Haustiere

Der Hund aus dem Ausland - darauf solltest du achten

"Adopt, don't shop" ist in aller Munde und setzt ein sehr nobles Zeichen für den Tierschutz. Doch Hunde aus dem Ausland sind nicht immer "dankbar".

Christine Kaltenecker
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Nicht immer tut man dem Auslandshund und sich selbst etwas "Gutes".
Nicht immer tut man dem Auslandshund und sich selbst etwas "Gutes".
Getty Images/iStockphoto

Unsere Tierredakteurin Christine Kaltenecker liebt Hunde. Alle Hunde. Sie selbst war in ihrer Vergangenheit für zwei, seriöse Auslands-Tierschutzorganisationen Pflegestelle von insgesamt 16 Hunden aus Rumänien und der Slowakei. Für einen "Slowaken" (Kirby, 13) und eine "Rumänin" (Kennedy, 4) nimmt sie sich selbst als "Pflegestellenversager" auf die Schaufel, ist aber dennoch stolz, auch 14 weiteren Hunden zu einem schönen Leben verholfen zu haben. Worauf muss man aber achten, wenn man einen Hund aus dem Ausland adoptiert?

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    Keine Frage, gegen so manches Auslandsshelter - von einer Tötungsstation ganz zu Schweigen - sind unsere heimischen Tierheime wie ein Hilton-Hotel.
    Keine Frage, gegen so manches Auslandsshelter - von einer Tötungsstation ganz zu Schweigen - sind unsere heimischen Tierheime wie ein Hilton-Hotel.
    Getty Images/iStockphoto

    Die richtige Organisation wählen

    Eine seriöse Tierschutzorganisation sollte IMMER darauf achten, dass die Hunde mit Traces (Trade Control and Expert System) und voller Grundimmunisierung in Österreich ankommen - d.h. kein Welpe unter 12-14 Wochen kann alle notwendigen Impfungen mitbringen. Auch ist es wichtig, dass der Hund nicht "blind" über das Internet bestellt werden kann. Seriöse Auslandstierschützer stellen sicher, dass die Hunde in einer österreichischen Betriebsstätte oder bei einer liebevollen Pflegestelle kennengelernt werden können, bevor sie adoptiert werden. Auch eine Vor- und Nachkontrolle des potentiellen Interessenten im Zuge einer Adoption ist wichtig und absolut notwendig. Sehr gute Auslandsvereine haben sich unter dem "Dachverband 2.0" zusammengeschlossen.

    Der Hund muss dankbar sein...

    Blödsinn! Viele Personen, die einen Auslandshund adoptiert haben, sind der Meinung, dass solche Hunde doch viel mehr "Dankbarkeit" zeigen müssten, als ein Hund vom Züchter - schließlich rettete man ihn doch aus dem grauen Verlies eines Shelters, oder gar einer Tötungsstation. Auch ein Leben auf der Straße wurde ihm doch erspart, also wieso zeigt "Adrian" nach dem Einzug so gar kein Entgegenkommen? Ist ängstlich und scheint unglücklich?

    Hier muss man zunächst ein paar Fakten zum Auslandshund anführen, die viele gerne übersehen:

    1) Der Shelterhund kennt NICHTS. Keine Stubenreinheit (er hatte ja nie eine). Keine Treppen. Keinen Aufzug. Kein Auto. Kein warmes Bettchen. Keine Leine. Kein Halsband oder Brustgeschirr und schon gar keine Kommandos. Ein (gutes) Shelter, oder Auffanglager hat genau vier Prioritäten: Medizinische Versorgung, füttern, kastrieren und vor einer Tötung bewahren. Punkt. Für Hundetraining und Vorbereitung auf die westliche Welt sind Pflegestellen oder Betriebsstätten verantwortlich.

    2) Viele Shelter- oder ehemalige Straßenhunde hatten Zeit ihres Lebens nicht viel mit dem Menschen zu tun und wenn, sind die Erlebnisse eher mit negativen Gefühlen verknüpft. Der Mensch ist also für so einen Hund kein Kumpel, mit dem er durch dick und dünn gehen kann, sondern ein größeres Säugetier von dem eventuell Gefahr droht. Deshalb sind unter den Auslandshunden so viele "Angsthunde", die nur mit viel Geduld Vertrauen fassen können, wenn sie der "dicke, große Bär" plötzlich in eine Vier-Zimmer-Wohnung sperrt. 

    Gewusst?
    Welpen nehmen diese Haltung übrigens bei ängstlichen Hündinnen bereits über die Muttermilch auf. Deshalb gelten auch bei den "vermeintlich unbeschwerten" Hundebabys die gleichen Regeln.

    3) Bei einem ehemaligen Straßenhund ist es enorm wichtig, das Tier VOR der Adoption kennenzulernen. Es mag jetzt blöd klingen, aber es gibt durchaus Hunde, die auf der Straße und in Freiheit wesentlich glücklich sind, als in der Wiener Innenstadt. Den täglichen Kampf ums Futter nehmen manche Hunde gerne in Kauf und können sich an ein warmes Körbchen oder den Leinenzwang gar nicht gewöhnen. Andere wieder genießen die Vorzüge zu jemanden zu gehören - wenn es der Richtige ist.

    Mehr Geduld zahlt sich aus

    Kaltenecker ist sehr wohl der Meinung, dass Geduld und Feingefühl bei einem Shelterhund belohnt werden können, weiß aber auch, dass es für Hundeanfänger vermutlich sehr frustrierend ist, wenn der adoptierte Hund mehrere Tage einfach nicht unter dem Bett hervorkriechen will, das Futter verteidigt oder die fünf Stufen zum Garten hinuntergetragen werden muss, damit das "Lacki" nicht wieder auf den Teppich rinnt. "Es gibt aber nichts schöneres, wenn sich plötzlich der Knoten löst und eine Angsthündin unvermutet auf einmal auf dich zuläuft und Küsschen verteilt", sagt sie.

    Herz und Hirn, dann klappt es auch

    Nach wie vor ist die Adoption eines Auslandshundes eine wirklich tolle Sache, wenn man sich der "Defizite" die ein solcher Hund zwangsläufig mitbringen kann, bewusst ist und es sich um keinen Impulskauf durch Mitleid handelt. Solche Hunde landen denn nämlich gerne wieder in einem österreichischen Tierheim und das sollte ja nicht Sinn und Zweck sein, oder?

    Wenn du selbst einen Hund aus dem Ausland adoptiert hast, teile uns doch bitte deine Erfahrungen auf [email protected] mit. Wir würden uns sehr über deine Geschichte freuen.