Haustiere
Halsband oder Brustgeschirr? Die ewige Debatte...
Auch auf die Gefahr hinauf, dass man sich hier in ein Hornissennest setzt, wollen wir nun doch einmal die Frage stellen: Halsband oder Brustgeschirr?
Haustiere sind wie unsere Kinder. Und wie bei unseren Kindern vertreten wir auch bei unseren Hunden vehement unseren Standpunkt in der Frage, warum wir uns für ein Halsband oder ein Brustgeschirr entscheiden. Was ist gesünder? Für den Hund? Für mich? Ist es Rassenabhängig? Größenabhängig? Spielt die Zugkraft eine Rolle? Frag fünf Personen und du bekommst 37 Meinungen. Toll... und jetzt? Heute.tierisch hat bei diversen Experten nachgefragt:
Das sagt der Tierarzt:
Die Wiener Tierärztin Dagmar Scheiner aus der Kleintierpraxis Hetzendorf vertritt eigentlich "keine" Meinung zu Halsband oder Brustgeschirr, war aber sehr aufgeweckt am Telefon und meinte nur: "Das ist jedem selbst überlassen". Ein leinenführiger Vierbeiner kann auch an einem Wollfaden nebenher trippeln, meinte sie. Bei Halsentzündungen ist natürlich ein Brustgeschirr vorzuziehen, damit durch das Halsband kein zusätzlicher Hustenreiz entsteht, aber ansonsten gilt einfach die simple Faustregel: "Wenn die Leine beim Spaziergang durchhängt, ist es Geschmackssache", so Scheiner.
"Dem Hund 'hinterherzufliegen' bei der Gassi-Runde, kann weder ein Halsband noch ein Brustgeschirr verhindern - nur die Erziehung", sagt die Tierärztin. Sie ist auch entspannt, ob der Fragen zu Verletzungen am Kehlkopf, oder Probleme der Halswirbelsäule durch ein Halsband und meinte nur: "Klar, - wenn der Hund ständig in die Leine springt und sich selbst halb erwürgt, weil er zum Wuff auf die andere Straßenseite gelangen möchte, kann es durchaus einmal zu einem Verriss kommen, aber daran ist ja eigentlich nicht das Halsband schuld...".
Also, wir fassen zusammen. Bei einem leinenführigen Hund gibt es nur zwei Gründe von einem Halsband auf ein Brustgeschirr zu wechseln: Im Laufschritt (Joggen, Training an Schleppleinen etc.) oder eben bei Hals- und Mandelentzündungen. Das Halsband erfüllt also "nur" bei abrupten und ruckartigen Bewegungen seinen schlechten Ruf. Check.
Das sagt der Hundetrainer:
Hier gibt es wieder sehr viele Meinungen, auch abhängig davon WORIN der Hund trainiert wird. Bei Hundesport wie beispielsweise Agility, Ralley-Obedience oder Breitensport, sollte der Hund am Platz immer nackig sein. Die Gefahr bei einem Gerät hängen zu bleiben ist einfach zu groß und der Hund fühlt sich tatsächlich freier ohne "Gewand".
Bei Fährten- oder Trümmersuche tragen Hunde in der Regel ebenfalls nichts, da sie damit ebenfalls gerne im Gebüsch hängen bleiben können.
Im Alltagshundetraining wählt auch Hundetrainerin und Verhaltensberaterin Alexandra (Sandra) Schramek das Brustgeschirr. "Auch wenn es mehr Arbeit bedeutet, ist mir das Brustgeschirr einfach lieber", sagt sie. Wieso mehr Arbeit, Sandra? "Der Druck verteilt sich natürlich durch das Brustgeschirr wesentlich 'angenehmer' für den Hund als beim Halsband, dadurch muss man mehr mit seiner Körpersprache arbeiten. Das ist ähnlich wie bei uns Frauen und den BH's - wählen wir sie, weil sie bequem, oder weil sie schneller angezogen sind?" lacht sie.
Tja, wie nicht anders zu erwarten gibt es hier wohl keine Paradelösung. Fakt ist, ein ausgeglichener Hund an der Leine kann sowohl mit Halsband als auch mit Brustgeschirr geführt werden, ohne das medizinische Probleme entstehen. Hier entscheidet der Wohlfühlfaktor des Hundes, sowie des Halters. Gewöhnen sollte man seinen Hund an beides, damit man im Zweifelsfall die "Doppelsicherung" anlegen kann. Darüber hinaus ist die Qualität und Passform natürlich auch entscheidend in beiden Fällen.