinigten Staaten. Dafür richtete er auf privaten Inseln in den Bahamas auch eigene Flugplätze ein. In kürzester Zeit erwirtschaftete Lehder so etwa 100 Millionen Dollar für Pablo Escobar – er galt als einer der ersten kolumbianischen Kokain-Cowboys.
Von Pablo Escobar persönlich verpfiffen
Im Jahr 1987 erfolgte dann der Bruch: Die kolumbianische Polizei verhaftete Carlos Lehder unweit von Medellín, nachdem sie angeblich von Pablo Escobar höchstpersönlich einen Hinweis erhalten hatte. Lehder wurde an die Vereinigten Staaten ausgeliefert und dort zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe plus 135 Jahre verurteilt.
In Haft sagte Lehder unter anderem gegen Manuel Noriega, den ehemaligen Machthaber Panamas und diverse seiner ehemaligen Kokain-Kollegen aus und erzielte so eine Strafmilderung. 2020 wurde er nach Deutschland abgeschoben und lebt seither dort.
Doch das Deutschland, in das er zurückgekehrt ist, ist für Carlos Lehder ein fremdes: "Der Mauerfall, die Europäische Union, der Euro, all das passierte, während ich hinter Gittern saß", berichtet der heute 74-Jährige im Interview mit dem "Spiegel". Als er vor einigen Jahren zum ersten Mal einen Computer benutzt habe, habe er zum Schluss eine Decke darübergelegt, weil er nicht gewusst habe, wie man den PC abschaltet.
Lehder hat vor kurzem das Buch "Leben und Tod des Medellín-Kartells" veröffentlicht und ist auch an einer Doku-Serie über sein Leben beteiligt. "Viele Menschen haben über mich gesprochen, es ist an der Zeit, dass ich meine Version der Dinge erzähle", betonte Lehder. Er wolle sich etwa gegen die Vorwürfe wehren, dass er gewalttätig gewesen sei: "Pablo Escobar und ich waren wie Wasser und Öl. Ich habe Gewalt, wenn es ging, vermieden – er war von der Macht besessen."
Drogenhandel "endet mit Gefängnis oder Tod"
Sein Buch, soll eine Warnung an junge Menschen sein, die in den Drogenhandel gehen wollen. "Es gibt nur zwei Wege, wie das endet: mit dem Tod oder im Gefängnis", warnt der ehemalige Kokain-Schmuggler. Den Vorwurf, dass er seine Verbrechen nun zu Geld mache, will er nicht gelten lassen – es sei das erste Mal in seinem Leben, dass er auf ehrliche Weise Geld verdiene.
„Das erste Mal, dass ich auf ehrliche Weise Geld verdiene.“
Die heutige Lage am Kokain-Markt verfolge er derweil möglichst wenig. "Ich will mich nicht herausreden, ich hatte meinen Anteil. Aber die Situation ist heute eine andere", sagt Lehder. Einerseits sei die Nachfrage, unter anderem wegen der viel größeren Weltbevölkerung, stark gestiegen.
Das hält Lehder von einer Kokain-Legalisierung
Legalisierungspläne für Kokain, wie sie in Kolumbien immer wieder diskutiert werden, sieht Lehder für die Schwächung des illegalen Mega-Marktes aber nicht für zielführend: "Ich bin gegen eine Legalisierung von harten Drogen, mit Ausnahme von Marihuana. Kokain macht zu schnell abhängig." Stattdessen solle man in Bildung investieren und Kokabauern Alternativen bieten.