Wien
Fällung von 111 Bäumen im Augarten nach Bakterienbefall
Im Wiener Augarten müssen wegen Schädlingsbefall 111 Bäume entfernt werden. Das Bakterium Pseudomonas syringae bedroht vor allem Kastanien.
Die Kastanien haben es nicht leicht. Nicht mehr nur die Miniermotte setzt den Bäumen zu. Nun gibt es auch noch ein Bakterium, das die Kastanie befällt. Die Bundesgärten haben sich nun für Schlägerungen entschieden, dies sei notwendig. Der Schädling ist recht neu in Europa, hat sich hier jedoch rasch ausgebreitet. "Eigentlich sollte man keine Kastanien mehr nachsetzen. Im Augarten zählt sie aber zum historischen Bild der Parkanlage", so Kurt Macek gegenüber der APA. Kurt Macek ist der Baumkontrolleur im Augarten.
Im Ergebnis sehen die Alleen im Augarten nun etwas verändert aus. Einige Bäume wurden an mehreren Stellen im Augarten bis auf den Stumpf gefällt. Übrigens waren junge genauso wie alte Bäume vom Bakterium befallen. Dass Bäume gefällt werden, ist indessen Usus. Pro Jahr werden im Augarten zwischen drei bis vier Prozent der bestehenden Bäume gefällt, meldet die APA. Dabei gehe es vor allem um die Sicherheit der Spaziergänger.
Baumfällen auch schmerzhaft für Gärtner
Den Gärtnern der Bundesgärtnerei tue das Baufällen ebenso "sehr weh", so Günter Wimmer, Sprecher der Bundesgärten, im Gespräch mit "Heute". "Es passiert nicht aus Jux und Tollerei“ und die Schlägerungen seien von der Stadt genehmigt. Die gute Nachricht: Alle geschlagenen Bäume werden an selber Stelle nachgepflanzt, versichert Wimmer – wenn möglich, wird die gleiche Baumart verwendet. Die neuen Bäume sind zwischen zehn und 15 Jahre alt und circa drei Meter hoch, so Wimmer zu "Heute".
Baumfreunde attackieren Gärtner
Gerade die Spaziergänger attackieren die Gärtner jedoch. "Immer wieder kommt es zu Debatten mit Leuten, die uns bei Fällungen verbal attackieren. Manchmal kommt man sich als Freiwild vor. Es ist gut, dass den Menschen bewusst ist, wie wichtig Bäume sind", so der 58-jährige Gärtner Macek zur APA. Und: Nachgepflanzt werde jeder gefällte Baum, erklärt Macek.
Nicht nur Bakterien und Miniermotten machen den Gärtnern derweil Sorgen. Die Bodenverdichtung sei ein Thema, denn die würde Wachstum und Nahrungsaufnahme der Wurzeln erschweren. Und ein weiterer Punkt sei die rapide voranschreitende Trockenheit, so Macek. "Seit dem U-Bahn-Bau ist der Grundwasserspiegel im Augarten drastisch gesunken."
Kranke Bäume mit bloßem Auge erkennen
Der Baumkontrolleur arbeitet mit seinen Augen, seiner Erfahrung und einer Portion Glück – und trägt dabei viel Verantwortung. Pseudomonas-Befall erkennt man an rissig gewordener Rinde, schwarzen Verfärbungen an Stamm und Ästen, Saftfluss sowie dem Absterben oder Vergilben von Teilen der Baumkrone.
Nicht immer aber ist es so einfach, einen kranken Baum zu erkennen – wird er nicht gefällt und bleibt stehen, kann er eine große Gefahr während eines Sturms werden. Und manchmal liege man mit der Einschätzung falsch – und ein relativ gesunder Baum muss dran glauben.