Sommer-Bilanz

1,5 Millionen Blitze über Österreich registriert

In den vergangenen Wochen wurden rund 1,5 Millionen Blitze über Österreich registriert. Die meisten Entladungen gab es in der Steiermark.

Wetter Heute
1,5 Millionen Blitze über Österreich registriert
Über Österreich entluden sich im Sommer 2024 rund 1,5 Millionen Blitze.
Mike Wolf

Im Sommer 2024 wurden in Österreich 1.526.310 Blitzentladungen registriert. Nach Angaben der Wetterexperten der Österreichischen Unwetterzentrale (www.uwz.at) war die Gewittersaison besonders durch langsam ziehende Gewitter geprägt, welche in der oft sehr feuchten Luftmasse lokal immer wieder für ergiebige Regenmengen in kurzer Zeit sowie Überflutungen und Hangrutschungen gesorgt haben. Das blitzreichste Bundesland war dabei wieder die Steiermark. Ein außergewöhnliches Podest gibt es bei der Blitzdichte, nach der Steiermark folgen direkt Wien und das Burgenland. So findet man mit Oberwart auch den Bezirk mit der höchsten Blitzdichte im Burgenland.

Vom 1. Juni bis zum 31. August registrierte das Blitzortungssystem LINET (Lightning Detection Network) von nowcast, dem Blitzspezialisten der UBIMET-Gruppe, im Hochpräzisionsmessbereich über ganz Österreich verteilt exakt 1.526.310 Blitze (Wolken- und Erdblitze). Entsprechend zum langjährigen Mittel war der Juli der blitzreichste Monat des Jahres, auf Platz 2 folgt aber nicht wie üblich der Juni, sondern der August. Während sowohl Juni und Juli etwa 15 Prozent mehr Blitze als üblich brachten, lag das Plus im August bei außergewöhnlichen 86 Prozent. In den vergangenen 15 Jahren hatte nur der August 2017 noch mehr Blitze zu bieten. "Der Sommer 2024 bilanziert äußerst blitzreich, österreichweit gab es ein Plus von 36 Prozent im Vergleich zu den vergangenen 10 Jahren", analysiert Christoph Matella, Gewitterexperte bei der Unwetterzentrale. Somit blicken wir auf den blitzreichsten Sommer seit dem Jahre 2017 zurück. Der blitzreichste Sommer überhaupt in den vergangen 15 Jahren war der Sommer 2012 mit knapp 1,8 Mio. Entladungen. "Die Anzahl der Gewitter war im Sommer 2024 nicht außergewöhnlich hoch, allerdings brachten diese in der oft schwül-heißen Luftmasse überdurchschnittlich viele Blitzentladungen", so der Experte.

So viele Blitze gab es im Sommer 2024 in Österreich

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    Blitzdichte Sommer 2024
    Blitzdichte Sommer 2024
    Ubimet

    Steiermark auf Platz 1, Wien und Burgenland außergewöhnlich

    Auf Bundeslandebene lag im Sommer 2024 das traditionell blitzreichste Bundesland Steiermark erneut auf dem ersten Platz mit 453.935 Entladungen, das bedeutet ein Plus von etwa 38 Prozent im Vergleich zum 10-jährigen Mittel. Auf dem zweiten Platz reiht sich Niederösterreich mit 358.883 Entladungen, gefolgt von Oberösterreich mit 235.193. "Die größten positiven Abweichungen im Vergleich zum 10-jährigen Mittel findet man im Sommer 2024 allerdings in Wien, in Niederösterreich und im Burgenland. In Wien wurden etwa dreimal mehr Blitze als üblich registriert, in Niederösterreich und im Burgenland fast doppelt so viele", so Matella. So viele Blitze gab es in Wien und im Burgenland seit mehr als 10 Jahren nicht. Im Burgenland ist das besonders auf einen extrem blitzreichen Juni zurückzuführen, dieser brachte etwa 4.5-mal mehr Blitze als üblich. In Wien bilanzieren sowohl der Juni als auch der August äußerst blitzreich, ein Großteil der Blitze wurde aber an nur vier Tagen registriert. "Am 17.08. wurden in Wien mit 5035 Entladungen an nur einem Tag mehr Blitze detekiert, als in einem gesamten durchschnittlichen Sommer", erklärt Matella.

    Während die größten positiven Abweichungen im Osten des Landes zu finden waren, bilanziert der Sommer in Tirol und Kärnten durchschnittlich und in Vorarlberg sogar leicht unterdurchschnittlich. In Kärnten ist dies auf einen äußerst blitzarmen Juni, in Vorarlberg und Tirol auf den Juni und Juli zurückzuführen. In Tirol zeigen sich zudem regional große Unterschiede: Während es in den Nordalpen mehr Blitze als üblich gab, war die Saison in Osttirol stark unterdurchschnittlich.

    Blitzreichster Bezirk im Burgenland

    Auf Bezirksebene liegt das Burgenland an der Spitze: "Der Bezirk mit der höchsten Blitzdichte war Oberwart mit 46,6 Blitzen pro Quadratkilometer, gefolgt von Graz mit 45,5 und Braunau am Inn mit 37,8 Blitzen pro Quadratkilometer", erläutert Matella. Auf Bundeslandebene folgt nach der Steiermark mit 27,7 Blitzen pro Quadratkilometer schon Wien mit 26,2 Blitzen pro Quadratkilometer und das Burgenland mit 25,2 Blitzen pro Quadratkilometer.

    Juni im Westen blitzarm, im Osten außergewöhnlich blitzreich

    Die Gewittersaison startete in diesem Jahr schon früh durch, allerdings war von Anfang an ein starker Gradient zwischen dem Westen und dem Osten des Landes zu erkennen. So verlief bereits der Mai im Osten außergewöhnlich blitzreich, in Erinnerung bleibt etwa der Tornado am 21.5. im Grazer Bezirk Eggenberg. Der Juni schloss nahtlos an den Mai an, der Hotspot lag weiterhin in der Osthälfte. Markante Unwetterlagen sorgten besonders mit ergiebigen Regenmengen für große Schäden. Dabei bleiben etwa die verheerende Sturzflut am 8.6. in Deutschfeistritz und das Hochwasser entlang der Lafnitz im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld in Erinnerung. Den Höhepunkt erreichten die Gewitter am 9.6., zunächst stand erneut der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld im Mittelpunkt. Eine Superzelle sorgte im Raum Hartberg für großen Hagel, der eine durchfliegende AUA-Maschine stark beschädigte und so für internationales Aufsehen sorgte.

    Im weiteren Verlauf verlagerte sich die Superzelle ins Südburgenland und konnte im Raum Großpetersdorf auch noch einen Tornado ausbilden. Aber auch im Westen gab es am 9.6. starke Gewitter, etwa im Bezirk St. Johann in Tirol wurde dabei sehr großer Hagel mit einem Durchmesser von bis zu 9 cm beobachtet. Am 30.6. war erneut Hagel im Mittelpunkt, im nördlichen Waldviertel richteten Hagelkörner mit einem Durchmesser von 6 bis 7 cm große Schäden an.

    In Summe hatte der Juni mit einem Plus von 15 Prozent etwas mehr Blitze als im langjährigen Mittel zu bieten, der Osten hatte daran großen Anteil. Während das Burgenland, Niederösterreich und Wien deutlich mehr Blitze als üblich verzeichneten, verlief der Juni in Kärnten, Salzburg und Tirol unterdurchschnittlich.

    Juli erneut von großen Regenmengen und Hagel geprägt

    Der Juli startete zunächst mit nur wenigen Gewittern, im weiteren Verlauf nahm die Gewitterneigung aber deutlich zu. Während eine Gewitterlinie am 6.7. im oberösterreichischen Zentralraum für Sturmböen bis 100 km/h sorgte, wurden am 10.7. im Tiroler Fieberbrunn Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu 7 cm registriert. Am 11.7. und 12.7. gingen in der Weststeiermark starke Gewitter nieder, welche enorme Regenmengen in kurzer Zeit brachten und für Überflutungen und Murenabgänge sorgten. Der 12.7. geht mit knapp 190.000 Entladungen auch als blitzreichster Tag des Jahres in die Statistik ein. Für diesen Sommer ungewöhnlich, überquerte eine Gewitterlinie den Großteil der Osthälfte des Landes. Im Zuge dessen kam es vielerorts zu Sturmböen, in Zeltweg wurden etwa Böen bis zu 111 km/h gemessen. Am 16.7. war erneut Starkregen im Fokus, im Aflenzer Becken kamen innerhalb weniger Stunden 95 l/m² zusammen. Die zweite Hälfte des Monats verlief schließlich etwas ruhiger, lokal brachten Gewitter aber weiterhin Starkregen und Sturm.

    Wie der Juni hatte auch der Juli im Vergleich zum Mittel etwa 15 Prozent mehr Blitzentladungen zu bieten, das größte Plus gab es neben Niederösterreich diesmal auch in der Steiermark und in Kärnten. Deutlich unterdurchschnittlich verlief der Juli von Vorarlberg bis Salzburg und in Wien.

    Im August in Wien mehr Blitze, als in einem durchschnittlichen Sommer

    Der August präsentierte sich außerordentlich blitzreich, immer wieder gab es kräftige Gewitter. Bereits am 1.8. wurde in Arriach in Kärnten eine Böe von 103 km/h gemessen, am 8.8. wurde bei Krems an der Donau im Zuge eines Schauers die Vorstufe eines Tornados dokumentiert. Der 12.8. hatte wieder großen Hagel zu bieten, im Pongau wurden Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu 6 cm registriert. Am 13.8. brachte ein nächtliches Gewitter am Flughafen Wien-Schwechat eine Orkanböe von 112 km/h. Im weiteren Verlauf stand Wien dann auch am 17.8. im Mittelpunkt. Ein stationäres Gewitter brachte an der Hohen Warte in Wien in nur einer Stunde 94 l/m², noch nie wurde an einer österreichischen Wetterstation eine derart hohe Regenmenge in nur einer Stunde gemessen. Zudem wurden in Wien an nur einem Tag 5000 Blitze detektiert und damit mehr, als in einem ganzen durchschnittlichen Sommer.

    Insgesamt bilanziert der August mit einem Plus von 86 Prozent extrem blitzreich, in den vergangenen 15 Jahren gab es nur im Sommer 2017 mehr Entladungen. Bis auf das Burgenland gab es in allen Bundesländern überdurchschnittlich viele Blitze, die größte Abweichung mit etwa 400 Prozent in Wien. Aber auch in Niederösterreich (+140 Prozent) und Salzburg (+127 Prozent) wurden mehr als doppelt so viele Blitzentladungen detektiert.

    Blitzreichste Tage im Sommer 2024:

    • 189.948 am 12. Juli
    • 113.973 am 13. August
    • 96.733 am 8. Juni

    Die Kraft von Blitzen wird über die Stromstärke in der Einheit Ampere angegeben. Der stärkste Blitz des Landes wurde im Sommer 2024 in Oberösterreich gemessen: Spitzenreiter ist eine Entladung mit rund 355.000 Ampere am 27. Juni in der Gemeinde St. Marienkirchen am Hausruck im Bezirk Ried im Innkreis. In kürzester Zeit wurde dabei rund 22.000-mal mehr Energie freigesetzt, als in einer haushaltsüblichen Steckdose mit 16 Ampere verfügbar ist. "Anders als oft vermutet kann man anhand der Blitzstärke aber nicht auf die Stärke eines Gewitters Rückschlüsse ziehen", so Matella. "Oft treten starke Blitze auch bei vergleichsweise harmlosen Kaltluftgewittern auf".

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      Auf den Punkt gebracht

      • Im Sommer 2024 wurden in Österreich 1.526.310 Blitzentladungen registriert, wobei die Steiermark das blitzreichste Bundesland war
      • Besonders auffällig war die hohe Blitzdichte in Wien und dem Burgenland, wobei Wien an nur einem Tag mehr Blitze verzeichnete als in einem durchschnittlichen Sommer
      red
      Akt.