Auch Kinder
160 Tote bei Attacken auf christliche Dörfer
In Nigeria wurden in den letzten Tagen wiederholt Dörfer angegriffen. Wer hinter den Angriffen im Bundesstaat Plateau steckt, ist noch unklar.
Bei Angriffen auf mehrere Dörfer in einer mehrheitlich christlichen Region Nigerias sind am Wochenende nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International mindestens 140 Menschen getötet worden. Bei den meisten Opfern soll es sich um Frauen und Kinder handeln. Lokale Behörden berichten von über 160 Toten. Bewohner fürchteten, dass bei den Attacken, die zwei Tage dauerten, noch mehr Opfer zu beklagen sein könnten. Mehrere Personen galten auch am Dienstag noch als vermisst.
Die Attacken ereigneten sich im nigerianischen Bundesstaat Plateau. Bewohner machten Viehhirten von der Volksgruppe der Fulani verantwortlich, die sich immer wieder mit Bauern blutige Gefechte um fruchtbares Land und Zugang zu Wasser liefern. Der jahrzehntelange Konflikt wird durch den Klimawandel noch verschärft und verläuft auch entlang ethnischer und religiöser Linien.
"Ein fürchterliches Weihnachten"
Die Angreifer hätten ohne irgendeine Provokation am Samstag und Sonntag 17 Dörfer angegriffen und die meisten Häuser in der Gegend niedergebrannt, sagte der Gouverneur von Plateau, Caleb Mutfwang, am Dienstag dem örtlichen Fernsehen.
Allein in der Region Bokkos wurden nach Angaben des Gouverneurs mindestens 100 Leichen gezählt. Über die Opferzahl in der Region Barkin Ladi habe er noch keinen klaren Überblick, sagte Mutfwang. "Es war ein fürchterliches Weihnachten für uns hier in Plateau."
Das Büro von Amnesty International in Nigeria bezifferte die Zahl der Toten in den beiden christlich dominierten Gegenden Bokkos und Barkin-Ladi unter Berufung auf Mitarbeiter und kommunale Stellen mit mindestens 140.
Militär sucht nach Angreifern
Einige Anwohner berichteten, es habe mehr als zwölf Stunden gedauert, bis die Sicherheitskräfte auf Hilferufe reagiert hätten. Mbom Mbaru sagte, sein Dorf sei um 18 Uhr attackiert worden, aber erst um sieben Uhr morgens am nächsten Tag seien Sicherheitskräfte erschienen. Allein dort seien 27 Menschen getötet worden.
Das nigerianische Militär teilte mit, es habe die Suche nach den Verdächtigen aufgenommen. Man werde nicht ruhen, bis die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen seien, sagte der Kommandeur einer Spezialeinheit, Abdullsalam Abubakar. In der Vergangenheit gab es allerdings nur selten Festnahmen in solchen Fällen.