Österreich
"Viele wissen nicht, wie sie mit uns umgehen sollen"
Die ehemalige Stabhochspringerin Kira Grünberg, will sich als Politikerin für Menschen mit Behinderung einsetzen."Heute" traf sie in Linz.
Seit einem schweren Trainingsunfall vor zwei Jahren sitzt die ehemalige Stabhochspringerin Kira Grünberg (24) im Rollstuhl. Die junge Tirolerin wird bei der kommenden Nationalratswahl für die "Liste Kurz" auf dem zehnten Listenplatz sowie regional kandidieren. Mit "Heute" sprach sie im Linzer Leichtathletik-Trainingszentrum über ihre persönliche Situation und ihre politischen Ideen.
Wie hat sich Ihre persönliche Situation verändert, seit Sie Ihre Kandidatur bekannt gaben?
Im Wahlkampf gibt es irgendwie eine ganz andere Zeitrechung, als vorher, ich habe sehr viele Termine. Es macht mir aber großen Spaß. Es ist ein völlig neues Gebiet für mich, auf das ich mich vorbereiten muss. Vorher habe ich mich nicht politisch engagiert, weil ich so viel Sport gemacht habe, dass ich dafür einfach keine Zeit gefunden habe. Aber Interesse für Politik war schon immer da.
Ist ein Umzug von Tirol nach Wien geplant?
Nein, ich werde dann pendeln. Es ist ja nicht so, dass ich jede Woche in Wien sein muss. Anfangs möchte ich auf jeden Fall in Tirol bleiben, da habe ich jetzt alles aufgebaut mit meinen Therapeuten und mit dem Pflegepersonal. Jetzt bleibe ich mal da, später kann ich mir schon vorstellen nach Wien zu ziehen.
Wie bereiten Sie sich konkret auf Ihre neue Rolle als Behindertensprecherin vor?
In den letzten zwei Jahren habe ich gemerkt, dass es in diesem Bereich noch ganz viel zu verbessern gibt. Das ist mein großes Ziel. Ich habe deswegen auch viel Kontakt mit Franz-Joseph Huainigg (Anm: derzeitiger ÖVP-Behindertensprecher) und treffe mich regelmäßig mit Experten, die mich beraten. Ich will nach der Wahl gleich mit der Arbeit starten.
Haben Sie in den letzten zwei Jahren selbst Diskriminierung erlebt?
Natürlich gibt es immer wieder Stufen, wo man dann nicht rauffahren kann. Man wünscht sich, dass sich das alles verbessert. Eher ein Problem für mich ist aber, dass die Gesellschaft oft nicht weiß, wie man mit behinderten Menschen umgehen soll. Wenn man in einen Lift einsteigen will, der voll mit gesunden Menschen ist und keiner Platz macht. Man muss ihnen sagen: "Entschuldigen Sie, könnten Sie bitte aussteigen, dass ich den Lift benützen kann." Das ist schon schade, dass man die Menschen extra darauf aufmerksam machen muss, dass sie nicht von selbst auf die Idee kommen.
Was ist Ihr wichtigstes Anliegen als Politikerin?
Persönliche Assistenz und Assistenz am Arbeitsplatz. Nur so können Menschen mit Behinderung das Leben führen, das sie sich vorstellen, ein selbstbestimmtes Leben. Dass es diese Assistenz flächendeckend in ganz Österreich gibt und dass sie vereinheitlicht wird, ist mir wichtig. Auch die Freizeitassistenz soll es österreichweit geben. Menschen mit Behinderung werden dabei von einer Assistentin begleitet, sie können dann auch ins Kino oder zu einem Konzert gehen. In manchen Bundesländern gibt es das schon, in anderen noch nicht.
(rs)