49 Todesfälle

Lebensgefährliche Infektion bei uns auf dem Vormarsch

Das Ende der Covid-19-Maßnahmen hat andere respiratorische Erkrankungen wieder aufflammen lassen – darunter auch die lebensgefährlichen Pneumokokken.

Heute Life
Lebensgefährliche Infektion bei uns auf dem Vormarsch
Direkt nach den über 80-Jährigen und den über 75-Jährigen, zählen Babys unter einem Jahr zu der meist gefährdetsten Gruppe bei IPE.
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Die Zahlen sind eindeutig. Der durch die Covid-19-bedingten Hygienemaßnahmen erzeugte Rückgang der invasiven Pneumokokken-Erkrankungen (IPE) war nur vorübergehend. Die Pneumokokken-Infektionen, die sich bis ins Blut oder ins Gehirn ausbreiten, hat mit 562 gemeldeten Fällen beinahe wieder das Niveau der Jahre vor der Pandemie erreicht. 2018 wurden 611 Fälle registriert, 2019 waren es 615.

Im Jahr 2022 gab es in Österreich sogar 49 Todesfälle aufgrund von Pneumokokken-Infektionen.

Ältere und Babys am stärksten betroffen

Am häufigsten erkrankten Personen über 80 Jahre an IPE, am zweithäufigsten Menschen im Alter von über 75 Jahren. An dritter Stelle der meist gefährdetsten Gruppen findet sich aber bereits die Altersgruppe der Babys unter einem Jahr. "Man sieht hier deutlich, dass die beiden Enden des Altersspektrums überproportional gefährdet sind", erläutert Univ.-Prof. Dr. Bernd Lamprecht, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin und Pneumologie am Kepler Universitätsklinikum Linz. "Bei den Babys ist das Immunsystem unerfahren und hat noch nicht gelernt, mit derartigen Keimen umzugehen. Auf der anderen Seite funktioniert das Immunsystem bei den älteren Personen nicht mehr optimal." Wie schon in den Jahren davor waren Männer etwas häufiger betroffen als Frauen.

Beide Enden des Altersspektrums sind überproportional gefährdet.
Univ.-Prof. Dr. Bernd Lamprecht
Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin und Pneumologie am Kepler Universitätsklinikum Linz

"Insgesamt muss man bei diesen Zahlen bedenken, dass es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs handelt", betont Pneumologe Lamprecht. "Die nicht invasiven Lungenentzündungen oder auch die von Pneumokokken ausgelösten Mittelohrentzündungen sind in diesen Daten nicht enthalten und kommen um ein Vielfaches häufiger vor. Auch sie sind eine erhebliche Belastung für die Betroffenen mit potenziell langanhaltenden Folgen."

Impfung rettet leben

Insgesamt sind über 100 verschiedene Pneumokokken-Serotypen bekannt, 34 davon wurden 2022 in Österreich nachgewiesen. Am häufigsten gefunden wurden die Serotypen 3, 19A, 8, 6 C, 22 F und 11A. Eine Veränderung der Serotypen wurde nicht festgestellt.

Um dem entgegenzuwirken sind seit vielen Jahren Pneumokokken-Impfstoffe verfügbar. Das empfohlene Impfschema laut österreichischem Impfplan für Personen ab 60 Jahren sieht zwei Impfungen mit verschiedenen Impfstoffen im Abstand von einem Jahr vor. "Leider gehören auch die Pneumokokken-Impfungen in Österreich zu denjenigen, die von der Bevölkerung nicht besonders gut angenommen werden", berichtet Lamprecht. "Wären mehr Menschen geimpft gewesen, hätte das vermutlich den einen oder anderen schweren Krankheitsverlauf oder sogar Todesfall verhindern können."

Wären mehr Menschen geimpft gewesen, hätte das vermutlich den einen oder anderen schweren Krankheitsverlauf oder sogar Todesfall verhindern können.
Univ.-Prof. Dr. Bernd Lamprecht

Gesunden Personen wird die Impfung nach wie vor ab 60 Jahren empfohlen, Menschen mit erhöhtem Risiko bereits ab 50, mit einer einmaligen Wiederholung der Impfserie nach mindestens sechs Jahren ab dem 60. Lebensjahr.

Resistent gegen Antibiotika

Grundsätzlich kann eine Pneumokokken-Infektion mit Antibiotika gut behandelt werden, sofern die Behandlung rechtzeitig erfolgt. Allerdings wurden 2022 auch erste Antibiotika-Resistenzen nachgewiesen. "Außerdem dauert es eine gewisse Zeit, bis Antibiotika zu wirken beginnen", erläutert der Pneumologe. "Bis dahin kann sich der Zustand der Patientin oder des Patienten schon erheblich verschlechtert haben."

Er betont daher: "Wichtig wäre, dass es erst gar nicht so weit kommt und wir nicht in die Situation geraten, Antibiotika einsetzen zu müssen. Die beste Prävention ist, sich ab dem Alter von 60, wenn die Leistungsfähigkeit der Immunabwehr beginnt nachzulassen, gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Für Kinder ist die Pneumokokken-Impfung ohnehin im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten und sollte auch unbedingt wahrgenommen werden.

red
Akt.