"Die klassische Trennung der Lebenswelten wird aufge...

Peter Ulm, CEO und Vorstandsvorsitzender 6B47 Real Estate Investors AG, über Spirit, Hype und kommenden Assets aus der Start-up-Szene.

Heute Redaktion
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Peter Ulm, CEO und Vorstandsvorsitzender der 6B47 Real Estate Investors AG
Peter Ulm, CEO und Vorstandsvorsitzender der 6B47 Real Estate Investors AG
Bild: Bernhard Schramm

"Heute": 6B47 hat erst 2009 gestartet. Inwiefern war 6B47 kein gewöhnliches Start-up?

Ulm: "Die Finanzkrise steckte allen noch in den Knochen und die Folgen waren allgegenwärtig. Vor allem die Immobilienbranche hatte massiv an Reputation eingebüßt. So lag die Herausforderung eindeutig darin, mit einem neuen Konzept in den Markt zu gehen, das auf Transparenz, Innovation und vor allem Nachhaltigkeit basiert – Transparenz vor allem in puncto Investment-Strategie. Insgesamt also Eckpfeiler, die nicht selbstverständlich sind, aus unserer Sicht aber essenziell für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg sind."

"Heute": Versuchen Sie, einen gewissen Start-up-Spirit im Haus zu bewahren?

Ulm: "Ab einer gewissen Unternehmensgröße ist das naturgemäß etwas schwierig. Unternehmen können sich von den Start-ups aber einiges abschauen. Der Spirit in Start-ups in ist vielen Fällen ausschlaggebend für deren weiteren Erfolg. Neben Hands-On-Mentalität geht es oft auch um unkonventionelle Herangehensweisen und Lösungen. Das ist bei 6B47 auch in vielen Fällen gefragt. Wichtig ist darüber hinaus eine hohe Flexibilität und Bereitschaft, mit der sich stetig ändernden Zeit zu gehen. Diese Neugier und Offenheit ist immer ein Teil unserer Philosophie gewesen und ist auch ein wichtiger Bestandteil von Start-ups. Im Fall der 6B47 versuchen wir, die konstante Marktentwicklung und gesellschaftliche Veränderung, für die 6B47 zu nutzen. Unser Ziel ist es, innovative Nutzungsformen zu finden, die Wohnen und Arbeiten in sich vereint, weil die klassische Trennung der Lebenswelten immer mehr aufweicht. Diese flexible Durchmischung findet man in unserer Stadtquartiersentwicklung Althan Quartier in Wien Alsergrund, die sowohl eine optimale Anbindung an die Innenstadt hat, als auch ein sehr nutzungsoffenes Konzept in sich vereint."



"Heute": Was sollten etablierte große Unternehmen von Start-ups lernen?


Ulm: "Start-ups müssen sich in vielen Situationen des Business-Lebens in kürzester neu erfinden. Diese Flexibilität ist ein Vorbild für eigentliche alle Unternehmen – vor allem aber auch für den Immobilienbereich, da man sich als Immobilienentwickler äußerst rasch an die sich immer schneller ändernden Rahmenbedingungen anpassen und man zusätzlich künftige Trends mitdenken muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Schnelle Entscheidungswege, effiziente Umsetzung und der Gedanke, sich stetig neu zu erfinden, ohne seine Markenpersönlichkeit und seine Handschrift zu verlieren, sind sicher einige Zutaten, die ein erfolgreiches Start-up ausmachen und die von etablierten Unternehmen oft vernachlässigt werden."



"Heute": Wie wichtig sind Start-up für das wirtschaftliche Biotop in Österreich?


Ulm: "In Österreich sind ja nur drei Prozent der Unternehmensgründungen tatsächliche Start-ups. Man gewinnt aber den Eindruck, dass auch hierzulande an jeder Ecke Start-ups aus dem Boden sprießen. Auch der mediale Hype ist seit Jahren sehr groß. Nichtsdestotrotz sind Innovation für den Wirtschaftsstandort enorm wichtig – und vor allem der Gründergeist der Start-up-Szene sollte hierzulande viel mehr verbreitet sein. Österreich würde davon enorm profitieren."

"Heute": Gibt es Start-up-Entwicklungen, die ihre Branche beeinflussen können und die sie daher besonders beobachten?

Ulm: "Derzeit sind es die zunehmende Digitalisierung und neue Produktionstechnologien wie Industrie 4.0 und die damit verbundenen PropTech-Start-ups, die allerorts das Business-Parkett betreten. Hier können Immobilienentwickler aber auch Stadtplaner in den kommenden Jahren maßgeblich profitieren, wenn sie die Digitalisierung zu einem fixen Asset in ihren Business-Modellen werden lassen."

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(sb)