Life
Unser Lebensstil prägt noch unsere Enkel
Zumindest in der Medizin ist die Zeit der Selbstverantwortung gekommen. Denn wie wir leben, hat nicht nur Auswirkungen auf uns selbst.
Bisher wurde Gesundheit als etwas dem Individuum zugeschriebenes betrachtet. Die Annahme galt: Die möglicherweise negativen Entscheidungen, die wir ständig im Alltag treffen, beeinflussen nur unser eigenes Leben. Die Medizin widerspricht dem nun vollkommen. Sie meint sogar, dass die Gene durch unsere Entscheidungen über Generationen weiter geprägt werden.
Seit wenigen Jahren entsteht hier ein neuer Zweig in der Medizin, der in Teilen noch in den Kinderschuhen des Mittelalters steht. Gewisse Erkenntnisse lassen sich bisher jedoch bereits ableiten und interpretieren, ohne sich zu sehr in den Raum der Spekulation zu nähern.
Bereits die antike Philosophie interessierte die Art der Weitergabe von Vererbungsmustern wie etwa einem cholerischen Gemüt. Damals fehlte es lediglich an Erklärungsmustern. Über den Fortschritt der Jahrhunderte haben wir es geschafft, die enthaltene Erbinformation mit der DNA zu entschlüsseln.
Unser Lebensstil beeinflusst das Ablesen unserer Gene
Die Epigenetik geht nun noch einen Schritt weiter. Sie untersucht den Zusammenhang zwischen genetischen und geprägten Mustern. Sie befasst sich mit dem Ablesen, dem Markieren und Regulieren der Gene. Diese sind der nicht beeinflussbare Bauplan des Menschen. Wir beeinflussen mit unseren täglichen Lebensentscheidungen, wie unsere Gene abgelesen werden, welche häufiger und welche seltener zum Einsatz kommen. Alles, was wir tun, prägt unsere Gene. Häufig ist uns dieser Einfluss nicht bewusst. Mit unserem Handeln schaden wir jedoch möglicherweise auch unbewusst unseren Enkeln.
Mittlerweile vertreten verschiedene Mediziner, in Österreich etwa DDr. Johannes Huber und Univ.-Prof. Dr. Georg Simbruner, - beides Theologen und Mediziner -. die Theorie, dass der Einfluss von Genen und Faktoren des Lebensstils ein gemischter ist. Und dass er weiter reicht, als bisher angenommen.
Wie DDr. Johannes Huber bereits in mehreren Büchern beschrieben hat, ist sogar der Akt der Zeugung selbst ein Einflussfaktor.«»
In diesen Phasen geschieht die deutlichste Prägung
Die wichtigsten Phasen der Prägung sollen drei Monate vor der Zeugung, die Zeit im Mutterleib, die Geburt selbst, die ersten Jahre und die Pubertät sein. Deswegen ist der Lebensstil der Eltern drei Monate vor der Zeugung nicht unwesentlich. Vorstufen der Keimzellen, die später zu Ei- und Samenzellen heranreifen, entstehen während dieser Periode.
Die elterlichen Keimzellen vorab auf epigenetische Normalität zu prüfen, könnte schon bald medizinische Realität sein. Deswegen sollte man schon drei Monate vor der Geburt zu rauchen aufhören und nicht erst zum Zeitpunkt des Wissens um eine Schwangerschaft. Auch Traumatisierungen, Perioden des Leidens, Verletzungen und Enttäuschungen können auf die gleiche Weise der Prägung weitergegeben werden.
Wer vor der Schwangerschaft raucht, schadet seinem Enkelkind
So soll sich die Reichweite der Informationsweitergabe über drei Generationen möglich sein. Wenn diese Theorie stimmt, heißt das, dass im Leben der Großeltern bereits die ersten Markierungen für die Enkel-Generationen getroffen wurden. So beeinflusst die eigene Ernährungsweise noch die Enkelkinder, genauso wie der Alkoholkonsum und das Rauchen, die Regelmäßigkeit von essgestörtem Verhalten und Anfälligkeit auf Stress.
In einem kleinen, lange Zeit isolierten Dorf wurde eine Untersuchung gemacht, angeregt durch ein sich wiederholendes Muster bei den Krankheits- und Todesfällen. So hatten die Enkel jener Generation, die dort einst an Nahrungsmittelknappheit litt, ein zehnfach erhöhtes Risiko auf eine Herzgefäßerkrankung.
Der positive Einfluss: Wie man vom Wissen um Epigenetik profitieren kann
Wie wichtig sportliche Betätigung ist, zeigt eine weitere Untersuchung. Drei Monate lang wurde dabei nur ein Bein trainiert. Dabei ließ sich ablesen, dass das Genaktivierungsmuster des trainierten Beines sich innerhalb dieses Zeitraums wesentlich verändert hatte. Bewegung löst also epigenetische Veränderungen in den Genen aus.
Fazit: Durch den Fortschritt in der Medizin haben wir nun also keine Ausrede mehr, alles auf unsere Gene zu schieben.
(GA)