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Alles Netflix oder was? Der große Streaming-Vergleich
Netflix, Prime, Sky und Co.: Im Dschungel der Streaming-Anbieter bleibt die Übersicht auf der Strecke. "Heute" hilft Ihnen, den richtigen Anbieter zu finden.
Mittlerweile bieten in Österreich nicht nur große, sondern auch jede Menge kleine Anbieter Streaminginhalte an und laufen den klassischen TV-Sendern bei den Internet-Angeboten den Rang ab. Während etwa der ORF mit seinen TVthek-Inhalten Nutzer einbüßt, vermelden Netflix, Amazon Prime Video, Maxdome und Co. Rekordzugriffszahlen.
Als Fernseh-Konsument verliert man jedoch beim Umstieg auf Streaming schnell die Übersicht: Wer bietet welche Inhalte? Auf welchen Geräten kann ich den Dienst nutzen? Und was kostet mich der Spaß? Keine Sorge: "Heute" geleitet Sie durch den Streaming-Dschungel und zeigt, mit welchem Anbieter Sie richtig liegen.
INHALT. Der größte Videostreaminganbieter der Welt ist auch für viele Österreicher seit dem Start hierzulande im Jahr 2014 erste Wahl. Aus gutem Grund: Netflix kann sich bisher noch stärker als alle anderen Streaming-Anbieter mit Eigenproduktionen und exklusiven Filmen sowie Serien von der Konkurrenz abheben. Inhalte wie "Orange Is the New Black", "House of Cards" und zuletzt "Bird Box" lösten weltweite Hypes aus. Zudem präsentiert sich Netflix sehr nutzerfreundlich: Streams laufen auf so gut wie allen Geräten, die eine Internetverbindung haben, problemlos – egal ob TV-Gerät, Smartphone oder Tablet.
PREIS. 7,99 bis 13,99 Euro monatlich. Gezahlt wird im Monatsabo, mit drei Preismodellen. Im "Basis"-Abo um 7,99 Euro kann man Netflix mit Standard-Qualität nicht auf mehr als einem Endgerät gleichzeitig laufen haben, im teuersten "Premium"-Paket hat man dann schon Ultra-HD-Bild und bis zu vier gleichzeitig unterstützte Endgeräte. Das macht es Kunden leicht, sich das passende Abo zu holen – und hat man es, sind alle Inhalte auf Netflix inklusive, Nichts muss extra dazugekauft werden.
BESONDERHEITEN. Dennoch glänzt nicht alles beim Branchen-Riesen. Weil Netflix weltweit stark expandiert und auf Eigenproduktionen setzt, rollt eine Preissteigerung auf Kunden zu. Schon jetzt bekommen Neukunden um bis zu vier Euro teurere Monatspreise für die Abos angeboten. Für das teuerste Modell werden dann bereits 17,99 Euro fällig. Weitere Minuspunkte im Test sammelt Netflix bei der Aktualität und der Übersichtlichkeit. Die Masse an Inhalten macht es schwierig, sich in der Streaming-Bibliothek zurechtzufinden. Und Kino-Blockbuster finden erst etwas verspätet den Weg zum Netflix-Kunden.
INHALT. Amazon geizt bei seinem Streaming-Angebot ebenfalls nicht mit Inhalten. Neben tausenden Filmen und Serien finden sich auch hier tolle Eigenproduktionen wie "Tom Clancy's Jack Ryan", "American Gods" oder "The Man in the High Castle" – allerdings nicht ganz so viele, wie sie Netflix bieten kann. Bei aktuellen Titeln vergeht ebenso etwas Zeit, bis sie in Amazon Prime Video erscheinen.
PREIS. 7,99 Euro (Monat) bzw. 69 Euro (Jahr). Der Amazon-Dienst ist deutlich billiger als die Konkurrenz, vor allem im Jahresabo, das 69 Euro kostet. Wer monatlich zahlt, liegt gleichauf mit dem Netflix-Einsteigermodell bei 7,99 Euro, kann aber auf mehr Geräten und in besserer Qualität streamen. Das günstige Angebot bringt auch Schattenseiten mit sich. So sind bei Prime nicht alle Inhalte inklusive, viele Filme oder Serien müssen extra zugekauft oder kostenpflichtig geliehen werden. Zumindest preislich ist das auf der günstigen Seite und aufgrund der Fülle der kostenlosen Inhalte braucht man die Zusatzkäufe nicht, wenn man nicht nach einem ganz bestimmten Titel sucht.
BESONDERHEITEN. Sind bei einer Serienstaffel einzelne Folgen kostenlos und andere kostenpflichtig, ärgert das den Kunden. Dafür lassen sich Genre-Kanäle für Horror, Action oder Komödien zwei Wochen gratis testen und dann optional mit günstigen Monatsabos dazukaufen. Eine Einzigartigkeit, die Amazon Prime Video auszeichnet, sind die Services für den Kunden abseits des Videostreamings. Amazon verknüpft die Mitgliedschaft gleich mit seinen anderen Diensten. Ohne Mehrkosten kann man so auch "Amazon Prime Music" mit über zwei Millionen Songs streamen und kostenlos den Schnellversand bei der Warenbestellung über die Amazon-Plattform nutzen.
INHALT. Von den Avengers bis zum Star Wars Universum, von James Bond bis zu Batman: Sky Ticket hat die aktuellsten Film-Blockbuster schneller im "Cinema"-Paket als jeder andere Streaming-Anbieter. Dazu gibt es die größten Serienhits wie "Game of Thrones" direkt bei der Erstausstrahlung. Wer Filme nicht braucht und nur auf Serien setzt, kann sich auch das günstigere "Entertainment"-Paket schnappen. Neben den Blockbustern ist die Auswahl insgesamt begrenzt, manche Inhalte sind auch nur kurze Zeit zum Streamen verfügbar.
PREIS. 9,99 Euro bis 44,98 Euro monatlich. Einmalig werden für das "Cinema"-Paket mit Filmen plus Serien 9,99 Euro fällig, danach kostet das Abo monatlich 14,99 Euro. Das "Entertainment"-Paket nur mit Serien kostet einmalig 4,99 Euro und danach 9,99 Euro monatlich. Auch ein "Supersport"-Paket um einmalig 9,99 Euro und dann monatlich 29,99 Euro gibt es. Die Pakete können flexibel gewechselt oder parallel gebucht werden. Wer alle nutzen will, steigt aber deutlich teurer als bei der Konkurrenz aus.
BESONDERHEITEN. Sky Ticket schlägt die Konkurrenz zwar bei Aktualität und Exklusivität, bietet kostenlos integrierte TV-Sender im Abo, hat aber Aufholbedarf beim Gesamtangebot. Neukunden kann außerdem die Paket-Auswahl verwirren, weil es kaum Infos gibt, was in ihnen enthalten ist. Gratis-Testmonat wird keines geboten. Es werden auch nicht so viele Endgeräte wie bei anderen Anbietern unterstützt. In einem Haushalt sollte man zudem bedenken, dass keine parallelen Streams auf zwei Geräten gleichzeitig möglich sind.
INHALT. Das Angebot an Filmen und Serien ist groß, aber geringer als bei Prime und Netflix. Auf exklusive Inhalte muss man zudem so gut wie ganz verzichten. Neue Blockbuster gibt es weniger, ältere Top-Titel dafür umso mehr. Stark ist Maxdome bei Dokumentationen, hier finden sich Hunderte in allen Themenbereichen. Und Mediathek-Anbindungen zu Pro 7 und Sat.1 bringen Serien oder Filme bereits vor der TV-Ausstrahlung. Allerdings mangelt es gesamt noch an 4K-Inhalten.
PREIS. 7,99 Euro monatlich. Mit unter acht Euro pro Monat zählt Maxdome zu den günstigsten Anbietern, der erste Monat ist zudem kostenlos. Mit der Flatrate hat man Zugriff auf die generelle Maxdome Film- und Seriendatenbank. Wie bei Amazon Prime Video gibt es noch weitere leih- und kaufbare Titel, bei denen die Preise stark variieren. Maxdome weist dabei sehr übersichtlich aus, welche Titel im Paket enthalten sind und welche extra zugekauft werden müssen, preist aber mitunter gerne Kauftitel den Flatrate-Sehern an.
BESONDERHEITEN. Bei Maxdome finden sich mehr ältere Klassiker und Dokus, als bei den Konkurrenten, dafür sind viele aktuelle Sendungen nicht in der Flatrate enthalten. Toll ist, dass man sich auch nur für den Extra-Store anmelden und Filme leihen oder kaufen kann, ohne ein Monatsabo zu zahlen. Gestreamt werden kann nur auf einem Gerät, gleichzeitige Streams auf verschiedenen Geräten sind nicht möglich. Außerdem: Untertitel waren bei keinem getesteten Inhalt verfügbar und die meisten Inhalte gehen nicht über HD-Qualität hinaus.
INHALT. Pantaflix ist der Exot unter den getesteten Streaming-Anbietern. Bei der Auswahl liegt Pantaflix meilenweit hinter den anderen hier genannten Konkurrenten, weiß aber mit einem feinen Angebot zu begeistern. Fokussiert wird auf Komödien, Dramen, Dokumentarfilme und Romantik. Hier findet man Indie-Werke, ausländische Perlen, deutsche Klassiker und Kunst-Titel, die es kaum woanders gibt. Große Blockbuster tauchen zwar manchmal durch Lizenzdeals auf, sind aber die absolute Ausnahme.
PREIS. Zwischen 1 und 10 Euro pro Inhalt. "Bezahl nur das, was du schaust", ist das Motto von Pantaflix. Deswegen gibt es überraschend gar keine Abo-Modelle. Der Kunde zahlt nur die Filme, die er sich auswählt uns anschaut, und das zu einem meist günstigen Preis von wenigen Euro. Gerade für Vielseher kann das aber trotzdem teuer werden, denn mit rund zehn Filmen ist man schon über dem Monatskosten der meisten Konkurrenten. Dafür sind bei denen wiederum die Einzelinhalte teurer.
BESONDERHEITEN. Der starke Kunst- und Artwork-Fokus zeichnet Pantaflix aus, ein Geheimtipp für Indie-Fans und Doku-Freaks! Ebenso, dass Filmemacher hier Werke selbst anbieten und bepreisen können. Das Angebot trübt die magere Auswahl abseits dieser Genres und das Leihmodell. Titel lassen sich nicht kaufen und ewig ansehen, sondern nur leihen. Filme werden dann 30 Tage gespeichert, wer auf "Start" drückt muss den Film innerhalb 48 Stunden ansehen. Technisch ist HD- und Stereo-Sound Standard, hier geht bei anderen mehr. Und auch die Unterstützung der Endgeräte ist eingegrenzter.
Klassisches TV am absteigenden Ast
Was haben Internet-TV-Programme von Fernsehsendern wie dem ORF und kostenpflichtige Streaming-Dienste wie Netflix gemeinsam? Sie liegen beide in Österreich deutlich hinter den Zuschauerzahlen von kostenlos verfügbaren Videoplattformen wie YouTube. Damit hat es sich aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten, wie eine Erhebung der Statistik Austria über den Konsum von TV- und Streaming-Inhalten in den Haushalten zeigt.
Während das klassische Fernsehen beim Streaming im Netz Zuschauer verlor – von 2016 bis 2018 sank die Zahl von 35 auf 31 Prozent der Internetnutzer – stieg der Konsum von Gratis-Inhalten wie YouTube-Videos von 65 auf 69 Prozent. Einen wahren Boom erleben aber kostenpflichtige Inhalte wie Netflix: innerhalb von nur zwei Jahren hat sich die Zahl der Nutzer 14 auf 28 Prozent verdoppelt. Damit nutzen rund 1,6 Millionen Österreicher kostenpflichtige Videos eines kommerziellen Anbieters wie Netflix, Maxdome oder Amazon Prime.
"Heute"-Tipp: Nutzen Sie nur Streaming-Inhalte, müssen Sie für ein klassisches TV-Gerät trotzdem die ORF-Rundfunkgebühr GIS zahlen. Immer mehr Anbieter bringen deshalb in Österreich GIS-freie TV-Geräte auf den Markt. Welche Anbieter es gibt und wie das funktioniert, zeigen wir Ihnen hier. (rfi)