Cybersicherheit in Österreich
2024 schon über 7.000 Kinder online sexuell missbraucht
Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich Kinder und Jugendliche selbst für ihre Sicherheit im Internet verantwortlich fühlen.
Sowohl Kinder als auch Eltern und andere Bezugspersonen fühlen sich beim Thema "Sicherheit im Internet" allein gelassen. Das zeigt eine aktuelle VOICE-Umfrage, die von ECPAT International, Eurochild und Terre des Hommes Netherlands in 15 Ländern in Europa (darunter auch Österreich), Südamerika und Asien durchgeführt wurde.
Dabei glauben 90 Prozent der teilgenommenen Eltern, dass sie über die Online-Aktivitäten ihrer Kinder Bescheid wissen. Allerdings gibt der Großteil der Kinder und Jugendlichen an, dass sie sich dabei schwer tun, mit Erwachsenen über Online-Risiken zu sprechen. Erst bei gravierenden Übergriffen, die online passieren, wenden sich Kinder an erwachsene Bezugspersonen.
„Mangels konkreter Unterstützung verlassen sich Kinder und Jugendliche beim Surfen im Internet auf ihren Instinkt in Bezug auf Gefahren im Internet, was die Gefahr für missbräuchliche Angriffe im Netz erhöht.“
Sexueller Missbrauch im Internet
Alarmierende Zahlen zeigen, wie wichtig der Schutz der Kinder im Netz ist: Stopline, die österreichische Meldestelle für sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger, hat bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr als 7.000 Meldungen zum sexuellen Missbrauch verzeichnet. Das entspricht mit 65 Prozent mehr als der Hälfte der gesamten Meldungen im Jahr 2023.
"Wie der VOICE-Bericht darlegt, fühlen sich die Kinder selbst und ihre Betreuungspersonen für die Sicherheit von Kindern verantwortlich", sagt Waltraud Gugerbauer, Geschäftsführerin von ECPAT Österreich. "Dabei wird allerdings das Potential von Plattformen und Regierungen hinsichtlich Maßnahmen zum Schutz von Kindern online unterschätzt."
Kinder fühlen sich online sicher
Die Umfragen zeigen, dass sich 46,7 Prozent der Kinder im Internet sicher fühlen. Sie sind außerdem der Meinung, dass sie als Nutzer selbst für ihre Online-Sicherheit verantwortlich sind, indem sie darauf achten, was sie posten, dass sie ihre Inhalte zensieren und die Sicherheitseinstellungen aktivieren, sofern diese vorhanden sind. Nur 10,1 Prozent gibt an, sich im Online-Raum nicht sicher zu fühlen.
Die teilgenommenen Kinder und Jugendliche zeigen sich allerdings besorgt, dass sie auf Online-Plattformen unangemessenen Inhalten ausgesetzt sind. Laut der Umfrage akzeptieren sie, dass Sicherheit und die Nutzung sozialer Medien unvereinbar sind, was sie dazu veranlasst, Risiken als unvermeidlichen Aspekt der Online-Nutzung hinzunehmen.
Mit Kindern reden
"Die Erkenntnis über die Diskrepanz zwischen dem, was Eltern und andere Betreuungspersonen meinen, über das Online-Verhalten ihrer Kinder zu wissen, und den tatsächlichen Erfahrungen der Kinder zeigt, dass eine große Lücke in der Kommunikation zwischen Kindern und ihren Betreuungspersonen klafft", so Gugerbauer.
Elisabeth Schaffelhofer-Garcia Marquez, Koordinatorin des Netzwerks Kinderrechte, hält den Fragebogen aus den VOICE Fokusgruppen für eine Möglichkeit, mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen: "Reden Sie mit Kindern. Füllen Sie den Fragebogen selbst ehrlich und ohne Scheu aus, und bitten Sie Kinder, dies gleichzeitig zu tun. Dadurch zeigen Sie Interesse aneinander und lassen Kinder damit nicht allein. Dabei soll der Spaß immer überwiegen!"
Auf den Punkt gebracht
- Eine aktuelle Studie zeigt, dass Kinder und Jugendliche sich selbst für ihre Sicherheit im Internet verantwortlich fühlen, während sich sowohl Kinder als auch Eltern und andere Bezugspersonen alleingelassen fühlen
- Alarmierende Zahlen zeigen, dass Kinder im Netz einem hohen Risiko ausgesetzt sind, da Stopline bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres über 7.000 Meldungen zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen verzeichnet hat
- Eltern und Betreuungspersonen müssen die Kommunikationslücke schließen und sich aktiv für die Sicherheit von Kindern im Internet einsetzen