Welt
Sexuelle Übergriffe auf Muslimas bei Pilgerfahrt
Unter dem Hashtag #MosqueMeToo erzählen derzeit Musliminnen über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung während der Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka.
Die #MeToo-Debatte hat auch die islamische Welt erreicht. Unter dem Hashtag #MosqueMeToo berichten Musliminnen von sexuellen Belästigungen und Übergriffen, die sie während der Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka, erfahren haben.
Ausgangspunkt der Bewegung ist die ägyptische Feministin Mona Eltahawy. Sie rief ihre Glaubensgenossinnen dazu auf, ihre Erfahrungen zu teilen und das Schweigen zu brechen. Zahlreiche Frauen folgten bereits ihrem Beispiel.
"Die Zahl sexueller Übergriffe bei der Hadsch ist riesengroß und niemand wollte mir glauben, als ich erzählte, dass ich begrapscht wurde", erzählt eine Twitter-Userin. Das sei mit der Begründung abgetan worden, es sei bloß jemand gegen sie gerempelt.
Eine andere Muslimin erzählt: "Ich war zehn Jahre alt und ich dachte, meine Schwester packt mich an den Hüften, um mich in der Menge nicht zu verlieren. Doch meine Schwester stand neben mir. Der Typ ließ mich erst los, als meine Schwester ihm einen Ellbogen verpasste."
Eine andere Muslimin schildert sogar mehrere Übergriffe: "Zweimal in Medina, einmal in Mekka. Mir wurde gesagt, ich soll es nicht ansprechen, anderenfalls käme ich in Schwierigkeiten."
Eine andere Userin berichtet, dass sie sogar im Allerheiligsten des Islams, vor der Kaaba, belästigt wurde. "Ich wurde bei der Umra (die sogenannte "kleine Pilgerfahrt", Anm.) während des Tawaf (Umkreisen der Kaaba, Anm.) sexuell belästigt. Zuerst dachte ich, es war ein Versehen, aber er begrapschte mich einfach weiter."
Eine weitere Userin hat die selbe Erfahrung gemacht.
Besonders im dichten Gedränge beim Umrunden der Kaaba scheinen besonders viele Männer die Situation auszunutzen, eine Frau unbemerkt begrapschen zu können, wie mehrere weitere Schilderungen belegen.
Aber nicht nur in Mekka kommt es offenbar immer wieder zu sexuellen Übergriffen. Eine Frau beschreibt, wie sie als 15-Jährige von einem Mann direkt bei der Prophetenmoschee in Medina sexuell belästigt wurde.
Dieser Tabubruch muslimischer Frauen zog bereits viel Ärger und Anfeindungen von vor allem männlichen Muslimen nach sich. Sie werfen den Frauen vor, das Ansehen des Islam zu beleidigen und "Islamfeinden" nur weitere Munition zu liefern.
Doch auf sozialen Netzwerken wird diesen Kritikern reichlich Kontra gegeben. "Wenn ihr fordert, dass wir schweigen sollen, dann beschützt nicht den Islam, sondern die Belästiger", schreibt etwa eine Muslimin. (red)