Hurrikan Helene

1000-jährliche Flut durch Klimawandel – schon 130 Tote

Hurrikan Helene könnte in mehreren US-Bundesstaaten hunderte Todesopfer gefordert haben. Der Klimawandel verstärkte die Naturkatastrophe zusätzlich.

Newsdesk Heute
1/21
Gehe zur Galerie
    Bilder der Verwüstung nach Hurrikan Helene in North Carolina Ende September 2024.
    Bilder der Verwüstung nach Hurrikan Helene in North Carolina Ende September 2024.
    Charlotte City Councilman Tariq Bokhari /Handout via REUTERS

    Vergangene Woche ist Hurrikan Helene mit Windgeschwindigkeiten über 200 km/h und einer meterhohen Sturmflut auf die Westküste Floridas getroffen. Weiter nördlich waren die Auswirkungen aber noch dramatischer, in den südlichen Appalachen kam es regional zu einem 1000-jährlichen Hochwasser.

    An der Westküste Floridas nördlich der Tampa Bay kam es zu einer extremen Sturmflut, etwa in Cedar Key wurde mit einer geschätzten Überflutungshöhe von etwa 3 Metern auch die Rekordflut aus dem Jahre 1896 übertroffen. Im Zusammenspiel mit dem Wind in Orkanstärke kam es zu schwersten Schäden, aufgrund der frühzeitigen Warnungen bzw. Evakuierungen blieb die Opferzahl in diesem Gebiet aber vergleichsweise gering.

    800 l/m² in drei Tagen

    Bereits im Vorfeld kam es im Bereich der südlichen Appalachen zu großen Regenmengen. Dieses Phänomen ist nicht unbekannt und wird auch "predecessor rain event" genannt, vergleichbar in etwa zu einer Südstaulage/Gegenstromlage im Vorfeld eines Mittelmeertiefs bzw. einer 5b- / Vb-Wetterlage. Im Kerngebiet des US-Ereignisses wurden jetzt vielerorts extreme Mengen um 500 l/m² mit Spitzen im Bergland bis knapp 800 l/m² in weniger als drei Tagen gemessen.

    Der Hurrikan Helene war nicht nur katastrophal, sondern ein historischer Sturm für den gesamten Südosten und die Appalachen.
    Joe Biden
    US-Präsident

    "Große Flut" getoppt

    Diese enormen Wassermassen haben zu Sturzfluten, Erdrutschen sowie einer extremen Hochwasserlage geführt. Teilweise wurden in den Appalachen ganze Tallagen geflutet, weshalb Straßen, Brücken und mitunter auch ganze Ortschaften vom Wasser zerstört wurden. Die Wasserstände der Flüsse in Teilen des westlichen North Carolina haben Rekorde gebrochen, die seit der "Großen Flut" vom Juli 1916 Bestand hatten.

    Tornados

    Auch abseits der Küsten wurden regional Windböen in Orkanstärke gemessen, weshalb es zu unzähligen umgestürzten Bäumen bzw. Stromausfällen kam. Windspitzen von 140 bis 160 km/h wurden an mehreren Orten in Florida sowie im Süden von Georgia gemessen. In den äußeren Regenbändern des aufziehenden Hurrikans kam es zudem von Georgia bis in den Westen Virginias auch zu mehreren eingelagerten Tornados. Einer der schadenträchtigsten Tornados mit der Stärke EF3 traf den Ort Rocky Mount in North Carolina.

    "Orte von der Landkarte gelöscht"

    Roy Cooper, Gouverneur des Bundesstaates North Carolina, zeichnete am Montag gegenüber CNN ein apokalyptisches Lagebild. "Hunderte Straßen" seien zerstört, ganze "Orte von der Landkarte gelöscht" worden.

    In Summe wurden bereits mehr als 130 Todesopfer bestätigt. Die Zahl könnte noch enorm nach oben schnellen. Die US-Regierung rechnet anhand des Vermisstenregisters mit bis zu 600 Toten in den betroffenen Bundesstaaten.

    Klarer Einfluss des Klimawandels

    Auch bei diesem Ereignis hat der Klimawandel "zweifellos" eine große Rolle gespielt, so die Analyse Nikolas Zimmermann. Der Meteorologe der österreichischen Unwetterzentrale UWZ erklärt, dass einerseits die stark überdurchschnittlichen Wassertemperaturen im Golf von Mexiko eine rapide Intensivierung des Hurrikans ermöglichten, andererseits seien bereits vor Ankunft von Helene überdurchschnittlich feuchte Luftmassen zu den Appalachen gelangten.

    Generell, so betont Zimmermann, erwarte man durch den Klimawandel nicht mehr, aber dafür stärkere bzw. sich rascher verstärkende Wirbelstürme. "Die Jährlichkeit dieses Ereignisses lag regional zwischen 200 und 1000 Jahren, örtlich aber auch über 1000 Jahren", so der Experte. Er sieht bei der Katastrophe in den USA gewisse Parallelen zum Hochwasser im September in Niederösterreich, Tschechien und Polen.

    Das Zusammenspiel von mehreren Faktoren führe vor allem am Ende des Sommers immer häufiger zu extremen Regenereignissen:

    Die Zutaten der Wetter-Katastrophen:

    • überdurchschnittliche Wassertemperaturen (Adria, Schwarzes Meer, Golf von Mexiko…)
    • Staueffekte an Bergen (Alpen, Altvatergebirge, Appalachen…)
    • Markante Tiefdruckgebiete (Hurrikane, Italientiefs, Vb-Tiefs…)

    Der Meteorologe betont aber, dass die Ausgangslage im Südosten der USA freilich eine andere als im Mittelmeerraum (tropisches vs. außertropisches Klima) sei. Gerade das habe die Dimensionen des Ereignisses dort noch extremer gemacht. Die physikalischen Prozesse im Bereich der Appalachen seien aber gleich wie hierzulande.

    Auf den Punkt gebracht

    • Hurrikan Helene hat durch den Klimawandel eine 1000-jährliche Flut verursacht
    • Meteorologe Nikolas Zimmermann betont, dass der Klimawandel zu stärkeren und sich schneller verstärkenden Wirbelstürmen führt
    • Stark überdurchschnittliche Wassertemperaturen im Golf von Mexiko und feuchte Luftmassen haben eine rapide Intensivierung des Hurrikans ermöglicht
    red
    Akt.