Wirtschaft

Kritik an AMA-Gütesiegeln auf Billigstfleisch

In den Supermärkten jagt derzeit ein Diskontangebot bei Fleisch das nächste. Oft trägt das Fleisch sogar das AMA-Gütesiegel.

Jochen Dobnik
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Das AMA Gütesiegel auf Aktions-Fleisch sorgt für Diskussionen.
Das AMA Gütesiegel auf Aktions-Fleisch sorgt für Diskussionen.
picturedesk.com

Wenn man Billigst-Einstiegsmarken mit dem AMA-Gütesiegel bekommt, dann habe das mit "Qualität nicht mehr viel zu tun", kritisiert der Obmann von "Land schafft Leben", Hannes Royer im Ö1-Journal. Er verlangt eine Neupositionierung des AMA-Gütesiegels und strengere Regeln für diese heimische Qualitätsauszeichnung.

Entwertung von hochwertigem Fleisch

"Wenn Fleisch mit dem AMA Gütesiegel häufig in Aktion bzw. im Preiseinstiegssegment angeboten wird, verankert sich in den Köpfen der Menschen, dass selbst höchste Qualität billig zu haben sein muss. Der niedrige Preis entwertet damit etwas Hochwertiges, denn schließlich musste ein Tier dafür sein Leben lassen", so Royer. 

Ein Lebensmittel zu Billigstpreisen zu verschleudern, sollte von einem Gütesiegel nicht unterstützt werden.

Gerade in der heutigen Zeit sei es zu wenig, sich als Gütesiegel nur über Qualitätskriterien des Produkts Gedanken zu machen, gerade wenn wir in Österreich hohe soziale Standards und Tierwohlbedingungen vorweisen können.

Fleisch ist keine Unterhose

"Es ist an der Zeit, dass sich die AMA, aber auch die Verantwortlichen im Handel, Gedanken dazu machen, wie dieser gefühlten Entwertung gerade von Fleisch entgegengearbeitet werden kann", schlägt der Obmann von "Land schafft Leben" vor.

Der Steirer Hannes Royer ist Obmann von "<a href="https://www.landschafftleben.at/service-aktuelles/organisation/team">Land schafft Leben</a>": "Der&nbsp;niedrige Preis entwertet etwas Hochwertiges"
Der Steirer Hannes Royer ist Obmann von "Land schafft Leben": "Der niedrige Preis entwertet etwas Hochwertiges"
Land schafft Leben

Für AMA-Geschäftsführer Michael Blass sind Schleuderpreise oft eine Folge von Mischkalkulationen im Handel. "Es gibt auch billiges Fleisch, welches qualitativ absolut in Ordnung ist. Dennoch: Es braucht ein klares Commitment in der Branche. Fleisch ist keine Schleuderware wie Unterhosen in den 'Weißen Wochen'!"

Pickerl-Dschungel

Doch auch in puncto Lebenmittelkennzeichnung besteht noch Handlungsbedarf: "Wenn man als Konsument in den Supermarkt geht, dann muss man schon fast Detektiv sein, um herauszufinden, bei welchen Lebensmitteln man sich auf Österreich verlassen kann", so Hannes Royer in einem ORF-Interview.

"Echt Ehrlich"-Obmann Leo Steinbichler: "Wo&nbsp;Österreich drauf steht, muss auch Österreich drin sein"
"Echt Ehrlich"-Obmann Leo Steinbichler: "Wo Österreich drauf steht, muss auch Österreich drin sein"
Echt Ehrlich

Ähnlich sieht es auch Leo Steinbichler, Obmann des oberösterreichischen Vereins "Echt Ehrlich": "Es ist wirklich möglich, mit dänischen Schweinen und ungarischem Brennholz einen Tiroler Speck mit einer "geschützten geografischen Angabe" , kurz ggA-Auszeichnung, zu erzeugen. Es muss Schluss damit sein, dass wir den Konsumenten hier die heile Welt vorgaukeln und in Wirklichkeit haben sie No-Name-Fleisch und Zutaten unklarer Herkunft auf den Tellern. Es ist notwendig, diesen Pickerl-Wald zu schlägern!"

Die ersten Wochen der Corona-Situation haben bewiesen, dass regionale Lebensmittel wertgeschätzt werden wie nie zuvor. Daher muss "dort wo Österreich drauf steht, auch Österreich drin sein", fordert Steinbichler.