Verliebte verfolgt ihn 4 Jahre

100 Briefe, 280 Anrufe – Frau treibt Wiener in Wahnsinn

Eine Witwe (57) verliebte sich in einen Wiener (59) und verfolgte ihn jahrelang, bestellte ihm Pizzen und Rettung heim. Nun hat sein Leid ein Ende. 

Wien Heute
100 Briefe, 280 Anrufe – Frau treibt Wiener in Wahnsinn
Sie stalkte ihren Lieblings-Kellner vier Jahre lang – nun wurde die Wienerin bedingt eingewiesen.
Denise Auer

Er war "immer so freundlich" – das reichte der Wienerin, um sich in den Kellner ihres Stammcafés zu verlieben. Doch ihre anfänglich harmlosen Gefühle entwickelten sich bei der 57-Jährigen schnell zum Wahn. Sie verfolgte das Objekt ihrer Begierde vier Jahre lang beharrlich und wurde dafür schon zweimal verurteilt. Die Witwe hatte etwa über 100 Briefe an seine Türe geheftet und auf einer Parkbank gegenüber seiner Wohnung campiert.

Als das für die Wienerin nicht mehr reichte, bestellte sie dem Ober mehrmals Pizzen nach Hause und rief auch öfters für ihn die Rettung. Sie hatte am Telefon behauptet, der 59-Jährige hätte einen Unfall gehabt. Der Kellner zeigte die Frau daraufhin an. Doch sie ließ sich selbst durch Wegweisungen nicht wegweisen und wurde schließlich festgenommen. Die 57-Jährige fasste im Anschluss fünf Monate unbedingte Haft aus und wurde zu einer Therapie verurteilt. Doch die half nichts, sie machte genauso weiter.

Er wechselte Job und Wohnung, sie fand ihn trotzdem

Drei Jahre nach ihrer Verurteilung musste sich die Angeklagte am Donnerstag nun erneut am Wiener Landesgericht verantworten. Selbst nach zwei Jobwechseln des 59-Jährigen und einem Umzug machte die Stalkerin den Kellner ausfindig. Zwei Monate nach ihrer Entlassung hatte sie bereits wieder Kontakt aufgenommen. Sie rief ihn an – alleine 280 Mal im neuen Lokal –, sie klopfte an seiner Wohnungstür und lauerte ihm in der Arbeit auf, bis sie Hausverbot erhielt.

Beim AMS behauptete die Witwe, sie sei die Lebensgefährtin des Obers und stornierte Termine in seinem Namen. Sie schaffte es sogar, Briefe an ihn von der PVA abzufangen und fand so heraus, wo der Mann eine Kur wegen psychischer Belastung machte. Dort gab sie sich telefonisch als Psychiaterin "Dr. Schröder" aus und stornierte seine Reha. Im Mai des Vorjahres wurde die 57-Jährige wieder wegen Stalkings festgenommen und saß seither in U-Haft.

Begegnungen nur "Zufall"

Der verfolgte Kellner hat die schlimmsten Jahre seines Lebens hinter sich. Er konnte ohne Medikamente nicht mehr schlafen und verließ seine Wohnung kaum noch, aus Angst, seiner Stalkerin zu begegnen. "Ich war fertig mit einem Wort", sagte er am Donnerstag vor Gericht aus. Die Angeklagte rechtfertigte ihre Verfolgung hingegen damit, dass der 59-Jährige ihr nach dem Tod ihrer Eltern 15.000 Euro abgeluchst haben soll. Das bestritt er jedoch vehement. "Er ist mein Erzfeind", überraschte sie beim Prozess. Sie habe ihn nur deshalb so oft angerufen, weil sie ihr Geld zurück wollte. Alle Begegnungen mit dem Kellner seien "Zufall" gewesen.

Die 57-Jährige wurde nun bedingt in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Sie muss sich an strenge Auflagen halten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Ohne Medikamente würde "eine hohe Gefährlichkeit" von ihr ausgehen, so das psychiatrische Gutachten. Sie wurde inzwischen in ein Wohnheim gebracht, es besteht absolutes Kontaktverbot zum Kellner. Die Witwe ist erleichtert: "Ich bin sehr froh, wenn man mir die Chance gibt, weil immer nur in Haft sein – das ist kein Leben."

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