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300 Turnerinnen missbraucht, Messer-Attacke in der Haft

Der frühere US-Turn-Teamarzt, Larry Nassar, wegen sexuellen Missbrauchs zu 40 bis 175 Jahren Haft verurteilt, wurde im Gefängnis niedergestochen.

20 Minuten
Der ehemalige Turn-Arzt Larry Nassar.
Der ehemalige Turn-Arzt Larry Nassar.
Bild: imago sportfotodienst

Wie die AP berichtet, war es zu einer Auseinandersetzung mit einem Mithäftling im US-Staatsgefängnis Coleman in Florida gekommen. Eine Person, die anonym bleiben wollte, sagte gegenüber der Agentur, der 59-jährige Nassar sei in den Rücken und in die Brust gestochen worden. Sein Zustand sei stabil, berichtete auch der US-Sender ABC. ABC sprach von einem nächtlichen Angriff auf Nassar. Weder das Gefängnis noch die US-Gefängnisbehörde bestätigten den Vorfall auf Anfrage zunächst.

Nassar war Anfang 2018 wegen sexuellen Missbrauchs von Sportlerinnen verurteilt worden. Mehr als 300 der Turnerinnen wurden von Nassar missbraucht, die anderen von Personen, die in unterschiedlichen Funktionen mit dem Turnverband in Verbindung standen.

Auch Superstar Biles unter den Opfern

Unter Nassars Opfern befand sich auch Turnsuperstar Simone Biles. Die vierfache Olympiasiegerin und mehr als hundert andere Sportlerinnen verklagten die Bundesregierung auf über eine Milliarde Dollar, weil das FBI Nassar nicht hatte stoppen können, nachdem die Bundespolizei 2015 auf Nassar aufmerksam gemacht worden war. Er wurde aber erst 2016 von der Polizei der Michigan State Universität verhaftet. Nassar hatte sich im November 2017 schuldig bekannt.

Besonders der Landesverband USA Gymnastics (Usag) und die Michigan State University (MSU), an der Nassar als Osteopath praktizierte, gerieten unter Beschuss. Olympiasiegerin Aly Raisman, auch sie mehrfach missbraucht, klagte an: "USA Gymnastics ist zu 100 Prozent verantwortlich. Der Verband hat uns die Behandlung durch Larry Nassar vorgeschrieben. Doch ich glaube nicht, dass es die Leute dort interessiert oder dass es ihnen leid tut." Bei Usag trat daraufhin der komplette Vorstand zurück.

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    Die Michigan State University einigte sich mit den Anwälten der Opfer und erklärte sich zur Zahlung von 500 Millionen Dollar bereit. 425 Millionen gingen als Schmerzensgeld und Genugtuung direkt an die Opfer, 75 Millionen wurden für weitere künftige Fälle zurückgestellt. Nach welchem Schlüssel das Geld verteilt wird, wurde nicht öffentlich gemacht.

    Berufung abgelehnt

    Im Juni vor einem Jahr lehnte der Supreme Court von Michigan Nassars letzte Möglichkeit auf Berufung ab. Sein Anwälte hatten angegeben, Nassar sei 2018 unfair behandelt worden und verdiene eine neue Anhörung. Das, weil eine Richterin ihn als "Monster" betitelt hatte. "Ich habe soeben Ihr Todesurteil unterschrieben", hatte Ingham County Richterin Rosemarie Aquilina zu Nassars 40-jährige Haftstrafe zudem gesagt.

    Der Oberste Gerichtshof erklärte, man habe "Bedenken" hinsichtlich des Verhaltens der Richterin. "Das Gericht stellte jedoch fest, dass sich die Richterin trotz ihrer provokanten Äußerungen an die von den Anwälten in dem Fall ausgearbeitete Vereinbarung über das Strafmaß hielt", schreibt AP.

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