Schlechte Verlierer?

300.000 Deutsche fordern Wiederholung von EM-Kracher

Die Deutschen fühlen sich um ihr Sommermärchen betrogen, wollen eine zweite Chance. Ihre Version hat allerdings einen Schönheitsfehler.

Sport Heute
300.000 Deutsche fordern Wiederholung von EM-Kracher
Marc Cucurella bekommt den Ball im Strafraum an den Arm, es gibt aber keinen Elfmeter.
Imago Images

1:2 nach Verlängerung! Deutschlands Sommermärchen fand am Freitag in Stuttgart ein jähes Ende. Spanien setzte sich im für viele vorgezogenen Finalspiel knapp durch und fordert nun Frankreich im Halbfinale. Für die Gastgeber ist das Turnier vorbei.

Österreich gegen die Türkei – die besten Bilder

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    Die Türkei geht gegen Österreich mit 1:0 in Führung.
    Die Türkei geht gegen Österreich mit 1:0 in Führung.
    Reuters

    Viele Deutsche wollen das noch nicht wahrhaben. Stand Sonntagmittag haben bereits 300.000 Menschen eine Petition unterschrieben, fordern von der UEFA eine Wiederholung des Viertelfinal-Matches.

    Der Grund? "Viele Fehler von Schiedsrichter Anthony Taylor." Am schwersten wiege der vorenthaltene Elfmeterpfiff beim Stand von 1:1 in der Verlängerung, nachdem Spaniens Cucurella einen Schuss mit der linken Hand im Strafraum geblockt hatte.

    Auch die deutsche Presse echauffiert sich seit Freitag über den ausgebliebenen Strafstoß. So sprach die Bild von einem "Elfer-Beschiss", die "B.Z." von der "Elferwut" über einen verweigerten, "klaren Hand-Strafstoß".

    Die Forderung nach einer Viertelfinal-Neuauflage ist freilich unrealistisch. Was in der deutschen Debatte um den nicht gegebenen Elfmeter zudem ausgespart wird: Die Frage, ob strafbares oder legales Handspiel, war in Wirklichkeit hinfällig – dem Torschuss war eine Abseitsposition vorausgegangen. Auch ein gegebener Elfmeter wäre damit in jedem Fall durch die halbautomatische Abseitserkennung des VAR zurückgenommen worden. Von einem "Beschiss" kann also keine Rede sein.

    Die Uefa muss den Unmut der Fans dennoch ernst nehmen. Denn: Die Diskussionen über das vermeintlich strafbare Hands beschränkten sich nicht nur auf die deutschen Fans, sorgten auch über die Landesgrenzen hinaus für scharfe Kritik am Fußball-Regelwerk. Die unterschiedlichen Auslegungen der Schiri-Experten und früheren Top-Spieler machen deutlich: Niemand kann derzeit schlüssig erklären, welche Hand-Szenen strafbar oder legal sind. Schon Deutschlands Elfmeter zum Achtelfinal-Sieg gegen Dänemark hatte für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Der Schrei nach einer Regel-Revolution wird nach den jüngsten Vorfällen auf der großen EURO-Bühne immer lauter.

    red
    Akt.