Wien

Klimakleber picken sich erst vor Augen der Polizei fest

Am Montag, 8 Uhr, ging plötzlich im Morgenverkehr am Schwedenplatz nichts mehr. Die Klima-Kleber der Letzten Generation pickten wieder am Asphalt.

Roman Palman
Kuriose Szenen am Schwedenplatz: Aktivisten der Letzten Generation klebten sich erst vor der Polizei fest, wurden nicht daran gehindert.
Kuriose Szenen am Schwedenplatz: Aktivisten der Letzten Generation klebten sich erst vor der Polizei fest, wurden nicht daran gehindert.
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"Wir alle sehen wie die Klimakatastrophe eskaliert. Von epischen Waldbränden bis zu existenz-zerstörenden Überschwemmungen. Wir alle können was tun" – mit diesen Worten hatte die Letzte Generation ihren "öffentliche Sitzstreik" am heutigen Montag angekündigt. Um Punkt 8 Uhr wurde der Verkehr von den Klima-Klebern am Schwedenplatz gestoppt.

Zeit und Ort waren sei Sonntag bekannt, so wunderte es nicht, dass auch die Polizei bereits vorbereitet und sogleich zur Stelle war: "Aktuell kommt es im Bereich Schwedenplatz/Schwedenbrücke zu einer nicht angezeigten Versammlung. Wir sind mit entsprechendem Kräfteeinsatz bereits vor Ort. Ein großräumiges Ausweichen wird empfohlen", informierte die Exekutive via Twitter.

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    10. Juli 2023, Wien: Klima-Kleber der Letzten Generation haben den Morgenverkehr am Schwedenplatz ausgebremst.
    10. Juli 2023, Wien: Klima-Kleber der Letzten Generation haben den Morgenverkehr am Schwedenplatz ausgebremst.
    Letzte Generation Österreich

    Trotz des schnellen "Einschreitens" der Polizei kam es für die ausgebremsten Autofahrer zu kuriosen Szenen: Seelenruhig zogen sich die Aktivisten am Zebrastreifen erst die Warnweste an, setzten sich auf die Fahrbahn, entrollten ihre Transparente, zückten die Kleber-Dosen.

    Wie "Heute"-Videoaufnahmen zeigen, geschah das alles vor den wachenden Augen der anwesenden Polizisten. Selbst als die Aktivisten aber ihre Handflächen mit Superkleber einschmierten und diese auf den Asphalt pickten, machten die Beamten aber keine Anstalten, sie daran zu hindern.

    Unterstützung bekam die Letzte Generation dabei von den Omas gegen Rechts und Fridays vor Future, wurde vor der Polizei sogar aufgegeigt und ein Liedchen gesungen.

    VIDEO: Hier spielen Klima-Kleber der Polizei ein Lied

    Doch die vermeintliche Schockstarre der Uniformierten währte nicht lange. Wenige Minuten später schritten die Polizisten zur Tat und lösten die Blockade auf. In Summe dauerte die Aktion nur rund 10 Minuten, wie "Heute" von Augenzeugen erfuhr.

    Die Polizei meldete dann gegen 9.25 Uhr: "Alle Blockaden wurden beendet, es herrscht wieder ein normales Straßenbild."

    Was die Klima-Kleber sagen

    In einer Presseaussendung lassen die Aktivisten drei Stimmen aus ihren Reihen zu Wort kommen. Eine davon ist ihr Pressesprecher Florian Wagner (30), der als Ökonom selbst am klimagerechten Umbau forscht. Auch er soll sich heute angeklebt haben: "Der Verfassungsgerichtshof hat die Klage der Kinder abgewiesen. Die Bundesregierung macht keine Anstalten, die Pariser Klimaziele auch nur annähernd einzuhalten. Die oberste Justiz und das Parlament versagen in dieser Krise. Was können wir als Bürger:innen tun, wenn wir das Schlimmste noch verhindern wollen?", begründet er die Aktion.

    Auch Maximilian Schoissengeyer (26), Mathematikstudent, war demnach dabei: "Diese Hitzewelle ist nur ein Vorgeschmack. Ich sitze hier, weil in ein paar Jahrzehnten die Welt brennen wird. Es wird Kriege, Dürren und Hungersnöte geben, und hunderte Millionen werden auf der Flucht sein. Viele Menschen verdrängen diese Zukunft und leben weiter, als wäre alles in Ordnung. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft versagen, während wir immer weiter in die Katastrophe schlittern. Wie kann ich da untätig zuhause blieben?"

    Schoissengeyers Mama Birgit (58), Büroangestellte, soll ebenfalls auf die Straße gegangen sein – allerdings wegen des ihrem Sohn entgegenschlagenden Hasses: "Ich höre Ausdrücke wie 'denen haben sie ins Hirn geschissen' und 'wenn einer vor mir klebt, fahre ich drüber'. Diese Aggressivität gegenüber meinem Sohn und einer Gruppe, die sich mit viel Einsatz und Professionalität für eine lebenswerte Zukunft einsetzt, finde ich extrem erschreckend. Deshalb will ich mit meinem Gesicht und Namen meine volle Solidarität zeigen."

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