Nachwuchs soll helfen
2,28 Millionen! Polizei kratzt an Überstunden-Rekord
Die Polizei in Wien sucht weiterhin nach Nachwuchs. Der Mangel wirkt sich immer deutlicher aus, die Überstunden der Beamten kratzen an einem Rekord.
Über 2,2 Millionen Überstunden haben die Beamten in Wien im Vorjahr geleistet. Damit ist man nur knapp hinter dem Überstunden-Rekordjahr 2018. Zahlreiche Veranstaltungen haben die Stundenzahlen nach oben getrieben.
Überstunden sanken nur in der Pandemiezeit
Dazu gehören etwa die Straßenblockaden durch Aktivisten der Letzten Generation, die Demos im Zusammenhang mit Israel und Gaza sowie die erhöhte Terrorwarnstufe, erklärt Polizeisprecher Markus Dittrich gegenüber "Wien heute". Und das, obwohl schon planmäßige Aufgaben, wie die Bewachung von Botschaften oder die Einsätze bei Fußballspielen für ein Plus bei den Stunden sorgen.
Der Rekord bisher liegt bei 2,34 Millionen geleisteten Überstunden im Jahr 2018. Dann kam die Pandemie, die "Mehrdienstleistungen", wie sie polizeiintern genannt werden, sanken vorerst. Doch schon seit 2021 begannen sie wieder zu steigen, im Vorjahr erreichte man mit 2,28 Millionen Überstunden den zweithöchsten Wert bisher.
Bewerberzahlen steigen aktuell an
Daher versucht man aktuell gegenzusteuern, eine große Personaloffensive läuft derzeit. Ein eigenes Recruitingcenter in Wien-Leopoldstadt sowie der neu eröffnete Info-Store am Schottenring sollen potenzielle Interessenten anwerben. Zusätzlich wurde das Einstiegsgehalt angehoben, das Aufnahmeverfahren wurde erleichtert. Der Sporttest kann nun erst im Laufe der Ausbildung absolviert werden, auch sichtbare Tattoos sind erlaubt.
Diese Maßnahmen zeigen erste Wirkung, die Bewerberzahlen sollen laut "Wien heute" in den vergangenen Monaten um fast die Hälfte gestiegen sein, die Neuaufnahmen lassen aber noch Platz nach oben. 2024 sollen laut dem Innenministerium in Wien insgesamt 1.000 neue Polizisten aufgenommen werden. Im Vorjahr gab es 415 Aufnahmen, alleine 224 Beamte sind in den Ruhestand gegangen.
Gewerkschafter begrüßen Maßnahmen
Um die Überstunden zu reduzieren, hat man auch viele Inspektionen in der Nacht für den Parteienverkehr geschlossen. Schon seit Oktober sind von 81 Inspektionen nur noch 29 im Nachtbetrieb – mindestens eine in jedem Bezirk. Auch eine neu geplante Objektschutzpolizei ist soll es geben, diese könnte dann beispielsweise Botschaften bewachen.
Sowohl der ÖVP-nahe Gewerkschafter Gerhard Zauner als auch der SPÖ-nahe Walter Strallhofer begrüßen die Maßnahmen, um die Polizisten zu entlasten und neues Personal zu bekommen. Zauner lässt mit einem überraschenden Vorschlag aufhorchen. Laut ihm müsse man vielleicht überlegen, ob die Streifendienste wie sie aktuell durchgeführt werden, alle möglich sind. "Das ist aus meiner Sicht durchaus möglich, ohne die Sicherheit in der Stadt zu gefährden", so Zauner zu "Wien heute".