Postenschacher-Vorwürfe

"Wie am Basar": Wiener Schulen vor Wahl aufgeteilt

Manipulierte Bewerbungsverfahren, Auswahl von Schuldirektoren nach Parteibuch: Lehrerinnen bringen schwere Vorwürfe bei der Personalauswahl vor.

Niki Glattauer
"Wie am Basar": Wiener Schulen vor Wahl aufgeteilt
Lehrerinnnen wenden sich mit Postenschacher-Vorwürfen an Niki Glattauer. 
Getty Images (Symbolbild)

Da verrutscht ihnen in Wien gerade die Decke über einem, wenn die Vorwürfe stimmen, handfesten Skandal: Lehrerinnen orten bei der Neubesetzung von Schuldirektionen systemisch parteipolitischen Postenschacher – und gehen damit erstmals an die Öffentlichkeit.

Harter Vorwurf: Postenschacher in Schulen!

Seit Wochen bekomme auch ich Mails mit Zündstoff. Wenn zutrifft, was da steht, werden Wiens Volks- und Mittelschulen – rechtzeitig vor dem nächsten Schuljahr und den Wahlen – "aufgeteilt" wie auf dem Basar – und zwar zwischen Rot und Schwarz. Stärkster Tobak: Auch die Bewerbungsverfahren seien manipuliert, die jeweiligen Sieger einer Ausschreibung stünden von vornherein fest (siehe weiter unten).

Besetzung eines Schulleitungspostens sollte unabhängig und ohne Zuruf von Parteien erfolgen!
Lehrerin
zu "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer

Eine Lehrerin: "Die Besetzung eines Schulleitungspostens sollte unabhängig und ohne Zuruf von Parteien erfolgen! Auf unsere Volksschule trifft dies leider nicht zu. Wir gehen davon aus, dass es sich hier um politisches Kalkül handeln könnte." Im konkreten Fall solle eine Schule von Schwarz auf Rot umgefärbt werden.

"Die Bewerbungsverfahren sind manipuliert"

Für die oben genannte VS, so die Lehrerin, habe es drei Bewerberinnen gegeben, eine habe die Schule "zur größten Zufriedenheit der Schulgemeinschaft sieben Monate lang interimistisch geleitet", Lehrer und Eltern hätten für sie "auch eine Unterstützungserklärung an die Schulbehörde geschickt". Dennoch soll sie nachgereiht worden sein. Anfragen blieben unbeantwortet. "Wahrscheinlich wartet man auf die Ferien."

"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
Sabine Hertel

Spiegelverkehrt der Fall in einer MS: "Wir bekamen nicht die beste Bewerbung, sondern die schwarze." Das sei schon vor dem Assessment (= Bewerbungsverfahren) festgestanden. "Und dann gibt diese Person auch noch offen zu, dass man in der Bildungsdirektion dafür gesorgt hat, dass die richtigen Leut’ in der Begutachtungskommission sitzen." Na bumm!

Das simple Muster der Einfärbung: rot bleibt rot, schwarz bleib schwarz. Lehrerinnen, die sich naiv bewerben, ohne gewerkschaftlich da (FSG) bzw. dort (FCG) dazuzugehören, seien in allen Verfahren "mittlerweile nur noch Kulisse".

"Es geht um politische Macht und Einfluss"

Eine Insiderin bestätigt mir die Vorwürfe: Gäbe es einmal für eine "rote Schule" nur einen schwarzen Nachfolger (kein "passender" Mitbewerber trotz mehrmaliger Fristverlängerung), werde eine andere, bisher schwarze Schule beim nächsten Wechsel eben rot. Und vice versa. Motiv: Einzementieren der Machtverhältnisse in den Lehrerinnen-Gewerkschaften und damit Stärkung von deren Einfluss auf die Bildungspolitik.

Jetzt könnte man fragen: Wen kratzts? Die Schüler wohl nicht. Aber stimmt das auch, wenn nicht mehr unbedingt die am allerbesten Qualifizierten unsere Schulen leiten, sondern die politisch Berechenbaren?

Zum Fall VS: "Derzeit sammeln wir Unterschriften der Eltern vor dem Schulhaus, die kein Verständnis für einen Wechsel haben." Zum Fall MS: "Der Zug ist abgefahren. Es ist zum Heulen." Fürwahr!

Gesamtnote: Nicht genügend

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    HANDOUT / AFP / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • In Wien steht ein Vorwurf im Raum, dass bei der Neubesetzung von Schulleitungsposten ein systematischer parteipolitischer Postenschacher betrieben wird, wobei Bewerbungsverfahren manipuliert und Schulleiter nach Parteibuch ausgewählt werden
    • Lehrerinnen und Insider bestätigen die Vorwürfe und geben an, dass dies dem Ziel dient, politische Macht und Einfluss zu festigen, während qualifizierte Bewerber möglicherweise benachteiligt werden und Eltern besorgt sind
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