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18-Jährige vergewaltigt – einer soll geschlafen haben

Einer der sechs auf Mallorca festgenommenen Deutschen ist seit Samstag wieder auf freiem Fuß. Der Haftrichter hat keine Beweise gegen den Mann.

Fünf Männer zwischen 21 und 23 Jahren sollen eine 18-jährige Touristin aus Deutschland zum Sex gezwungen haben.
Fünf Männer zwischen 21 und 23 Jahren sollen eine 18-jährige Touristin aus Deutschland zum Sex gezwungen haben.
Clara Margais / dpa / picturedesk.com

Von den sechs Deutschen, die wegen der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung auf Mallorca festgenommen wurden, ist einer nach der Einvernahme durch Haftrichter Antoni Rotger am Samstag freigelassen worden: Der Mann hatte angegeben, nicht an der Tat in der Nacht auf Donnerstag beteiligt gewesen zu sein. Vielmehr erklärte er dem Richter, dass er auf einem Sofa des Hotelzimmers geschlafen habe, während die 18-Jährige aus Hannover von fünf Männern sexuell misshandelt wurde.

Warum kam der Mann frei?

Haftrichter Rotger, der auf der spanischen Insel als "Richter Gnadenlos" bekannt ist, glaubte dem Verdächtigen – nicht zuletzt, weil das den Aufnahmen, die die Polizei auf mindestens einem der Handys der mutmaßlichen Täter entdeckte, entspricht: Die Ermittler und Ermittlerinnen haben den Mann nicht auf den Videoaufnahmen identifizieren können.

Was fand die Polizei im Zimmer?

Beamte der Kriminalpolizei haben mittlerweile die Zimmer 322 und 323 des 4-Sterne-Hotels Occidental Playa de Palma, das nur sieben Geh-Minuten vom Ballermann entfernt liegt, untersucht. Sie entdeckten biologische Überreste, darunter Sperma und andere Beweismittel, die die Ermittler zur Analyse an das forensische Labor geschickt haben.

Wo gehen die Versionen des Opfers und die der Beschuldigten auseinander?

Die Schilderungen der 18-Jährigen und die der fünf Verdächtigen im Alter zwischen 21 und 23 Jahren stimmen in der Beschreibung der ersten Ereignisse überein. Das Opfer, das mit seinen Freundinnen Ferien auf Mallorca verbrachte, hatte einen der jungen Männer am Strand kennengelernt und mit ihm einvernehmlichen Sex. Danach bot der Mann ihr an, die Nacht in seinem Hotel fortzusetzen, was das Opfer akzeptierte. Im Zimmer kam es erneut zum einvernehmlichen Sex.

An dem Punkt gehen jedoch die Aussagen auseinander. Während die fünf Beschuldigten behaupten, der Sex mit ihnen sei ebenfalls einvernehmlich gewesen, sagt die Frau, dass der Mann, mit dem sie zusammen war, irgendwann seine Freunde ins Zimmer hereingelassen habe. Die anderen hätten ihr vorgeschlagen, eine Orgie zu machen, zu der sie sich weigerte. Als sie gehen wollte, weil die Männer sie bedrängten, ließen diese es nicht zu und misshandelten sie alle zusammen.

Wie geht es nun weiter?

Über den weiteren Verlauf des Untersuchungsverfahrens entscheidet fortan das Ermittlungsgericht Nummer 5 – und nicht mehr das von Richter Antoni Rotger angeführte Gericht Nummer 8. Eine Anwältin der Tatverdächtigen erwirkte den Richterwechsel mit dem Argument, Rotger sei zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat nicht der diensthabende Richter gewesen.

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    Laut Informationen der "Bild" soll es zunächst zu einvernehmlichem Sex zwischen dem Opfer und einem Deutschen gekommen seien. Doch dann stürmten seine Freunde das Zimmer.
    Laut Informationen der "Bild" soll es zunächst zu einvernehmlichem Sex zwischen dem Opfer und einem Deutschen gekommen seien. Doch dann stürmten seine Freunde das Zimmer.
    Ingo Wohlfeil / dpa / picturedesk.com

    Die fünf Männer bleiben in Untersuchungshaft ohne Kaution bis zum Prozess. Die Verdächtigen hätten am Samstag nach Hause fliegen sollen. Noch am Freitag seien die Eltern der Männer aus dem Märkischen Kreis in Nordrhein-Westfalen nach Mallorca gereist und versuchten, "die Behörden bei der Aufklärung der Sachlage zu unterstützen", wie der deutsche Strafverteidiger Andreas Trode der "Bild"-Zeitung verriet.