Wien

23 Mio. Euro für neue "Frauen in die Technik"-Offensive

Eine neue Initiative soll mehr Frauen in technische Berufe bringen. Zielgruppe sind Berufstätige, die sich weiterbilden wollen.  

Louis Kraft
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    Digitalisierung und Klimaschutz bieten gerade für Frauen große berufliche Chancen, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ).
    Digitalisierung und Klimaschutz bieten gerade für Frauen große berufliche Chancen, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ).
    PID/Markus Wache

    Digitaler Wandel, Nachhaltigkeit, Klimaschutz – diese Entwicklungen werden den Arbeitsmarkt der kommenden Jahrzehnte stark beeinflussen. Das Wirtschaftsförderungsinstitut WIFO rechnet mit einem Beschäftigungsanstieg in der Wiener Informations- und Kommunikationstechnologie mit 11.700 Arbeitsplätzen bis 2025. Gleichzeitig wird der ohnehin schon starke Fachkräftemangel durch teils drastische Änderungen in den Berufsbildern und neuen Qualifikationsanforderungen weiter verstärkt.

    Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ergeben sich dadurch ganz neue berufliche Chancen. Um diese auch nutzen zu können, startet die Stadt Wien mit dem Wiener ArbeitnehmerInnenfonds waff nun eine neue Ausbildungsinitiative. Angesprochen sind Frauen, die bereits berufstätig sind und sich weiterbilden lassen möchten. Dafür stellt die Stadt 23,6 Millionen Euro bereit. 

    "Der aktuelle und kommende Fachkräftebedarf in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik und der geringe Frauenanteil in diesen FH-Studien ist für die Stadt Wien ein 'call to action'. Deshalb starten wir ab sofort eine Ausbildungsinitiative nur für berufstätige Frauen, um sie für diese Berufe zu motivieren und das Fachkräfteangebot für Unternehmen zu erhöhen. Ich bin überzeugt, dass sich gleichstellungspolitische und wirtschaftspolitische Ziele perfekt ergänzen", erklärt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ).

    300 zusätzliche FH-Studienplätze und Stipendien für Berufstätige 

    Nach wie vor sind die Geschlechterverhältnisse in den technischen Berufen unausgewogen und Frauen unterrepräsentiert. Bei IKT-Spezialisten ist nur jede fünfte eine Frau. Ähnlich ist es im Ausbildungsbereich. Nur 37 Prozent aller Absolventen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik und Technik, Anm.) an österreichischen Universitäten sind Frauen. An den Wiener FH-Studiengängen in Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Technik liegt der Absolventinnenanteil nur bei 21 Prozent.

    Daher finanziert die Stadt  bis 2025 über den waff 300 zusätzliche Studienplätze an Wiener Fachhochschulen für berufstätige Frauen. Dabei geht es um Studiengänge mit einem geringen Frauenanteil im Bereich Digitalisierung (z.B. Digital Innovation Engineering an der FH Campus Wien), Nachhaltigkeit (z.B. Erneuerbare Energien an der FH Technikum Wien) und Technik (z.B. Technisches Vertriebsmanagement an der FH des BFI Wien). Es liegt der Fokus auf jenen 41 berufsbegleitenden technischen FH-Studiengängen in Wien, in denen der Frauenanteil unter 50 Prozent liegt.

    Fachhochschulen als Schlüssel für mehr Fachkräfte

    "Die Erhöhung des Frauenanteils in technischen FH-Studien passiert zwar, geht aber einfach zu langsam. Diese Ausbildungsinitiative der Stadt für berufstätige Frauen in enger Kooperation mit Unternehmen und Fachhochschulen wird ganz sicher ein wichtiger Beitrag sein, dass mehr Frauen die guten Einkommens- und Entwicklungschancen wahrnehmen können", betont Eva Schiessl-Foggensteiner, Geschäftsführerin der FH des BFI Wien.

    Es brauche aber auch Unterstützung vor und während des Studiums, weil die Herausforderungen eines berufsbegleitenden Studiums enorm sind. Hier anzusetzen und ein breites Unterstützungsangebot im Rahmen der Ausbildungsinitiative – vom Stipendium bis zu Beratungs- und Mentoring-Leistungen bis zum Ausbau der Studienplätze – anzubieten, sei ein richtiger und wichtiger Schritt, um den Frauenanteil in Zukunftsberufen an den Schnittstelle Technik – Nachhaltigkeit – Digitalisierung zu erhöhen.

    Bis zu 10.000 Euro für abgeschlossenes Bachelor-Studium

    Für den Geschäftsführer des waff, Fritz Meißl, geht es zunächst darum, möglichst viele Frauen dafür zu gewinnen, sich mit den Chancen und Anforderungen eines berufsbegleitenden Fachhochschulstudiums auseinanderzusetzen. "Allen Frauen, die für den Beginn eines Studiums entscheiden, wollen wir optimale Vorbereitungskurse für die Zulassungsprüfung anbieten. Während des Studiums besteht unter bestimmten Voraussetzungen auch die Möglichkeit für ein spezielles Stipendium, um Einkommensverluste durch eine Stundenreduktion während des Studiums abzumildern". 

    Für ein Bachelor-Studium gibt es bei entsprechendem Studienerfolg 10.000 Euro, für ein Master-Studium 7.500 Euro. Zusätzlich gebe es regelmäßige Vernetzungstreffen und Coaching von Mentorinnen, um das Studium auch erfolgreich zu absolvieren.

    "Ohne neue Berufsbilder und ohne qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und entsprechende Ausbildungsangebote können wir die Herausforderungen, etwa bei der Erreichung der ambitionierten Klimaziele, niemals meistern. Jeder berufstätigen Frau, die sich für ein digitales, nachhaltiges oder technisches FH-Studium interessiert, sage ich, jetzt ist der ideale Zeitpunkt diese Idee umzusetzen", so Hanke.