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Wichtigster Zeuge im Fall Maddie bricht sein Schweigen

2007 verschwand Madeleine McCann in Portugal. Nun spricht Helge B. öffentlich darüber, wie der Tatverdächtige sich ihm anvertraut haben soll.

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Christian B. gilt als Hauptverdächtiger im Fall Maddie.
Christian B. gilt als Hauptverdächtiger im Fall Maddie.
Polizei Mailand

Maddie war erst drei Jahre alt, als sie am 3. Mai 2007 aus einer Ferienwohnung in Praia da Luz verschwand. Die deutsche Polizei geht davon aus, dass Christian B., der 2020 erstmals als Hauptverdächtiger im Fall genannt wurde, für das Verschwinden des Mädchens verantwortlich ist.

Helge B. ist laut der "Bild"-Zeitung der Mann, der den Verdacht auf Christian B. lenkte. Seither wird er von den Behörden geschützt und an verschiedenen Orten in Europa versteckt.

Die Anfänge

Zum ersten Mal äußert sich Helge B. jetzt öffentlich in einem Interview mit der "Bild" zu seinem Verhältnis mit Christian B.. Aufeinandergetroffen seien die beiden zum ersten Mal auf einem Parkplatz vor einer Kneipe. "Meine Freunde Micha und Manni haben mir Christian vorgestellt. Er hatte ihnen bei einer Panne geholfen, das fand ich gut", sagt Zeuge Helge B. Sie hätten sich danach öfters gesehen und er habe nie das Gefühl gehabt, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung sei.

Die Wende

Helge B. erzählt weiter, dass er zusammen mit Manni in Christian B.s Wohnung eingebrochen war, als der gerade in Haft saß. Dort nahmen sie eine Videokamera, zahlreiche Filme und eine Pistole mit.

Beim Anschauen der mitgenommenen Filme machte er eine grauenvolle Entdeckung: Zu sehen war darauf eine Frau zwischen 70 und 80 Jahre alt. "Ich dachte erst: Das ist ein Spielfilm! Es war zu sehen, wie jemand die Frau ausgepeitscht hat. Sie war gefesselt, lag auf dem Bett", so B.

Später habe der maskierte Täter seine Maske ausgezogen und da habe er Christian B. erkannt. Auf einem weiteren Video war die Misshandlung von einem 13- bis 14-jährigen Mädchen zu sehen.

Das Geständnis

Angesprochen auf das Gesehene hat Helge B. den Tatverdächtigen nie. Das Wiedersehen mit Christian B. 2008 auf einem Festival bezeichnet er als "schwierig". "Er hat mich gefragt: Fährst du nicht mehr nach Portugal und machst da Business?"

Nein, habe er geantwortet. Er begründete dies damit, dass es seit dem Verschwinden von Madeleine McCann zu viele Polizeikontrollen gäbe. Er könne nicht verstehen, wie die Kleine so spurlos verschwinden konnte. "Der Christian hatte zwei, drei Bier getrunken und hat daraufhin gesagt: 'Sie hat ja nicht geschrien'."

"Ich habe sofort gecheckt, was der da gesagt hat. Ich dachte: Der weiß das. Der hat damit zu tun. Mir wurde ganz elend." Christian B. sei am nächsten Morgen plötzlich verschwunden gewesen, abgehauen von einem vollbesuchten Festival. Er habe wohl gecheckt, dass Helge B. seine Aussage zuvor verstanden hatte.

Die Aussage

Bereits 2008 rief Helge B. aufgrund der Aussagen seines Ex-Kumpels bei Scotland Yard an, sei da jedoch nicht ernst genommen worden. 2017 unternahm er einen neuen Versuch, erst dann habe man ihm zugehört. "Ich bin dann nach London geflogen und habe dort meine Aussage zu Protokoll gegeben." 2019 sagte Helge B. im Prozess um das Video mit der älteren Dame gegen Christian B. aus.

Die Folgen

Rückblickend bereut Helge B., dass er die Ermittlungen im Fall Maddie neu losgetreten hat. "Mir geht es nicht gut. Ich habe zugenommen, habe Phasen, in denen ich durchdrehe, nächtelang nicht schlafe", sagt er der "Bild".

Christian B. traut er die Tat "auf jeden Fall" zu. Er geht aber davon aus, dass er einen Einbruch in die Ferienwohnung verüben wollte und dann etwas schiefgegangen sei. Daraufhin nahm er Maddie mit – so Helge B.'s Theorie.

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    Amelie McCann (18, im Bild) hat sich an einer Gedenkveranstaltung für ihre verschwundene Schwester Maddie zum ersten Mal öffentlich geäußert.
    Amelie McCann (18, im Bild) hat sich an einer Gedenkveranstaltung für ihre verschwundene Schwester Maddie zum ersten Mal öffentlich geäußert.
    Splash News / Action Press / picturedesk.com