Für "Heute" ging's hoch hinaus

120 Meter Höhe! Atemberaubender Aufstieg aufs Windrad

Auf Einladung der IG Windkraft wagten sich "Heute"-Fotografin Sabine Hertel und NÖ-Redakteurin Sarah Marie Piskur auf die Spitze eines Windrades.

Sarah Marie Piskur
120 Meter Höhe! Atemberaubender Aufstieg aufs Windrad
"Heute"-Fotografin Sabine Hertel (re.) und NÖ-Redakteurin Sarah Marie Piskur wagten sich auf die Spitze des Windrades
Heute

Sie gehören zum Landschaftsbild von Niederösterreich, wie Weinreben und Wälder. Riesige Windkraftanlagen findet man in NÖ gehäuft im östlichen Industrie- und Weinviertel. Dort sind die Bedingungen für Windräder am geeignetsten.

Trotz luftiger Höhen ließ sich "Heute" auf eine "windige" Einladung der IG Windkraft ein und erklomm für einen Lokalaugenschein die Spitze eines elf Jahre alten Geräts in der Nähe von Scharndorf und Maria Ellend (Bezirk Bruck an der Leitha).

Bei Eintreffen der Gruppe ist gerade deutlich zu hören, wie das Windrad die Drehzahl nach oben schraubte. "Jetzt kommt grad ein bisserl ein Wind auf und eigentlich könnte das Windrad sofort Strom produzieren", erklärt Martin Krill, der Fotografin Sabine Hertel und Redakteurin Sarah Marie Piskur gemeinsam mit seinem Kollegen Harald Safer auf das Kraftwerk führt.

Doch die Vestas V112 im Windpark Scharndorf West muss warten. Für den "Heute"-Besuch wird der Generator auf Pause gestellt, die Rotorblätter drehen sich aus dem Wind und das Windrad kommt beinahe zum Stillstand.

Mit einem Knopfdruck kann die Stromproduktion des Windkraftwerks pausiert werden.
Mit einem Knopfdruck kann die Stromproduktion des Windkraftwerks pausiert werden.
"Heute"/Hertel

Bevor es hinauf geht, gibt es noch eine Unterweisung – denn Sicherheit hat hier oberste Priorität. Sowohl die Höhe, als auch der Strom können gefährlich werden, wenn man in und auf einem Windkraftwerk arbeitet. Nachdem die Sicherungsgurte angezogen und festgezurrt sind, werden am Rücken des Geschirrs noch zwei gelbe Sicherungsleinen mit großen Karabinern befestigt.

"Draußen auf der Gondel müsst ihr immer mindestens einmal angehängt sein. Mithilfe des zweiten Karabiners könnt ihr weiter gehen und euch oben frei bewegen", erklärt Krill, Geschäftsführer von Profes. Vor 20 Jahren hat er hier in Scharndorf das erste Windrad gebaut und steigt regelmäßig in luftige Höhen auf.

Profes Geschäftsführer Martin Krill unterstützte Redakteurin Piskur beim Anlegen des Klettergeschirrs
Profes Geschäftsführer Martin Krill unterstützte Redakteurin Piskur beim Anlegen des Klettergeschirrs
"Heute"/Hertel

Um auf die Gondel des Windrades zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten: Über eine Steigleiter nach oben klettern, oder mit einem kleinen Lastenaufzug hochfahren. Platz ist im Turm des Windkraftwerks jedoch Mangelware, deshalb müssen die vier Personen beim Lokalaugenschein grüppchenweise nach oben. Blockabfertigung am Windrad quasi.

Während "Heute"-Fotografin Hertel mit Projektmanager Harald Safer als Erstes die Fahrt nach oben wagt, steigt Krill parallel die Leiter hinauf. Gut gesichert, mit Gurt und Sicherungs-Schlitten, der im Notfall ein Absturz verhindert, klettert er die fünf Segmente der Vestas hoch – und ist dank jahrelanger Übung fast schneller als Hertel und Safer mit dem Aufzug.

Aufstieg in die Vestas V112

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    Martin Krill stieg 120 Meter über die Leiter in die Spitze des Windrades
    Martin Krill stieg 120 Meter über die Leiter in die Spitze des Windrades
    "Heute"/Hertel

    Oben angekommen, müssen die letzten Meter in die Gondel mit Leitern überwunden werden, denn der Aufzug fährt im letzten Segment nur bis knapp unter den Generator. In der Mitte des Turmes hängt hier gut sichtbar jenes Kabel hinunter, das den erzeugten Strom ins Netz einspeist und tausende Haushalte mit Energie versorgt – ein gut isoliertes Kupfer-Kabel, das gerade einmal so dick ist, wie ein Unterarm.

    Möchte man den Außenbereich der Gondel betreten, muss man neben dem Generator über eine Dachluke nach draußen klettern. Mehrere Querbalken können als Stufen genutzt werden. Zunächst den Oberkörper nach draußen gestreckt, wird auch schon der Sicherungsgurt mit der Gondel verankert. "Mit dem Karabiner am gelben Seil kannst du dich an der gelben Halterung befestigen. Dann einfach rausklettern und genießen", erklärt Harald Safer ein letztes Mal, bevor es an die frische Luft geht.

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      Mit diesen Kabeln wird der erzeugte Strom in das Netz der Netz NÖ eingespeist.
      Mit diesen Kabeln wird der erzeugte Strom in das Netz der Netz NÖ eingespeist.
      "Heute"/Piskur

      Trotz Angst: anhängen, rausklettern, aufstehen

      "Einfach rausgehen und genießen" ist leichter gesagt als getan, wenn man – wie die Autorin dieses Artikels – nicht nur die Dachluke, sondern auch eine gehörige Portion Höhenangst zu überwinden hat. Also auf geht's: Anhängen, rausklettern, aufstehen. Letzteres kostet am meisten Überwindung, immerhin befindet man sich am Dach der Gondel 120 Meter über dem Boden.

      Die zittrigen Knie einmal durchgestreckt, tritt schließlich auch die Höhenangst in den Hintergrund, denn die Aussicht von dort oben ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Eine leichte Brise weht über das Windrad und die Sonne strahlt den "Heute"-Mitarbeiterinnen ins Gesicht. Ideale Bedingungen für einen Besuch auf der Spitze der Vestas V112.

      "Heute"-Niederösterreich Redakteurin Sarah Marie Piskur auf der Gondel des Windkraftwerks bei Scharndorf. Hinter den 56 Meter langen Rotoren erstreckt sich der Nordosten Niederösterreichs
      "Heute"-Niederösterreich Redakteurin Sarah Marie Piskur auf der Gondel des Windkraftwerks bei Scharndorf. Hinter den 56 Meter langen Rotoren erstreckt sich der Nordosten Niederösterreichs
      "Heute"/Hertel

      Rund um das Windrad erstreckt sich Niederösterreich in seiner vollen Schönheit. Die klare Luft ermöglicht es, das Bundesland in allen Himmelsrichtungen zu bewundern. Während man auf der einen Seite bis zum Schneeberg sieht, erstrecken sich im Norden Wien und Klosterneuburg, idyllisch eingebettet in die Berge des Wienerwaldes.

      Richtung Osten geblickt, wo in der Ferne auch Hainburg und Bratislava zu erkennen sind, reihen sich zahlreiche Windräder aneinander. Mehrere Windparks mit hunderten Kraftwerken versorgen von hier aus abertausende Haushalte mit Strom. Ein Anblick, der schon vom Boden aus ziemlich beeindruckend ist. Von der Spitze eines dieser Kraftwerke wird aber umso deutlicher, wie viel Energie an diesem Ort produziert werden kann.

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        Im Industrieviertel stehen hunderte Windkraftwerke und prägen das Landschaftsbild
        Im Industrieviertel stehen hunderte Windkraftwerke und prägen das Landschaftsbild
        "Heute"/Hertel

        Die Rotorblätter, die sich trotz Generator-Pause langsam und gemächlich weiterdrehen, sind auf diesem Windrad-Modell übrigens ganze 56 Meter lang. Damit kommt das Kraftwerk mit den Flügelspitzen auf über 170 Meter Höhe und deckt mit den Rotorblättern eine Kreisfläche von über 9.800 Quadratmetern ab. Angetrieben nur vom Wind, erzeugt die Vestas so viel Energie, dass rund 2000 Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden können. Bei neueren Modellen sind es bereits vier- bis fünftausend Haushalte.

        Während Hertel und Safer sich nach der Besichtigung des Generators bereits auf den Weg nach unten machen, klettern Piskur und Krill noch einmal auf die Gondel. Zehn Minuten dauert es, bis der Aufzug nach unten und wieder nach oben gefahren ist. Genug Zeit, um noch einmal die Aussicht zu genießen und über die Zukunft der Windkraft zu sinnieren. Krill ist seit 30 Jahren in der Branche und hat schon viele Windräder gebaut. Auch wenn sich die Windkraft in den letzten Jahren einen starken Aufschwung erlebte, müsse sich laut Krill noch einiges tun. Für ihn ist eine autarke Energieversorgung, ohne Abhängigkeit von ausländischem Gas keine Utopie, sondern durchaus machbar, sofern Österreich die Energiewende schafft.

        Martin Krill und Sarah Marie Piskur genossen vor dem Abstieg noch ein paar Minuten lang die Aussicht.
        Martin Krill und Sarah Marie Piskur genossen vor dem Abstieg noch ein paar Minuten lang die Aussicht.
        "Heute"/Piskur

        In Niederösterreich kann der Energiebedarf seit mehreren Jahren zur Gänze aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Wegen großer Ballungsräume und Städten wie Wien, die sich selbst nicht ausreichend mit Grüner Energie versorgen können, werden weiterhin Windkraftwerke in Niederösterreich gebaut. Von 797 niederösterreichischen Windkraftanlagen wurden 43 Anlagen alleine im Jahr 2023 errichtet, die meisten davon im Bezirk Gänserndorf. Österreichweit gibt es 1426 solcher Anlagen, mehr als die Hälfte (55,9 Prozent) befindet sich in Niederösterreich.

        Die Bilder des Tages

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          privat, iStock

          Auf den Punkt gebracht

          • Der Artikel beschreibt das Abenteuer zweier Journalistinnen, die auf Einladung der IG Windkraft die Spitze eines Windrades in Niederösterreich erklimmen
          • Trotz Höhenangst genießen sie die atemberaubende Aussicht und erfahren mehr über die Energieerzeugung durch Windkraft
          • Die Windkraftindustrie in Niederösterreich erlebt einen starken Aufschwung, doch es wird mehr Tempo bei der Windkraft in den Bundesländern gefordert, um eine autarke Energieversorgung zu erreichen
          SaPi
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