Wirtschaft

"Nächste Steuererhöhung steht vor der Tür"

Heute Redaktion
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Aus Anlass der großen Verluste der Erste Bank sprach "Heute" mit dem renommierten Wifo-Experten Franz Hahn. Der Finanzwissenschafter lässt mit Aussagen zu einer baldigen Steuererhöhung aufhorchen. In dem Wut-Interview ärgert sich Hahn: "Weil wir den heimischen Banken helfen müssen, werden wir bald mehr Steuern zahlen".

sprach "Heute" mit dem renommierten Wifo-Experten Franz Hahn. Der Finanzwissenschafter lässt mit Aussagen zu einer baldigen Steuererhöhung aufhorchen. In dem Wut-Interview ärgert sich Hahn: "Weil wir den heimischen Banken helfen müssen, werden wir bald mehr Steuern zahlen".


Heute: Welche Auswirkungen haben die Verluste der Erste Bank für den Sparer? Muss der kleine Sparer Angst haben?
Franz Hahn: Die Bank-Verluste sollten für die kleinen Sparer keine Auswirkungen haben. Die Spareinlagen sind ja ohnehin durch die staatliche Einlagensicherung abgestützt. Und sollten sich die Rahmenbedingungen für die Banken weiter verschlechtern, wird es sicherlich weitere Sicherheitsmaßnahmen für die Sparer geben - uneingeschränkt. Das wird allein als Signal für den Sparer wichtig sein, damit er keine Angst um sein Erspartes haben muss.
Heute: Wie sieht es mit den Anlegern der Ersten Bank aus?
Hahn: Die Anteile der Aktionäre sind allerdings von der jetzigen Situation betroffen. All jene, die in Bankaktien investiert haben, hatten schon in den letzten Wochen und Monaten schwere Verluste hinzunehmen. Ich gehe nicht davon aus, dass es noch weitere Wertverluste der Erste-Aktien geben wird. Was jetzt passiert ist, haben die meisten eh schon vorausgeahnt.
Heute: Die Erste Bank wurde ja vom Staat schon mit 1,2 Mrd. Euro gestützt. Eine Rückzahlung der Zinsen ist aktuell nicht in greifbarer Nähe. Was für volkswirtschaftliche Auswirkungen sehen Sie da?
Hahn: Die "Erste" hat immer gesagt, sie wolle die Zinsen zurückzahlen. Das war meines Erachtens nicht glaubwürdig. Die Rückzahlung wird sich jetzt sicher um ein bis mehrere Jahre verzögern. Ich erwarte eine Rekapitalisierung, bei der die österreichischen Banken noch einmal Partizipationskapital zur Verfügung gestellt bekommen.
Heute: Da wird sich der Steuerzahler schön bedanken.
Hahn: Da haben Sie Recht. Weil wir den heimischen Banken helfen müssen, werden wir bald mehr Steuern zahlen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass der Steuerzahler draufkommt, dass er zur Kasse gebeten wird. Bis jetzt hat man sich da vorbeigeschummelt. Bei der nächsten Rekapitalisierung wird man ohne Steuererhöhung nicht auskommen. Das ist nur noch eine Frage der Zeit. Da führt kein Weg daran vorbei. Noch wollen die Politiker dieses heiße Eisen nicht angreifen. Das wird wahrscheinlich nur über einen nationalen Schulterschluss funktionieren. Wenn das nicht passiert, sind die gesamtwirtschaftlichen Kosten noch viel höher. Wenn es da zu keinem politischen Konsens kommt, ist das ein Sprengsatz.
Heute: In was sollte man jetzt investieren?
Hahn: Der kleine Sparer sollte sein Geld kurzfristig weiterhin in Form von Einlagen und Spareinlagen parken. Das ist am vernünftigsten. Und abwarten, bis die Turbulenzen vorbei sind. Wenn man jetzt nicht kopflos vorgeht, sind die Einlagen auch nicht in Gefahr. Das Dümmste, was man jetzt machen kann, ist schnell in Gold zu investieren. Auch Immobilien sind keine sinnvolle Veranlagung mehr. Großinvestoren und Vermögende werden die Möglichkeiten des Aktienmarktes nützen. Das ist für kleine Anleger aber nicht zu empfehlen.
Heute: Wie sind die Aussagen von Herrn Treichl vom Mai des heurigen Jahres im Lichte der hohen Verluste der Ersten Bank zu bewerten, nämlich, dass die Politiker zu blöd und zu feig sind?
Hahn: Da ging es um das neue Regelwerk für Basel III. Dass Kredite an Unternehmen mit relativ viel Eigenkapital unterlegt sein müssen. Solche Bemerkungen belastet die ohnehin schiefe Optik zwischen Finanzwelt und Wirtschaftspolitik. Es ist unnötig , sich gegenseitig zu  beschimpfen. Ich nehme an, dass die Erste unter Treichl durchaus wieder Kapitalzuschüsse akzeptieren wird (müssen). Es ist an der Zeit, zu erkennen, dass diese Krise nicht mehr mit Finanztricks lösbar ist. Es muss endlich Klartext geredet werden. Die Politiker müssen die Steuerzahler endlich darüber informiert, dass sie die Kosten zu tragen haben. Nur so können künftig Kosten gespart werden.

Interview: Maria Jelenko