Wegen illegalem Waffenbesitz
25 Jahre Haft drohen: Biden-Sohn Hunter vor Gericht
Erstmals ist ein Kind eines amtierenden US-Präsidenten angeklagt. Wegen Waffenkaufs unter Drogeneinfluss drohen Hunter Biden 25 Jahre Gefängnis.
Nachdem Donald Trump vergangene Woche als erster US-Präsident überhaupt verurteilt wurde, kommt es nun zu einer weiteren Premiere: Seit Montag ist erstmals ein Kind eines amtierenden Patienten vor Gericht. Auf der Anklagebank US-Präsident Bidens Sohn, Hunter Biden.
Der Gerichtsprozess findet in Bidens Heimatstadt Wilmington im Bundesstaat Delaware statt, könnte ein bis zwei Wochen dauern – und Auswirkungen auf Biden Seniors Wahlkampagne haben.
Was wird Hunter Biden vorgeworfen?
Dem 54-Jährigen wird vorgeworfen, illegal eine Waffe erworben und besessen zu haben, während er Drogen missbrauchte oder drogenabhängig war – das verstößt gegen das Bundesgesetz. Der Präsidentensohn plädiert auf nicht schuldig, obwohl er offen über seine Probleme mit Alkohol- und Crack-Abhängigkeit gesprochen hat.
Angeklagt wird Biden Junior vom US-Justizministerium. Sonderermittler David Weiss wurde im im vergangenen Jahr mit der Überwachung der Biden-Ermittlungen beauftragt. Weiss gilt als erfahren und war zuvor Staatsanwalt in Delaware. Brisant: Ernannt wurde Weiss 2017 ausgerechnet vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump, der für die Republikaner heuer das Weiße Haus zurückerobern soll.
Die Staatsanwaltschaft hat angekündigt, etwa ein Dutzend Zeugen für ihren Fall aufrufen zu wollen. Hauptzeuginnen dürften drei ehemalige Liebespartnerinnen von Hunter Biden sein, die über seinen Drogenkonsum zur Zeit des Waffenkaufs aussagen sollen. Darunter gehören seine Ex-Frau Kathleen Buhle sowie die Witwe seines verstorbenen Bruders Beau Biden, Hallie Biden. Mit ihr war Hunter nach Beaus Tod zusammen.
Der Laptop, Nachrichten und E-Mails
Die wohl bemerkenswertesten Beweisstücke in diesem Fall werden Nachrichten von Hunter Bidens berüchtigtem Laptop sein. Sonderermittler Weiss sagte, dass das Material "echt" und ein wichtiger Bestandteil des Falles sein werde. Biden Junior hatte früher behauptet, dass der Laptop eine Fälschung oder gar russische Desinformation gewesen sein könnte. Im Prozess will die Staatsanwaltschaft den Laptop dazu verwenden, den Vorwurf des Drogenkonsums zum Zeitpunkt des Waffenkaufs zu untermauern.
Richterin Maryellen Noreika, auch sie von Trump ernannt, kündigte an, dass sie dem Präsidentensohn erlauben wird, im Prozess die Echtheit der vorgelegten Nachrichten anzufechten. Einige der Nachrichten sollen "herzzerreißende Auseinandersetzungen" zwischen Biden Junior und seinen Angehörigen über seine Nüchternheit dokumentieren. Andere zeigten, wie er sich mit Drogendealern trifft – manchmal nur wenige Blocks vom Bundesgerichtshof in Wilmington entfernt.
Was droht Biden Junior im Falle einer Verurteilung?
Sollte Hunter Biden in allen drei Anklagepunkten verurteilt werden, drohen ihm bis zu 25 Jahre Gefängnis. Die Strafe mildern dürfte aber, dass Biden nicht vorbestraft ist: Ersttäter erhalten oft niedrigere Strafen. Wie hoch sie in diesem Fall ausfallen wird, hängt von Richterin Noreika ab.
Da es sich jedoch um eine Bundesanklage handelt, kann Präsident Joe Biden seinen Sohn jederzeit begnadigen – solange er noch im Amt ist. Zudem könnte Biden Senior die Verurteilung auch umwandeln und Hunter so vor einer verhängten Strafe bewahren. Zum jetzigen Zeitpunkt hat das Weiße Haus jedoch die Möglichkeit einer Begnadigung ausdrücklich ausgeschlossen. Ob dieser Standpunkt im Falle einer Wiederwahl Joe Bidens unverändert bliebe, bleibt abzuwarten.
Den Präsidentensohn erwartet ein zweiter Prozess
Der jetzige Prozess ist nur einer von zwei, die dem Präsidentensohn in diesem Jahr bevorstehen. In einem zweiten Verfahren, das diesen September in Los Angeles beginnen soll, geht es um die schwierigen Finanzen von Hunter Biden. Ihm wird Steuerhinterziehung, die Abgabe falscher Steuererklärungen und die nicht fristgerechte Abgabe seiner Steuern vorgeworfen. Hunter Biden bekennt sich, auch in diesem Prozess, nicht schuldig. Der Prozess wird jedoch mit Beginn Ende September genau in die heiße Phase des US-Wahlkampfs fallen – diese finden am 5. November statt.