Wer gerade ein Baby erwartet, steht wahrscheinlich vor der ersten schwierigen Entscheidung: Wie soll er oder sie heißen? Keine unwichtige Frage, denn der Name ist nicht nur ein individuelles Erkennungsmerkmal einer Person, sondern auch ein soziales Merkmal und hat sogar Einfluss auf Bildungschancen: Lehrer haben bei gewissen Namen Vorurteile und Vorannahmen positiver wie negativer Natur. Ganz zu schweigen vom späteren beruflichen Erfolg.
Das zeigt eine Studie der Universität Oldenburg: 2000 Volksschullehrer wurden in einem Online-Fragebogen befragt und eine detaillierte Auswertung von 500 Fragebögen wurde für die Studie herangezogen. Dabei ergab sich, dass Schülerinnen mit Vornamen wie Charlotte, Sophie, Marie, Hannah sowie Schüler mit Namen wie Alexander, Maximilian, Simon, Lukas oder Jakob als "eher freundlich, leistungsstark und verhaltensunauffällig" unter Lehrern gelten. Besonders mit Leistungsschwäche und Verhaltensauffälligkeit assozieren LehrerInnen namen wie Mandy, Chantal, Kevin, Justin oder Maurice – ein Phänomen des so genannten "Kevinismus".
Der Begriff des Kevinismus – auch Chantalismus – beschreibt das psychologische Phänomen, dass Eltern bildungsferner Schichten ihren Kindern eher exotische oder anglo-amerikanische Namen geben. Die Vergabe anglo-amerikanischer Namen ist dabei ein Unterschichtsphänomen, der sich aus den Faktoren Wohlstand und kulturelle Nähe begründet, denn die Namensvergabe hat auch immer etwas mit Wertschätzung zu tun. Namen aus Ländern, die in Wohlstand leben und aus einem historisch-kulturell nahen Bereich kommen, gefallen den Menschen. Viele Namen werden daher aus Film und Fernsehen, aus der Unterhaltung genommen, wobei dieses Phänomen bis ins Spätmittelalter zurückgeht, wo man sich aus Balladen bedient hat. Die Oberschicht hingegen will ihre Kinder elitärer sehen, zeigt ein gewisses Abgrenzungsbedürfnis, ist traditionsbewusster und greift deshalb mehr auf lokal typische Namen zurück. Wie Namen wahrgenommen werden, hat unter Umständen auch Einfluss auf das Schicksal von Menschen und kann eine Richtung für deren Leben vorgeben.
Nicht zuletzt hat die Namenswahl des Sprösslings auch Konfliktpotenzial, weil man von links und rechts viele "gutgemeinte" Vorschläge zu hören bekommt. Um dem zu entgehen, verraten manche Eltern den Namen des Kindes erst nach der Geburt.
Der Streaminganbieter Nextory hat die beliebtesten Bücher des vergangenen Jahres ausgewertet und 14 Namen identifiziert, die heuer besonders gefragt sein könnten. Welche das sind, erfährst du in unserer Bildergalerie.
Übrigens: Wer mit seinem Namen nicht leben kann, kann ihn amtlich ändern lassen. Laut Homepage der Stadt Wien muss dazu mindestens einer der folgenden Gründe vorliegen: Etwa, dass der bisherige Familienname lächerlich wirkt, schwer auszusprechen ist, schwer zu schreiben ist oder mit dem bisherigen Vor- oder Familiennamen unzumutbare Nachteile verbunden sind. Kostenpunkt: Antrag auf Namensänderung: 14,30 Euro, Bewilligungsgebühr für eine wunschgemäße Vornamens- oder Familiennamensänderung: 545,60 Euro pro Änderung.
Wer seinen Namen ändern lassen möchte, muss die österreichische Staatsbürgerschaft haben oder Konventionsflüchtling sein oder staatenlos sein oder ungeklärter Staatsangehörigkeit sein.