Szene

Haftbefehl wegen Text: Mallorca-Rapper auf Flucht

Das Spanier Valtonyc muss für drei Jahre hinter Gittern, weil er in seiner Musik die spanische Königsfamilie attackierte.

Heute Redaktion
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Der Spanier ist unauffindbar. Dabei sollte er ins Gefängnis.
Der Spanier ist unauffindbar. Dabei sollte er ins Gefängnis.
Bild: imago stock & people

Ein Rapper vor Gericht mag wohl nichts ungewöhnliches sein, Valtonyc aus Spanien sticht dennoch ein wenig heraus. Er ist nämlich der erste, der in einem demokratischen Staat allein wegen seiner Texte ins Gefängnis muss!

Die Zeilen des 24-Jährigen sind nicht ohne. Vor sechs Jahren veröffentlichte er den Song "La TuerKa Rap". Darin singt er:

"Wenn ich die ETA hochleben lasse, sperren sie mich ein, wenn du ein H****sohn wie Urdangarin bist, nicht."

Der Justiz stach die Passage ins Auge. Denn laut der Staatsanwaltschaft verherrliche Josep Beltràn (so heißt Valtonyc mit bürgerlichem Namen) die Terrororganisation ETA und "verunglimpfe Autoritäten", genauer gesagt die Königsfamilie. Das Iñaki Urdangarin, Herzog von Palma, wegen Korruption zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde, sah man nicht als mildernden Umstand an.

Es ist wohl auch zu erwähnen, dass Valtonyc vor seiner Reiberei mit der Justiz ein gänzlich unbekannter Musiker in der spanischen Szene war. Nun wurde er zur Gallionsfigur für die Meinungsfreiheit. Die Einwohner sind sich sicher: Die Antiterror-Gesetze werden herangezogen, um Kritiker zum Schweigen zu bringen. Der Chef der linkspo­pulistischen Podemos-­Partei, twitterte: "Die Korrupten gehen Ski fahren und Rapper ins Gefängnis: Spanien 2018".

Machte er den "Puigdemont"?

Ins Gefängnis geht es aber nun doch nicht. Valtonyc hätte am Donnerstag seine Haft antreten müssen. Er tauchte aber nicht auf. Viel mehr noch: Er ist untergetaucht.

Mit dieser Aktion wischte er der Polizei eines aus. Denn als bekannt wurde, dass Beamte die Flughäfen kontrollieren würden, um eine mögliche Flucht zu verhindern. Beltràn twitterte anschließend: "Ich wusste ja gar nicht, dass ich so gefährlich bin. Sie haben Angst, dass ich in ein demokratisches Land fliehe, erzähle, was hier passiert ist und damit Spanien bloßstelle."

Weiter erklärte er, dass er es der Justiz nicht einfach machen würde. Sein Versprechen hat er offenbar gehalten. Er führt die spanischen Behörden an der Nase herum.

Lokale Medien vermuten, dass er "den Puigdemont" gemacht hat und nach Belgien geflohen ist. Bestätigt wurde das bislang nicht. (slo)