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Zwei Polizistinnen müssen wegen Feigheit vor Gericht
Ein Drogendealer hatte bei einer Polizeikontrolle das Feuer eröffnet. Anstatt einem verletzten Kollegen zu helfen, flüchteten die beiden Beamtinnen.
Zwei Polizistinnen müssen in Deutschland wegen ihres feigen Verhaltens vor Gericht. Sie sollen einen verletzten Kollegen einfach im Stich gelassen haben.
Der Vorfall ereignete sich bereits Anfang Mai 2020. Kurz vor Mitternacht hatten Polizisten im Rahmen einer Verkehrskontrolle in Gevelsberg, Nordrhein-Westfalen, einen BMW gestoppt.
Während der Lenker, Deutsch-Russe Vitali K. (37), am Straßenrand eine Urinprobe abgeben sollte, fuhren die beiden Polizistinnen Nadine A. (32) und Patricia B. (37) zufällig mit ihrem Streifenwagen vorbei. Einer ihrer Kollegen deutete ihnen mit einem Handsignal, zu stoppen und bei der Kontrolle zu helfen.
„Flucht aus Kugelhagel“
In dem Moment als die beiden Frauen ausstiegen, eskalierte die Situation plötzlich. Vitali K., ein bereits gesuchter Dealer, zückte plötzlich eine Pistole und schoss um sich. Einer der Polizisten (28) wurde von einer Kugel getroffen und zu Boden gerissen, wobei er sich Prellungen zuzog. Er hatte noch Glück, seine Schutzweste verhinderte Schlimmeres. Sein Kollege erwiderte unterdessen das Feuer.
Anstatt den beiden beizustehen, sollen Nadine A. und Patricia B. einfach davongerannt sein – ihren Streifenwagen samt Maschinenpistolen sollen sie laut Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli einfach stehen gelassen haben. Dann stoppten sie einen anderen Wagen, nur um sich von der Lenkerin davonfahren zu lassen.
Erst später kamen die beiden Frauen wieder an den Tatort zurück, hätten "sich an den Absperrmaßnahmen beteiligt". Vitali K. war derweil schon längst über alle Berge. Er konnte später geschnappt werden, auch bei seiner Festnahme gab es eine Schießerei. Der Deutsch-Russe steht nun wegen mehrfachen Mordversuchs in Hagen vor Gericht.
„Pflicht zur Hilfeleistung“
Auch die beiden Polizistinnen werden nun angeklagt. Wegen "versuchter gefährlicher Körperverletzung durch Unterlassen", wie die "Bild" berichtet.
"Vom Schreibtisch aus sieht das zweifellos unglücklich aus. Aber wenn sie sich in stockfinsterer Nacht plötzlich im Kugelhagel befinden, nicht wissen, von wo die Schüsse kommen, mit wem und wie vielen sie es zu tun haben, sieht die Sache anders aus", argumentiert Patricia B.s Rechtsanwalt Eckhard Wölker. Seine Mandantin sei völlig unvorbereitet in Lebensgefahr geraten, ohne Möglichkeit, Deckung zu suchen.
Die Staatsanwaltschaft sieht das laut "RP-online" anders: Die beiden Beamtinnen wären zur Hilfeleistung verpflichtet gewesen, "erst recht den eigenen Kollegen".
Wegen der Pandemie wurde der Prozess bereits einmal verschoben, nun soll er diesen November beginnen. Mindestens bis dahin wurden Nadine A. und Patricia B. in den Innendienst versetzt. Bei einer Verurteilung droht den beiden Frauen der Rausschmiss aus den Polizeikräften sowie der Verlust des Beamtenstatus.