Wirtschaft
Hier ist die Inflation niedrig – das Schweizer Geheimni
Während die Preise überall in Europa durch die Decke gehen, ist die Inflation in der Schweiz vergleichsweise niedrig.
Die Teuerungen, die mit der steigenden Inflation einhergehen, sind für viele Bürgerinnen und Bürger eine große Belastung. Fast in ganz Europa schnellen die Energiepreise durch die Decke und auch Lebensmittel werden empfindlich teurer. Doch es gibt eine Ausnahme: die Schweiz.
Nur 2,5 Prozent Inflation in der Schweiz
Während die Inflation in Österreich derzeit so hoch ist, wie die letzten 40 Jahre nicht, ist die Lage im Nachbarland einigermaßen entspannt. Hierzulande liegt die Teuerung im Vergleich zum Vorjahr bei über sieben Prozent, in der Schweiz hingegen nur bei 2,5 Prozent, die damit einen europäischen Sonderfall darstellt.
Bereits in der Vergangenheit war die Schweiz besonders gesegnet mit niedrigen Inflationswerten. Während die Geldentwertung in Österreich im Zeitraum von 2006 bis 2021 stets um rund zwei Prozent zunahm, stieg diese in der Schweiz nur um 0,2 Prozent an. Die aktuelle Inflation mit 2,5 Prozent ist demnach für Schweizer Verhältnisse vergleichsweise hoch.
Dennoch, der internationale Vergleich, lässt die Schweiz wie eine Insel der Seligen erscheinen. "Dies ist großteils auf die starke langfristige Aufwertung des Schweizer Frankens zurückzuführen, die Preise für Importgüter deutlich günstiger macht", erklärt der Ökonom Alexander Rathke von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich dem "Standard".
Schweiz setzt auf negativen Leitzinssatz
Eine wesentliche Rolle spielt dabei auch die Schweizer Nationalbank (SNB). Während die EZB mittlerweile darüber nachdenkt, den Leitzinssatz anzuheben, hält die SNB am negativen Zinssatz von -0,75 Prozent fest. "Die SNB hat den Franken deutlich aufwerten lassen und auch kommuniziert, dass sie dies bewusst toleriert wegen des hohen Inflationsdifferenzials. Auf diese Weise hat sie die Geldpolitik schon angepasst an die hohe Inflation", so Rathke. Die Schweiz profitiert demnach auch von der Stärke der eigenen Währung. So werden Waren wie Rohstoffe am internationalen Markt in US-Dollar gerechnet, Staaten mit einer eher schwachen Währung müssen mehr draufzahlen als die Schweiz, die den Franken nutzt.
Einige Schweizerinnen und Schweizer leiden dennoch unter den Teuerungen, insbesondere jene mit einem geringen Einkommen. So sind beispielsweise die Krankenkassenprämien in der Schweiz nicht an das Gehalt geknüpft, sondern für alle Menschen gleich hoch. Diese wird zudem nicht in den Warenkorb der Inflationsberechnung eingerechnet.
Der Unmut darüber wächst nun jedenfalls. "Nirgendwo in Europa ist das Gesundheitswesen so unsolidarisch finanziert. Dieser Prämienschock muss abgefedert werden", fordert beispielsweise der Gewerkschaftsbund, der fordert, dass der Staat nun mehr Geld in die Hand nehmen sollte, um niedrige Einkommensklassen zu entlasten.