Szene

Traiskirchen.Das Musical: Hoffnung vs. Realität

Deutsch-Kurs mit Jelinek: "Traiskirchen.Das Musical" ist Abendunterhaltung weit jenseits der Obergrenze.

Heute Redaktion
Teilen

Es kracht. Im Sommer 2015 treffen im völlig überfüllten Lager Traiskirchen Menschen, die gerade noch dem Krieg entrinnen konnten auf vom Frieden und Sozialsystem Verwöhnte, Hetzer auf Gehetzte. Die Welt rückt (zwangsläufig) näher zusammen. Menschen mit verschiedenen Kulturen, Werten und Ideen geraten aneinander.

Flüchtlings-Situation wird zu Musik

Im völlig überfüllten Lager treffen Geflüchtete auf Helfer*innen und Hoffnungen auf Realitäten. Auf dem Jahrmarkt der Barmherzigkeit vor dem Lagertor werden Kinderkleidung und Stöckelschuhe, Verschwörungstheorien und Heilsversprechen getauscht. In den Nächten im Freien legt die Sehnsucht ihr ideologisches Kostüm ab und steht ganz nackt vor der Sprache, die ihr die Erfüllung versagt, so das Thema des Musicals.

Obdachlose und Papierlose

Weltumspannende Liebesgeschichten, absurde Missverständnisse und politische Intrigen verflechten sich zu einem komischen, verwegenen Spektakel. Ein Thema, welches nicht aktueller sein könnte. Obdachlose, demoralisierte Menschen ohne Papiere hoffen in sternenklaren Nächten auf ein bisschen Frieden und Integration in der neuen Heimat.

Musical als Deutschkurs

"Traiskirchen. Das Musical" ist eine Produktion der "Schweigenden Mehrheit" in Kooperation mit den Wiener Festwochen und dem Volkstheater Wien. (Das Künstler*innenkollektiv Die Schweigende Mehrheit gründete sich im Sommer 2015 als vielsprachige, internationale künstlerisch-politische Interventionsgruppe). Grundidee war, das Stück als Deutschkurs zu inszenieren: Der ORS-Mitarbeiter spricht Texte von Elfriede Jelinek vor und die Schutzsuchenden sprechen sie nach.

Picture

Das musikalisch hochaktuelle Werk wurde nun in die Wiener Festwochen integriert und hat heute (9.6.) im Wiener Volkstheater Premiere (die übrigens restlos ausverkauft ist).

Traiskirchen. Das Musical Trailer

Uraufführung: 9. Juni 2017, Volkstheater Wien