Österreich
Ist es eine Schicksalswahl für Sie, Herr Doskozil?
Ja, er will – im Mai. Aber wollen ihn auch die Burgenländer? Das entscheidet sich am Sonntag. Schon jetzt spricht der frisch verlobte Hans Peter Doskozil (SP) über Wahlziele, die Bundes-SP und Privates.
„Heute": Herr Landeshauptmann, Sie sind im Wahlkampf einen völlig eigenen Weg gegangen – oft auch konträr zur Bundespartei. Ist das am Sonntag also eine Schicksalswahl für Sie?
Hans Peter Doskozil: Wir sind den Weg gegangen, dass wir nichts ankündigen, was wir nicht umsetzen. Mindestlohn, Pflegekonzept, Englischunterricht in Schulen – all das konnten wir umsetzen. Ich hoffe, dass das gesehen und honoriert wird. Also: Ja, insofern ist es eine „Bilanzwahl".
Wenn Sie zulegen …
… ist das eine Bestätigung für unseren Kurs.
Gleich bleiben …
… ist es kein Malheur, wir liegen mit 42 Prozent im Burgenland auf hohem Niveau.
Verlieren …
Minus 2, aber weiterhin über 40 Prozent, wäre bitter, aber kein Beinbruch. Minus 10 Prozent – dann hätten wir krachend verloren.
Bleiben Sie fix fünf Jahre lang im Burgenland?
Ja, wenn ich bestätigt werde, bleibe ich fix fünf Jahre im Burgenland.
Kommt nach der Wahl wieder Rot-Blau?
Wir sprechen mit allen, das habe ich immer angekündigt, dabei bleibe ich. Auch inhaltlich wäre mit allen Parteien eine Einigung möglich. Man sieht ja auf Bundesebene: Kopftuchverbot, Sicherungshaft – alles kein Thema, die Grünen gehen überall mit.
Fühlen Sie sich der FPÖ nach der skandalfreien Regierungszusammenarbeit besonders verpflichtet?
Nach Ibiza auf alle Fälle. Wir haben zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Jahren gut zusammengearbeitet gehabt, es hat nie versteckte Fouls gegeben. Aber eines ist klar: Nach der Wahl muss die Situation anhand des Ergebnisses neu beurteilt werden.
Wer Sie als Person (Ex-Polizist) und Politiker (Haltung in Migrationsfrage) kennt, der weiß, dass Sie sich mit den Blauen natürlich ungleich leichter tun würden.
Bei Asyl- und Migrationsthemen sicher, keine Frage. Darüber hinaus ist in einer Koalition aus meiner Erfahrung heraus das Wichtigste, dass es ein Vertrauensverhältnis gibt, dass es Handschlagqualität gibt und dass man sich aufeinander verlassen kann. Die FPÖ war ein loyaler Partner, die sogar beim Wechsel von Hans Niessl auf mich bei Themen mitgegangen ist, die nicht im Regierungsübereinkommen festgelegt waren. Der Mindestlohn etwa wäre mit der ÖVP nicht umzusetzen gewesen.
Ist Ihr Konzept eigentlich nur für den kleinen, ländlichen Raum anwendbar?
Das kann überall funktionieren – wie bei uns der Mindestlohn im Landesdienst und die Absicherung von Spitalsstandorten. Wenn man genau hinhört, hat man gesehen, dass unser Pflegekonzept auf Bundesebene übernommen wurde.
Die Wahl wird also auch nach außen Wirkung haben?
Innerhalb der großen Familie Sozialdemokratie hoffe ich doch. Dieses gegenseitige Beäugen, dieses gegenseitige Misstrauen, diese Eifersüchteleien untereinander müssen aufhören – nur wenn wir das wirklich schaffen, kann es wieder aufwärts gehen bei der SPÖ. Darüber hinaus muss Sinnvolles übernommen werden, egal, wer es vorschlägt. Wir im Burgenland greifen ja auch etwa den Gratis-Kindergarten aus Wien auf. Die schlechten Werte der SPÖ hat ja nicht alleine die Vorsitzende in Wien zu verantworten – wir haben auch in Ober- und Niederösterreich oder der Steiermark stark abgebaut.
Was bei einem Wahlsieg von Ihnen am Sonntag so sicher wie das Amen im Gebet kommen wird, ist die Frage, ob Sie nicht Pamela Rendi-Wagner ablösen sollten.
Es nützt nichts, wenn man glaubt, man muss jetzt die Führungsebene austauschen. Das deckt die ganzen Probleme nur zu und hilft der Partei genau nichts. Wir müssen intern diskutieren: Wie gehen wir mit neuen Wählern um, wie präsentieren wir Themen glaubhaft.
Ist Pamela Rendi-Wagner noch die Richtige an der Spitze der SPÖ?
Zum jetzigen Zeitpunkt auf alle Fälle. Vor den nächsten Wahlen, wenn wir unsere Probleme gelöst haben, muss die Partei als Ganzes entscheiden, wer sie in die Wahl führen soll.
Könnten Sie die SPÖ nicht aus Eisenstadt mitführen?
Theoretisch kann man alles mitführen, auch etwa die SPÖ Niederösterreich. Aber eine Doppelfunktion ist sehr, sehr schlecht. Da ist man nicht Fisch, nicht Fleisch – das gefällt mir nicht.
Kommt die Bundesparteivorsitzende am Sonntag ins Burgenland?
Es kommt Georg Dornauer aus Tirol ins Burgenland. Es kommt Michael Ludwig aus Wien ins Burgenland. Und es kommt Pamela Rendi-Wagner seitens der Bundespartei ins Burgenland.
Sie gehen vor der ersten Hochrechnung aber nicht etwa mit Georg Dornauer jagen?
Ich bin kein Jäger. Und für ihn ist es auch nicht mehr so leicht, er hat ja jetzt ein Waffenverbot, so weit ich weiß.
Hatte Pamela Rendi-Wagner im Wahlkampf ein Burgenland-Verbot – man hat sie bei keiner Ihrer Veranstaltungen gesehen?
Der Wahlkampf war sehr kurz, es ist unsere Wahl im Burgenland – und ich verantworte dann das Ergebnis.
Wie geht es Ihnen mit der Stimme – ist die Heiserkeit eine große Belastung für Sie?
Man lernt damit zu leben. Ich muss im Feber oder März noch eine OP durchführen, danach sollte es besser gehen.
Wie denken Sie, wirken Sie auf die Burgenländer?
Die Menschen nehmen Anteil – das ist schön. Zuletzt hab' ich eine Cannabistinktur geschenkt bekommen, allerdings nicht getestet (lacht).
Ihre Verlobte darf Sie am Sonntag gar nicht wählen.
… und das ist richtig so. Wahlrecht ist ein Staatsbürgerrecht – wenn sie mich wählen will, muss sie sich um die Staatsbürgerschaft bemühen.
Ein kurzer Wordrap noch: Meine Partnerin sagt mir …
… standhaft bleiben.
Die Hochzeit im Mai …
Doskozil: … ist fix.
Ist ein Doppelname geplant?
Ja, aber nur insofern als dass wir dann beide Doskozil heißen.
Familienplanung …
… ist ziemlich abgeschlossen.
Ziemlich?
Ist abgeschlossen (lacht).
Auf Netflix läuft bei uns …
Suits.
Zuletzt geweint habe ich …
… als einer meiner besten Freunde, der Aufdeckerjournalist Kurt Kuch, am 3. Jänner 2015 starb.
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