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Spielberg-GP: So grausig wohnt man Last Minute

Die Formel 1 zieht in Spielberg wieder die Massen an. Ein Quartier in letzter Minute buchen? "Heute" wagte den Selbstversuch.

Heute Redaktion
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Dieses Wochenende steigt der große Preis von Österreich. "Heute" ist live vor Ort und mischt sich unter die Massen. Die Formel 1 boomt wieder, das ist heuer auch in Spielberg deutlich spürbar. Schon die ersten Trainings am Freitag waren gut besucht. Am Samstag sind die Tribünen schon seit der Trainings-Session am Vormittag zum Bersten voll.

Dementsprechend schwierig ist es, ein passendes Quartier in der Nähe des Red Bull Rings aufzutreiben. Auf den bekanntesten Hotelplattformen war die Auswahl schon viele Wochen vor dem Motorsport-Event gelinde ausgedrückt karg. Sogar im rund eine Stunde entfernten Graz gehen am Rennwochenende die Preise durch die Decke - die letzten Zimmer kosteten mehr als 600 Euro.

"Heute" entschloss sich, den Selbstversuch zu wagen und sich eine Woche vor dem Grand Prix auf die Jagd nach einer Last-Minute-Unterkunft zu machen.

Der Last-Minute-Deal

Eine Vielzahl an Telefonaten ist nötig. Nicht nur einmal ist am anderen Ende der Leitung auf die Frage nach einem freien Zimmer ein Lachen zu vernehmen.

Dann die Überraschung: Eine ältere Dame verspricht ein Doppelzimmer für eine Person mit Frühstück um 40 Euro pro Nacht, das ganze mit Parkplatz und nur 30 Gehminuten vom Ring entfernt. Deal!

Böses Erwachen



Nach den Freitags-Sessions am Ring geht es auf zur Unterkunft. Ein mulmiges Gefühl bleibt bestehen - es sollte nicht täuschen. Eingeparkt wird auf einem rumpeligen Feld hinter dem Haus. Der Weg zur Tür führt durch eine fast kniehohe Wiese, ruft unweigerlich die längst überfällige Zeckenimpfung in Erinnerung.

Im Haus angekommen wartet die Vermieterin. Beim Bügeln erhebt sie sich nicht aus dem gemütlichen Lehnstuhl, als sie vorab um 80 Euro für die beiden Nächte bittet. Ohne Rechnung freilich, die Registrierkasse scheint es noch nicht bis nach Spielberg geschafft zu haben.

Die erwachsene Tochter wird eine Etage höher geschickt, um das Zimmer zu übergeben.

Dutzende Motten, tote Fliegen



Das versprochene Doppelzimmer stellt sich als Rumpelkammer heraus. Auf wenigen Quadratmetern stapeln sich alte Bücher und Kinderfotos der Tochter. Staubfänger wohin man blickt: ein alter Teppich wölbt sich auf dem knarrenden Boden, die ausladenden Vorhänge streifen am Holztisch, der an einen massiven Schrank und das "Bett" grenzt.

Neben der Tür ziert ein ausgedienter Massage-Sessel das Zimmer. Auf der anderen Seite ragt ein kleines schmutziges Waschbecken aus der Wand. Spinnen hausen in jedem Eck des Zimmers. Der Holzboden neben dem Teppich ist bedeckt mit einem Film aus Staub und toten Fliegen.

Auf dem "Bett" liegen mehrere Schichten Wolldecken. Eine Matratze gibt es nicht. Das Leintuch ist lieblos über drei unebene Polster gelegt. Erste Amtshandlung: Die Wolldecken müssen weg! Das bringt die Krönung der Unwirtlichkeit zum Vorschein. Rund ein Dutzend Motten schwirren unter der Decke hervor. Andere krabbeln munter über das Leintuch. Die Polster (Matratzenattrappe) sind bereits völlig zerfressen.

Fazit: Geld zurück und nichts wie weg!

Flucht nach Proleb



Ein Anruf beim Tourismus-Büro Spielberg und eine Portion Glück ermöglichen schließlich doch noch eine komfortable Nachtruhe. In Proleb, knapp 30 Minuten von der Rennstrecke entfernt, ist durch eine Stornierung ein Doppelzimmer frei geworden. Kostenpunkt: 55 Euro pro Nacht, inklusive Frühstücksbuffet und Putzservice. Alle Spätentschlossenen: Beim nächsten Mal am besten beim Tourismus-Büro euer Glück versuchen!