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Drittes Geschlecht: Kommt Lawine von Änderungen?
Nach dem Urteil der deutschen Verfassungsgerichts, dass es ein drittes Geschlecht geben muss, wird sich so einiges ändern müssen.
"Sehr geehrte Damen und Herren," - so dürfen in Zukunft keine amtlichen Schreiben mehr in Deutschland beginnen. "Entweder wird eine geschlechtslose Anrede gefunden – oder es kommt ein '... und Diverse' hinzu", erklärt Wilhelm Achelpöhler vom Deutschen Anwaltsverein in der "Bild-Zeitung".
"In allen Bereichen, in denen der Staat nach Männern und Frauen unterscheidet, muss das dritte Geschlecht eingeführt werden. Oder der Staat verzichtet ganz auf eine Unterscheidung. Das reicht vom Pass bis zum Schriftverkehr", führt der Verwaltungsjurist näher aus.
Auch bei (öffentlichen) Toiletten muss es entweder eine dritte Kabine "Diverse" oder einfach eine Unisex-Toilette für alle geben. Dies wird bereits in mehreren Ländern praktiziert, etwa in Neuseeland, Indien und Teilend er USA; in Skandinavien etwa gehören Unisex-Toiletten in kleinen Lokalen oder Betrieben seit Jahrzehnten zum Alltag.
Auch Umkleidekabinen wären von der Änderung betroffen. Zwar nicht unbedingt im Modegeschäft allerdings in Fitnesstudios oder bei Turnsälen in Schulen und Sportvereinen. Hier wird es aber noch eine genauere Ausarbeitung neuer Regeln geben müssen.
Keine Neuheit
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt das "unbestimmte Geschlecht" als Krankheit und "angeborene Fehlbildung", die meist auf das sogenannte Turner-Syndrom zurückgeht.
Es ist allerdings nicht das erste Mal in Deutschland, dass es offiziell drei Geschlechter gibt: Das Königreich Preußen erkannte von 1794 bis 1875 Männer Frauen und Zwitter an. (jm)